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Die griechische Aktivistin und Publizistin Margarita Tsomou entwickelt für das internationale Festival, frei nach dem altgriechischen Vorbild der Agora, einen Marktplatz des kritischen Dialogs, der die Repräsentationsmechanismen unseres politischen Alltags hinterfragt. Am Donnerstag, stand diese Arena den Wiesbadenern zur Verfügung. Die Initiative „Haus der Stadtkultur im Alte Gericht“ hatte im Vorfeld engagierte Bürger sowie alle im Wiesbadener Stadtparlament vertretene Parteien eingeladen, sich mit einem 5 minütigen Impulsbeitrag vorzustellen.
Um es vorweg zu nehmen. Nur wenige Wiesbadener fanden am Donnerstag, um 15:00 Uhr den Weg in die Biennale Agora am Warmen Damm, um zu hören, was sich Bürger oder deren politische Vertreter für ihre Stadt wünschen und welche Ideen, und Visionen sie für die Zukunft „ihrer Stadt“ haben.
Laut Christa Bisenius, von der Initiative „Haus der Stadtkultur“ wurden Fraktionsvorsitzenden aller Parteien in Wiesbaden zur Teilnahme eingeladen und konnten im Falle einer Verhinderung, Vertreter entsenden. FDP und SPD sendeten eine Absage. CDU und AFD reagierten nicht. Mit einem Redebeitrag vertreten waren die Grünen durch ihre Kulturpolitische Sprecherin Dorothea Angor sowie die Linke, mit Brigitte Forßbohm. Ebenfalls eingeladen waren Dr. Blich, Dr. Streich und Herr Horsten vom Denkmalschutz, Andreas Guntrum von der SEG und der Vorsitzende des Förderverein Stadtmuseum Jochen Baumgartner, die laut Bisenius teilweise gar nicht reagiert hatten.
Ganz gleich welche Gründe jeden Einzelnen veranlasst haben nicht zu reagieren, es bleibt das schale Gefühl des fehlenden Anstands, Interesse oder Inspiration und lässt viel Raum für Interpretation.
Umso erfreulicher waren die Beiträge der anwesenden Redner, die zu ganz unterschiedlichen Aspekten des Lebens in der Landeshauptstadt Stellung nahmen. Mit Papierkugeln, die symbolisch für Zustimmung standen, konnte das Publikum im Anschluss an jeden Beitrag, visuell Applaus spenden. Fünf Minuten hatte jeder, um seine Position oder sein Thema zu präsentieren. Im Anschluss konnten drei Minuten Fragen oder Kommentare aus dem Auditorium abgegeben werden.
Gestritten wurde wenig, denn im Kern war man sich im Kreis der Anwesenden einig, dass es in Wiesbaden einige Baustellen gibt, die dringend bearbeitet werden müssen.
Schade, dass die Biennale am Sonntag, 4. September zu Ende geht. Wiesbaden braucht länger als zehn Tage, um aus dem tiefen Schlaf der Beamten- und Kurstadt zu erwachen. Die beiden Kuratoren Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer haben mit ihrer Arbeit ein Ausrufezeichen gesetzt und viele Besucher, die sich für diese geniale Veranstaltung geöffnet haben ohne gleich zu meckern oder besser zu wissen, sind schon jetzt gespannt, wie es in zwei Jahren weitergehen wird.
Bis dahin müssen die Interessengemeinschaften in Wiesbaden in jedem Fall auch ohne Agora im Gespräch bleiben, um gemeinsam ein „l(i)ebenswertes Wiesbaden“ zu gestalten.
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Fotos: Petra Schumann