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1962: Im Hörsaal des Museums Wiesbaden wurde von einer losen Formation junger Künstler und Musiker ein Steinwayflügel mittels Äxten, Hämmern, Sägen, Schraubenziehern und anderer Werkzeuge zerstört. Es folgte internationale Entrüstung und Empörung und polarisierende Begeisterung seitens des Publikums und der Presse: ein Skandal und – wie wir heute wissen – ein neues Kunstverständnis war geboren. Die Auflösung dogmatischer Grenzen, zwischen dem, was Kunst sei und was nicht, gab der Kunstbewegung ihren Namen: Fluxus.
Im besonderen Maße wertgeschätzt wird dieses umfangreiche Programm insbesondere durch die Förderung der Kulturstiftung des Bundes, deren Schwerpunkt auf der Förderung innovativer Programme und Projekte im internationalen Kontext sowie kulturellem Austausch und grenzüberschreitender Zusammenarbeit liegt. So wird zum Beispiel die dOCUMENTA durch die Bundeskulturstiftung bezuschusst.
„Fluxus 50“ und die Theaterbiennale „Neue Stücke aus Europa 2012“ sind zwei Projekte im Rhein-Main-Gebiet, die gefördert werden. „Darüber freue ich mich ganz besonders, denn dies ist eine besondere Anerkennung und bestätigt die hohe Qualität unseres Fluxus-Programms“, so die Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz.
Insgesamt zwölf namhafte Institutionen Wiesbadens haben sich dem Thema „Fluxus 50“ angenommen und mit Fleiß und Freude Fluxus-Leckerbissen zubereitet, die 2012 aufgetischt werden.
So wird beispielsweise Ben Patterson eine umfangreiche Ausstellung mit Live-Performances im Nassauischen Kunstverein gewidmet. Er gehört zu den Fluxus-Begründern, die 1962 die legendären „Wiesbadener Festspiele Neuester Musik“ im Hörsaal des städtischen Museums veranstaltet haben und lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Wiesbaden. Erstmals wird seinem künstlerischen Werk in dieser umfassenden Form in Wiesbaden Aufmerksamkeit zuteil. Auch im Museum Wiesbaden wird Patterson mit einer imposanten neuen Arbeit vertreten sein.
Außerdem werden im Museum Wiesbaden Ausstellungsinszenierungen zu sehen sein, die andere Fluxus-Urheber wie George Maciunas, Nam June Paik, Emmett Williams, Wolf Vostell, Alison Knowles, Dick Higgins und John Cage zeigen. Letzterem zu Ehren wird auch ein Konzert in der Musikbibliothek veranstaltet.
Weitere Konzerte, Performances und Fluxus-Kompositionen sowie Ausstellungen werden im Bellevuesaal, im Kunstverein Walkmühle und im Kunsthaus ausgerichtet. Das Staatstheater Wiesbaden wird im Museum eine Uraufführung zeigen und auch die Programme der Filmbühne Caligari und des Literaturhauses Villa Clementine werden auf das Fluxus-Motiv abgestimmt. Im Stadtmuseum wird eine historische und wissenschaftliche Rekonstruktion der besondern Art von Fluxus-Ereignissen in Wiesbaden zwischen 1962 und 1977 zu sehen sein.
Nicht zuletzt wird den Besuchern die Chance geboten, sich ganz persönlich einzubringen und sich mit Fluxus mittels interaktiver Beiträge auseinanderzusetzen. Im Schloss Freudenberg wird hierzu ein ganzjähriges Fluxus-Atelier eingerichtet. Das Kinder- und Jugendprogramm vom Amt für Soziales nimmt Fluxus ganz genau in den Blick und bietet entsprechende Fluxus-Angebote zum Mitmachen für junge Menschen.
„Fluxus 50“ ist ein interdisziplinäres, intermediales und internationales Projekt, das keine kunsttheoretische Festlegung des Fluxus verfolgt – denn genau dagegen hatten sich die Protagonisten der Ereignisse 1962 gewehrt. Ohne einen gemeinsamen Stil zu prägen, hat Fluxus doch eine starke kollektive Identität geschaffen. Wir wollen die Besucher in die künstlerische und kulturelle Atmosphäre im Wiesbaden von 1962 versetzen, aber auch ein Auge auf die junge Kunst werfen, die erst so durch Fluxus möglich wurde.
Nach 50 Jahren wird Fluxus in Wiesbaden aktualisiert werden. Das Thema wird direkt in die Mitte des Zeitgeschehens gesetzt und uns alle 366 Tage Fluxus-Luft atmen lassen.
Foto: Privat