ANZEIGE
Eine positive Bilanz für das 3. Quartal zieht das hessische Handwerk. Für den Großteil der mehr als 76.000 hessischen Handwerksbetriebe war die Geschäftslage in den Monaten Juli, August und September erfreulich. Über 84 Prozent der Betriebe berichten der Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, Susanne Haus, zufolge, über eine gute oder zumindest befriedigende Geschäftslage. Die Ursachen sind dicke Auftragspolster, niedrige Zinsen und eine gute Konsumentenlaune. „Die Handwerkskonjunktur hat wieder Tritt gefasst und schon das zweite Quartal in Folge spiegeln die Rückmeldungen der Betriebe eine insgesamt zufriedenstellende Situation“, so die Handwerkspräsidentin.
„Auch wenn in den meisten Branchen die unmittelbaren Auswirkungen der Coronapandemie weitgehend überwunden sind, könnten sich die indirekten Folgen der Krise jedoch als Bremsklotz für die kommende Entwicklung erweisen“, sagte Haus. Die saisonübliche Belebung der Beschäftigtenzahlen zum Start des neuen Ausbildungsjahres bleibe wie schon 2020 aus. Zudem bekämen viele Handwerksunternehmen die Verwerfungen in den globalen Lieferketten in Form von Materialengpässen und starkem Preisanstieg zu spüren. Eine weitere Nachwirkung der Krise seien die zurückhaltenden Investitionspläne der Betriebe, die auf eine gewisse Unsicherheit und ausgedünnte Kapitaldecke zurückzuführen sein dürfte.
Das gute Gesamtergebnis wurde vor allem durch die Gesundheitshandwerke (Augenoptiker, Zahntechniker) und die Nahrungsmittelhandwerke geprägt. Beide Branchen profitieren von der schrittweisen Aufhebung der Distanzierung. Unter den Gesundheitshandwerkern gaben 83 Prozent eine positive Rückmeldung zur aktuellen Geschäftslage und fast jeder Dritte erwartet eine weitere Belebung durch das Jahresendgeschäft. Bäcker, Fleischer und Konditoren profitieren von der sich erholenden Gastronomie, der Zunahme des Take-away-Geschäfts und dem Wiederaufleben von Veranstaltungen und privaten Feiern. In schwierigem Fahrwasser befinden sich die Kfz-Handwerke. Hier hatte sich der Geschäftsklimaindikator im Sommer erholt, danach aber wieder nachgelassen. Dies dürfte u.a. den Chip-Engpässen bei den Herstellern geschuldet sein, die zu einem Rückgang der Neuzulassungen führen und in der Folge zu einem stagnierenden Gebrauchtwagenmarkt. Lediglich 69 Prozent der Kfz-Betriebe berichten von guten oder zumindest befriedigenden Geschäften.
Im 3. Quartal hat sich bei knapp 16 Prozent der Betriebe die Zahl der Beschäftigten erhöht, bei gut 15 Prozent ist diese gesunken und bei 69 Prozent stabil geblieben. Der Beschäftigtensaldo liegt somit bei Null und erreicht nicht den zu dieser Zeit üblichen positiven Wert. Vor der Coronakrise hatten die Handwerksbetriebe in den Sommermonaten aufgrund der neuen Lehrlinge in der Regel häufiger zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, als dass sie den Mitarbeiterstamm verkleinert hätten. Haus: „Das Nachwuchsproblem verschärft sich somit das zweite Jahr in Folge, was für das schon lange unter Fachkräftemangel leidende Handwerk schwer zu verkraften sein wird.“
Die Erwartungen mit Blick auf die Entwicklung zum Jahresende gibt Hoffnung, dass die grundsätzlich günstige Lage bis zum Jahreswechsel stabil bleiben wird. 73 Prozent der befragten Betriebe rechnen für das 4. Quartal mit einer gleichbleibenden und 13 Prozent mit einer verbesserten Geschäftslage. „Die Geschäftserwartungen der Betriebe sind günstiger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Offenbar hoffen die Betriebsinhaber, dass das Infektionsgeschehen soweit unter Kontrolle bleibt, dass ihnen weder erneute staatliche Auflagen, noch wiederholte Zurückhaltung der Kunden drohen“, meinte Haus. Wichtig sei zudem, dass die Materialengpässe bald überwunden werden, damit Betrieben keine Umsätze entgehen, die sie gerade jetzt dringend brauchen.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram!
Symbolbild