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Nach den negativen Schlagzeilen der letzten Wochen, aufgrund des TV-Berichts von Günther Wallraff, über die hygienischen und personellen Defizite in der Notaufnahme der Helios- HSK, waren die Verantwortlichen sichtlich froh, aktiv mit Informationen zum geplanten Neubau an die Öffentlichkeit zu treten.
Professor Dr. Dieter Braus, ärztlicher Direktor begrüßte die Anwesenden. Er, wie auch alle nachfolgenden Redner, betonte, wie sehr er sich darüber freue endlich „mit“ Bürgern über HELIOS zu sprechen, da in der Vergangenheit eher „über“ das Unternehmen gesprochen worden sei. Er forderte die Anwesenden auf in der Fragerunde alle Themen anzusprechen, die ihnen in Zusammenhang mit der Klinik auf dem Herzen lägen.
Vor die Diskussion hatten die Helios Verantwortlichen jedoch die Vorträge gesetzt und die sollten von den angesetzten zwei Stunden einen großen Teil der Zeit in Anspruch nehmen.
Kristian Gäbler, seit Juni 2015 Mitglied der dreiköpfigen Klinikgeschäftsführung, Florian Stolz, als Projektleiter zuständig für den Klinikneubau, die Professorin Dr. Grietje Beck, Klinikdirektorin für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie und ihr Kollege Professor Dr. Ralf Kiesslich, Klinikdirektor Innere Medizin II: Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie standen für Fragen zur Verfügung.
Auch Professor Kiesslich betonte in seiner Begrüßung, dass man die Anwesenden in dieser Veranstaltung Informationen aus erster Hand und nicht über Dritte erhalten würde und hob die ausgezeichnete und anerkannte fachliche Reputation der HELIOS Klinik, die sich auch in der guten Zusammenarbeit mit anderen Kliniken wie zum Beispiel der Mainzer Uniklinik wiederspiegele, hervor. Er erwähnt die verschiedenen Fachabteilungen und lobte in diesem Zusammenhang besonders die „Stroke Unit“, die rund um Wiesbaden die zentrale Anlaufstelle für Schlaganfallpatienten ist. Dieser Hinweis kam sicher nicht ganz von ungefähr, denn genau dieser Station war es in der Wallraff Dokumentation in Ermangelung eines freien Betts, nur um Haaresbreite gelungen, eine Patientin mit Verdacht auf Schlaganfall/Hirnblutung aufzunehmen.
Bereits zu Beginn der Veranstaltung, konnten die sich Teilnehmer anhand eines Modells einen ersten Eindruck über die neue Klinik verschaffen und Fragen schriftlich einreichen. Projektleiter Stolz erläuterte den neuen Klinikbau anhand verschiedener Pläne und graphischer Gebäudeansichten.
Informationen zum Neubau finden Sie am Ende des Artikels in unserer InfoBox.
Das neue Bildungszentrums für die 120 Auszubildenden an der Klinik ist bereits fertig. Geplant ist noch eine Lärmschutzwand in Richtung Veilchenweg sowie eine Bepflanzung, die ebenfalls dem Lärmschutz dienen soll. In diesem Zusammenhang kam die Frage nach einer möglichen Staubbelastung durch Neubau und Abriss auf. Hierzu äußerten sich die Verantwortlichen beruhigend. Schon im eigenen Interesse durch den laufenden Betrieb des Krankenhauses, würde man beim Neubau genauso wie beim anschließenden Abriss des alten Klinikgebäudes sorgfältig auf die Staubvermeidung achten. Entsprechende Maßnahmen wie zum Beispiel Bewässerungen, seien vorgesehen. Darüber hinaus ist eine entsprechende Wegführung geplant, die die Anwohner so wenig wie möglich belaste. Die anwesenden Anwohner bemerkten, dass das aktuell nicht der Fall sei. Zur Verbesserung überlege man seitens der Klinik „Bausprechstunde“ für Anlieger anzubieten.
Der Neubau der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken wird auf der bisherigen Ausgleichsfläche erfolgen die dortige Bebauung wurde bereits abgerissen und durch Neubauten ersetzt. HELIOS rechnet rasch mit einer Teilbaugenehmigung, um noch in diesem Frühjahr mit den Aushubarbeiten beginnen zu können. Nach dem Bezug des Neubaus - voraussichtlich 2020 – erfolgt der Abriss des alten Klinikgebäudes. Nur das Zwergnase Haus und das Foyer der jetzigen Klinik bleiben bestehen, da diese Grundstücke nicht zum Klinikbesitz zählen. Auf der freiwerdenden Fläche entsteht ein parkähnliches Gelände, das zum Teil auch über geschützte Patientenbereiche – wie zum Beispiel für die Palliativmedizin – verfügen wird.
