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Seit Sonntag, 13. September sind die Helfer der Johanniter, des Roten Kreuz und der ASB in und um Wiesbaden voll und ganz damit beschäftigt, die Unterbringung der bis zu 1.000 in Wiesbaden angekommenen Flüchtlinge zu organisieren. Seit Freittag arbeiten DLRG Mitglieder in Auringen ebenfalls an dieser Aufgabe.
Die Versorgung der Flüchtlinge und auch der Helfer mit Nahrung, Hygieneartikeln, warmer Kleidung und Schuhen ist zum einen eine logistische Herausforderung, zum anderen ist die Mehrzahl der Helfer ehrenamtlich tätig und muss einer geregelten Arbeit nachgehen. Da kann man sich leicht ausrechnen, dass dieser Aufwand längerfristig personell nur schwer aufrechterhalten werden kann.
Dazu kommt der Umgang mit den Menschen und ihren zum Teil grauenvollen Erlebnissen während der Flucht aus ihren Heimatländern, die alle Helfer vor eine große psychische Belastung stellt. Zwar sind Seelsorger vor Ort, die auch mit den Helfern Gespräche führen, aber es ist zu befürchten, dass eine Reflexion des Gehörten und Gesehene erst geschieht, wenn die Helfer selbst zur Ruhe kommen.
Zum Teil unvorstellbares Leid liegt hinter den Flüchtlingen. Da ist zum Beispiel der kleine vierjährige Junge, der ohne seine Eltern in Wiesbaden ankam. Beide wurden während der Flucht durch Syrien erschossen. Andere Flüchtlinge nahmen sich dem kleinen Jungen an und brachten ihn mit hierher nach Deutschland. Ein Blick in die großen, leeren Augen dieses völlig verlassenen Kindes lässt nur erahnen, was er durchgemacht haben muss.
Ein Mann erzählt, dass er ursprünglich mit seiner hochschwangeren Frau auf die Flucht ging. Auf der Überfahrt gebar die Frau im Flüchtlingsboot Zwillinge und verstarb an den Folgen der Geburt. Die Schlepper warfen die Leiche der Frau und die der beiden Neugeborenen über Bord. Wer kann glauben, dass Mensch diese Erlebnisse jemals in seinem Leben vergessen oder verkraften kann?
Wie oft haben wir im Fernsehen Bilder aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gesehen und matt abgewinkt, wenn Oma oder Opa, oft mit Tränen in den Augen, aus dieser Zeit erzählten. Schon diese Erlebnisse konnten die nachfolgenden Generationen nicht mehr so recht nach empfinden, aber vor allen Dingen konnte man sagen, das ist Vergangenheit. Für die Flüchtlinge aus den Krisengebieten ist der Krieg Gegenwart und selbst nach der geglückten Flucht nach Europa kann niemand konkret sagen, wie es für sie weitergehen wird. Die Helfer in den vier Wiesbadener Erstaufnahmestellen können nur versuchen, die Grundbedürfnisse der dort gestrandeten Menschen zu befriedigen und Tag für Tag ein wenig Trost zu spenden. Für langfristige Perspektiven gibt es Moment leider deutschlandweit noch keine Pläne
Wenn Sie helfen wollen senden Sie Ihr Hilfsangebot bitte direkt über das Online-Formular an den Orga-Stab der Stadt Wiesbaden.
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