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Den neuen Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende mit den Sorgen, Nöten und Wünschen in Nordenstadt bekannt zu machen, wollten sich über 100 Bürgerinnen und Bürger nicht entgehen lassen und so waren die im Hof des Heimatmuseums aufgestellten Sitzbänke bei weitem nicht ausreichend und viele mussten sich mit einem Stehplatz zufrieden geben.
Angesichts des zeitlich begrenzten Termins hielt man sich nach der kurzen Vorstellung der politischen Vertreter nicht lange mit Vorgeplänkel auf. Nicht unerwartet wurde der unfassbar schlechte Zustand des Bürgerzentrums, unter anderem vom langjährigen Ortsvorsteher Rainer Pfeifer, thematisiert. OB Mende zeigte sich betroffen, bei einem Ortstermin hatte er sich bereits persönlich überzeugen können, dass das Gebäude quasi abbruchreif ist. In seiner Antwort erläuterte er, dass die Anforderungen an einen Neubau Teil des Problems seien. Ein Bürgerhaus, das gleichzeitig eine Apotheke, Arztpraxen und andere Dinge beherbergen soll, ist mit der Vorschrift des „Gemeinbedarfs“, die für den Bau von Gemeindehäusern gilt, nicht in Einklang zu bringen. Fachleute der Stadt überlegen jetzt, wie diese Anforderungen mit dem Baurecht in Einklang zu bringen sind. Möglicherweise muss dafür ein neuer Bebauungsplan erstellt werden.
Wer sich mit Planungsrecht auskennt weiß, dass das der entscheidenden Faktor ist, der zu weiteren Jahren des Stillstands führen kann. Mende hofft auf eine schnellere Lösung, kann dies aber laut seiner Aussage nicht beeinflussen. Dabei stellte er fest, dass der notwendige und erwartete Finanzbedarf für dieses Projekt noch nicht in den Haushaltsplan eingestellt wurde. Er erwartet diese Planung für den kommenden Doppelhaushalt der Stadt.
Schon seit Jahren wünschen sich die östlichen Vororte einen eigenen Bahnanschluss in Richtung Wiesbaden und Frankfurt. Die Planungen zur Wallauer Spange sind mittlerweile weit fortgeschritten, offen ist dagegen noch die Entscheidung über den Standort der Haltestelle. Hierzu hatten die Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Fragen, die sie an Verkehrsdezernent Andreas Kowol richteten.
Hier hatte Kowol positives zu berichten. Mit dem Bau der Verbindung über die Wallauer Spange nach Frankfurt ist Wiesbaden die erste Strecke des neuen Hessen Express, der die großen hessischen Städte untereinander verbinden wird. Die Finanzierung über den Bundesverkehrswegeplan ist für diesen Teilabschnitt bereits gesichert. Die Planung (zweigleisig) ist abgeschlossen, wenn auch noch nicht genehmigt. Zurzeit laufen die Abstimmungsgespräche zwischen Wiesbaden, Hofheim und Hochheim. Außerdem müssen die Busanbindungen aus allen Orten geplant und die Ausstattung mit Park & Ride Plätzen sowie Fahrradstellplätze dimensioniert werden. Außerdem wird bei der Planung laut Kowol unbedingt darauf geachtet, die Durchgangsverkehre, zum Beispiel durch Delkenheim, dadurch nicht zu erhöhen.
Ein weiteres Thema ist die Versorgung durch ESWE Verkehr durch die Linie 15. Hier konnte Jörg Gerhard Geschäftsführer von ESWE einige gute Nachrichten überbringen. Eine neue Haltestelle am Hainweg und eine höhere Taktung versprechen Abhilfe und auch die Linie 37 Bierstadt-Igstadt-Nordenstadt wird aus dem Probebetrieb in den Normalfahrplan übernommen und wird ebenfalls an die neue Haltestelle Hainweg angebunden. Außerdem werden mit Inbetriebnahme der Haltestelle Hainweg alle Fahrten der Linie 15, die bislang in Erbenheim enden, bis Nordenstadt weitergeführt. Außerdem wird auch in den Abendstunden der Halbstundentakt eingeführt.
Auch die gesamte Verkehrsplanung kam zur Sprache. Kwool bestätigte das Verkehrsproblem in Nordenstadt. Er kündigte eine Ertüchtigung der A66 auf sechs Spuren an, da der Bau einer Umgehungsstraße nicht realisierbar ist. Für die ferne Zukunft ist immer noch eine zusätzliche Ausfahrt zwischen Nordenstadt und Erbenheim geplant. Das ist wegen der Besiedlung weiterer Flächen in Nordenstadt und geplanter Nachverdichtung unumgänglich.
Zum Thema neue Einfeldhalle konnte Mende in Absprache mit SEG Geschäftsführer Andreas Guntrum bestätigen, dass die Arbeiten im Winter, nach Abschluss der Arbeiten an der Grundschule, beginnen werden.
Seit Jahren ist der Baumbestand im Westring ein Thema, die Anwohner beklagen die starke Belastung durch Blätter und Früchte. Durch den jahrelangen Wildwuchs verschlechtert sich die Wohnsituation der Anlieger erheblich. Pfeifer und Kowol sehen diese Problematik unterschiedlich, während Kowol den kerngesunden Baumbestand lobt, sorgt sich Ortsvorsteher Pfeifer um die Belastung und Beeinträchtigung der Anwohner. Kowol signalisierte Bereitschaft, über einen Pflegeschnitt nachzudenken.
Einige waren sich mehrere Bürger über den traurigen Zustand des San-Sebastian-Platzes. Sie forderten Herrn Mende auf, sich für die Bepflanzung einzusetzen. Durch die Pflege der Kreisel, für die die Gemeinde bereits 4.000 Euro investiert, sind deren Mittel erschöpft. Das Grünflächenamt hat signalisiert, einen Vorschlag zu machen den Platz neu zu gestalten.
Die vielbefahrene Borsigstraße braucht nach Bürgermeinung dringend einen sicheren Übergang für Fußgänger und auch vor der Grundschule herrschen chaotische und gefährliche Verkehrsverhältnisse, dem stimmte Andreas Kowol zu, bat aber um Verständnis, dass es verkehrsrechtlich oft nicht möglich ist, Tempo 30 Zonen einzurichten.
Oberbürgermeister Mende bekam durch eine Bürgerin eine Zusammenfassung zum Thema Nordenstadter Friedhof überreicht, der in einem schlechten baulichen Zustand ist. Er versprach, die Unterlage weiterzureichen und sich um das Thema zu kümmern.
Kleiner Scherz am Rande - kein politisches Thema in Nordenstadt ohne eine Karrikatur von Guntram Eisenmann. Diesmal hatte er sich das marode Gemeindezentrum zum Thema gemacht und hatte damit die bitteren Lacher auf seiner Seite.
Spätestens nach diesem Termin dürfte dem neuen Oberbürgermeister klar sein, wie es in Nordenstadt brodelt. Nicht alles fällt in seinen Beritt, trotzdem wird er nach den ersten sechs Amtsjahren sicher auch dort an seinen Taten gemessen.
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Fotos: Petra Schumann