Die mittlerweile schon etwas ungeduldigen Bürger warteten gespannt auf den Moment in dem Ihre Fragen zugelassen wurden. Zuerst diskutierten die Anwohner über die für sie zum Teil unerträgliche Lärmbelästigung. Seit der Übernahme durch HELIOS macht der Betriebshof - laut der Anlieger - seinem Namen alle Ehre. Tag und Nacht fahren LKWs zum be- und entladen vor, sodass es kaum noch Ruhezeiten, auch nicht am Wochenende, gäbe. Hier sieht Kristian Gäbler nur wenig Spielraum, der Verkehr sei notwendig für den Klinikbetrieb und deshalb eine – zwar bedauerliche – aber unabänderliche Tatsache.
Jetzt wurden die Frager warm, ein Ver.di Vertreter wollte zum Einstieg wissen, ob HELIOS zusichern könne, dass bei der Vergabe der Bauarbeiten an Subunternehmen garantierte Mindestlöhne gezahlt würden? Die folgende Antwort war lang, ausführlich und verlor sich am Ende darin, dass darauf geachtet werden würde, aber die Verantwortung dafür, letztendlich nicht bei HELIOS liege. Danach widmete der Ver.di Vertreter seine Aufmerksamkeit dem Thema Personalabbau und ob der kürzlich aufgetretene Keimbefall in der Neonatologie damit in einem Zusammenhang stehe? Mehrere Zwischenrufe und Fragen wurden laut. Gäbler bejahte, dass die neuen Arbeitsabläufe noch verbesserungswürdig seien, es aber keinen Zusammenhang mit der höheren Arbeitsbelastung und dem neuen Personal gäbe. Man arbeite bereits an den Prozessen. Die Frage warum Mitarbeiter zuerst freigesetzt und dann die Positionen neu besetzt werden verhallte unbeantwortet.
Zum Trost sei hier gesagt, dass es den Bürgern hier nicht besser erging, als tags zuvor den Mitgliedern des Beteiligungsausschusses im Stadtrat. In der bis späte in die Nacht dauernden Sitzung, war es den Stadtverordneten der Grünen sowie der Linken und den Piraten nicht gelungen, konkrete Antworten aus Gäbler und seiner Kollegin und Mitgeschäftsführerin Corinna Glenz herauszulocken. Mit der Unterstützung durch Fraktionsvorstand und Sitzungsleiter Bernhard Lorenz und seinen Koalitionspartnern aus der SPD, zeiget sich Gäbler jedoch weniger beherrscht.
So leicht ließen die Anwesenden, unter denen sich auch Teilnehmer der Sitzung vom Vorabend befanden, jedoch nicht abschütteln und fragten erneut nach Pflegeschlüsseln und Umstrukturierungen durch Verlagerung bestimmter Arbeitsbereiche wie zum Beispiel den Krankentransport innerhalb der Klinik in eigene Unternehmen zur Kostenersparnis. Auch hier verwies Gäbler stets auf die sicher noch Verbesserungswürdigen Strukturen. Die Prozessoptimierung sei jedoch bereits in Arbeit.
Stimmt es, dass bei HELIOS Gewinnvorgaben von 12 bis 15 Prozent angepeilt werden? Das wollte ein Bürger wissen, verbunden mit der Frage an Gäbler, wie man einen solchen Job machen und dabei noch in den Spiegel schauen könne? Gäbler antwortete, dass derartige Gewinnmargen sein müssten, um defizitäre Häuser wie die HSK zu sanieren und Baukosten von 200 Millionen Euro aufzubringen. Übrigens liegt der Anteil der Stadt an den Kosten bei 60 Millionen.
Die Verantwortlichen der HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken haben insgesamt sieben Veranstaltungen dieser Art geplant. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der am Mittwoch anwesenden Bürger Anlieger und somit direkt vom Umbau Betroffene waren, muss man bei den folgenden Veranstaltungen mit noch geringerem Interesse rechnen. Schade, denn genau hier hätten die Wiesbadener eine ideale Gelegenheit mit dem Unternehmen ins Gespräch zu kommen.
Unabhängig vom Ausgang der Kommunalwahl und dem Wunsch vieler Wiesbadener ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die ehemaligen Dr. Horst-Schmidt-Kliniken wieder in das Eigentum der Stadt zurückgehen. Beschäftigt man sich näher mit diesem Thema ist festzustellen, dass es innerhalb der Stadt keine befähigten Personen gibt, die in der Lage wären ein solches Unternehmen erfolgreich durch die Wirren des deutschen Gesundheitssystems zu steuern.
So bleibt letztendlich nur die Hochachtung vor den Ärztinnen und Ärzten, die gemeinsam mit ihrem dem Pflegepersonal, unter diesen Umständen, Tag für alles in ihrer Macht stehende für ihre Patienten tun, die in den Kliniken und auch bei den niedergelassenen Ärzten mit den Auswirkungen der von Lobbyisten gesteuerten deutschen Gesundheitspolitik leben und im schlimmsten Fall sterben müssen.
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Nachfolgend finden Sie Links und Informationen zum Thema:
Details zum Neubau der HELIOS Dr. Horst Schmidt Klinken
Infos zum Thema MRSA.
Personalschlüssel für Krankenhäuser.
Alles zum Thema Überlastungsanzeige.
Outsourcing in Krankenhäusern.