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Die 75.000 hessischen Handwerksbetriebe blicken auf ein konjunkturell positiv verlaufenes Jahr 2012 zurück. Mehr als 80 Prozent der Handwerksbetriebe waren mit ihrer Geschäftslage mindestens zufrieden. Auch die Aussichten für das Jahr 2013 sind insgesamt optimistisch, bemerkenswerte Wachstumsschübe werden von den Unternehmern jedoch nicht erwartet. Dieses Fazit zog der Präsident des Hessischen Handwerkstages (HHT), Bernd Ehinger, bei der HHT-Jahrespressekonferenz Mitte Januar in Wiesbaden und bezeichnete das zumeist regional agierende Handwerk als „Stütze eines florierenden Binnenmarkts“.
Vor allem für die Bau- und Ausbauhandwerke verlief das Jahr 2012 sehr positiv. Die Ausbauhandwerker waren mit ihrer Geschäftslage bis zu knapp 90 Prozent mindestens zufrieden. Ehinger zufolge zeige sich hier die anhaltend hohe Nachfrage nach energetischer Gebäudesanierung privater und gewerblicher Immobilienbesitzer. Das Kfz-Handwerk hat hingegen etwas an konjunktureller Dynamik eingebüßt. Zum Jahresende 2012 waren nur 70 Prozent der hessischen Kfz-Unternehmer mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden. Das Geld, welches an der Tankstelle ausgegeben wird, steht nicht mehr für Wartung oder Anschaffung eines neuen oder gebrauchten Kraftfahrzeuges zur Verfügung.
„Der Konjunkturzenit ist nach unserer Auffassung überschritten. Für das kommende Jahr erwarten die Handwerksunternehmer in Hessen kontinuierliche Geschäftslageaussichten ohne größere Zuwächse“, prognostizierte Ehinger. Die Eurokrise und die damit verbundenen äußerst niedrigen Zinsen verlagerten Anlageinvestitionen der privaten Haushalte in Anschaffungsinvestitionen. Die Folgen einer mehr dezentralen und auch auf Energiesparen fokussierten Energiewende böten große Auftragschancen gerade im Bau- und Ausbaubereich. Ehinger erwartet ein Zuwachs von einem Prozent.
Ehinger bedauerte, dass die geplante steuerliche Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen an Wohngebäuden im Vermittlungsausschuss gescheitert sei. Diese habe zu einem echten Sanierungsstau geführt. „Ungeachtet der bereits erfolgten richtigen Weichenstellungen auf Hessenebene brauchen wir zielführende Programme und konkrete Projekte in Hessen“, erklärte der hessische Handwerkspräsident.
Mit Blick auf den demografischen Wandel sei die Sicherung des Bedarfs an Lehrlingen und Fachkräften eine der wichtigsten Herausforderungen der nächsten Jahre, stellte HHT-Vizepräsident Hans-Werner Schech fest. “Im hessischen Handwerk gibt es keinen Lehrstellenmangel, sondern einen Lehrlingsmangel“, so Schech. Im Erhebungszeitraum 1. Oktober 2011 bis 30. September 2012 seien 10.526 neue Lehrverträge bei den drei hessischen Handwerkskammern eingetragen worden. Dies entspreche einem Rückgang von 447 Lehrverträgen oder einem Minus von 4,1 Prozent, was zeige, dass längst nicht alle Lehrstellen im hessischen Handwerk mit geeigneten Bewerbern hätten besetzt werden können.
HHT-Geschäftsführer Harald Brandes lobte ausdrücklich den von CDU und FDP-Landtagsfraktion vorgelegten aktuellen Gesetzentwurf zur „Förderung der mittelständischen Wirtschaft und zur Vergabe öffentlicher Aufträge“. Insbesondere das Ziel, die Hürden für kleine und mittelständische Unter-nehmen bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen möglichst gering zu halten, sei ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung des Wirtschaftsstandorts Hessen, so Bran-des. Mit der Festschreibung der hohen Freigrenzen für die freihändige Vergabe bis zu 100.000 Euro je Fachlos und der Möglichkeit der bloß beschränkten Ausschreibung von Bauleistungen bis zu 1 Million Euro je Fachlos werde hierbei eine zentrale Forderung des Handwerks aufgegriffen.
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