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Über 40 Nordenstadter Landfrauen und -männer machten sich am Mittwoch auf den Weg ins Saarland, um den schönen Weihnachtsmarkt in Sankt Wendel zu besuchen. Unterwegs glitzerte der Schnee bei strahlendem Sonnenschein auf der hügeligen Landschaft, die Luft jedoch war bitterkalt.
Zwei als historische Nachtwächter gewandete Stadtführer teilten die Gruppe und luden zu einem Rundgang durch die 27.000 Einwohner zählende Stadt ein.
Der Name geht auf den vermutlich irischen Mönch Wendalinus zurück, der im 6. Jahrhundert als Schafhirt eines Trierer Raubritters ein Translokationswunder bewirkte. Als der Gutsherr von einem seiner Raubzüge zurückkam, traf er Wendelin weit entfernt von dem Gehöft an. Da er am selben Abend noch ein Tier aus der Herde seinen Gästen vorsetzen wollte, machte er Wendelin heftige Vorwürfe. Dieser beruhigte ihn: „Gott wird es schon richten“. Verärgert ritt der Gutsherr eilig davon. Als er jedoch an seinem Gehöft ankam, sah er Wendelin gerade vor ihm mit der Herde einziehen. Nach der Legende betrug die Entfernung sieben Meilen, das entspricht einem Zweitagesweg.
Auf den Raubritter machte dies einen gewaltigen Eindruck. Er ließ von seinem bisherigen schlechten Lebenswandel ab und stellte Wendelin ein Stück Land für eine kleine Einsiedelei zur Verfügung in jener Gegend, wo sich heute St. Wendel befindet. Nach seinem Tod wurde Wendelin als Heiliger verehrt und die Stadt ein Wallfahrtsort. Seine Reliquien werden hinter dem Hochaltar in der 1460 fertiggestellten Basilika aufbewahrt.
Im Laufe seiner wechselvollen Geschichte hat die Stadt einiges mitgemacht wie Kriege, Belagerungen, Brände. 1814 kam sie für 20 Jahre in den Besitz von Herzog Ernst aus Sachsen-Coburg. Immer knapp bei Kasse versuchte seine Regierung, die Bevölkerung bis aufs letzte auszupressen. Er ließ sich kaum blicken, schob jedoch seine Frau Luise dorthin ab, als er ihrer überdrüssig war. Ihr gemeinsamer Sohn Albert heiratete Königin Victoria von England. Noch heute lautet der Spitzname für die St. Wendeler „Coburger“.
St. Wendel ist übrigens die Keimzelle der Globus-Supermärkte, 1821 begann Franz Bruch hier eine Kaufmannslehre. Heute führt sein Ururenkel Thomas das Unternehmen, nun auch in Nordenstadt zu finden.
Ohne Führer ging es anschließend auf den sehenswerten Weihnachtsmarkt mit zahlreichen Attraktionen: Weihnachtspyramide, Zwergenwald mit 200 zipfelbemützten, quicklebendigen Kerlchen, mannshohe Nussknacker, große Krippenausstellung, Rodelbahn mit echtem Alpenschnee sowie Mittelaltermarkt samt üppigem Aktionsprogramm. Jeden Nachmittag ziehen die Weisen aus dem Morgenland mit ihren Kamelen und großem Gefolge durch die Innenstadt. Wieder am Lagerplatz angekommen wird in bunten Szenen die Weihnachtsgeschichte aufgeführt. Der Nikolaus kommt ebenfalls mit lebenden (Ren-)Tieren und begeistert nicht nur die Kinder. Auf der Rückfahrt im Bus vernahm man einhelliges Lob für diesen schönen Ausflug.
Fotos: Privat