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Mit einem einzigartigen Ergebnis in der weiblichen Vereinsgeschichte sind die Judo-Damen von der Finalrunden-Teilnahme zurück in die Landeshauptstadt gekehrt.
Nachdem sie vor zwei Jahren noch als Absteiger in die zweite Liga avancierten, holte sich das Team um Coach-Dreigestirn Marcel Stebani, Alexander Grautegein und Lothar Strecker am Samstag die Bronzemedaille. Mit einem Sieg über SUA Witten (9:4) und einer Niederlage gegen Titelgewinner JSV Speyer (3:10) machten die Damen den Traum von der Medaille wahr.
Sie schließen damit an den Erfolg der Männermannschaft an, die 1998 ebenfalls einen dritten Platz und somit die bisher beste Vereinsplatzierung in der Bundesliga-Endrunde schaffte.
Erst seit 2013 sind die Frauen - nach drei Jahren Bundesliga-Abstinenz und vier Jahren zweite Liga - wieder im Oberhaus aktiv.
Bereits seit 19 Jahren begleitet Trainer Alexander Grautegein die Mannschaft und wird dabei von Lothar Strecker unterstützt. Dem Engagement von Team-Manager Marcel Stebani sowie der hoch motivierten, vor allem aber zusammengeschweißten Mannschaft aus jungen und erfahrenen Damen ist es zu verdanken, dass dieser Erfolg Vereinsgeschichte schreibt.
Auf den letzten Drücker, am letzten Kampftag der Vorrunde, haben sich die Damen des Judo Club Wiesbaden für die Finalrunde in der 1. Bundesliga qualifiziert. Nach dem nicht gelungenen Saisonauftakt war das bereits ein riesen Erfolg
Erster Finalgegner war der zweite der Vorrundengruppe Nord. Das Team der Sportunion Witten-Annen. Der Sieger dieses Duells qualifiziert sich fürs Halbfinale und hat die Bronzemedaille sicher. Eine auf keinen Fall zu unterschätzende Mannschaft, mit guten deutschen Starterinnen sowie internationalen Topkämpferinnen. Dazu waren viele der Wiesbadener Kämpferinnen unter der Woche noch in den Trainingscamps von Malaga und Hannover aktiv und somit nicht ideal regeneriert für den Wettkampf.
Team-Manager Stebani machte schnell aus, wo der Unterschied an diesem Tag lag, „die Mädels hatten einfach richtig Bock drauf, diese Chance zu nutzen“. So war es dann auch.
Miriam Butkereit hatte im ersten Duell des Tages leider das Nachsehen, doch in einem guten Team springen die anderen ein, wenn ein Punktegarant es einmal nicht schafft. Vivian Herrmann stellte souverän den Ausgleich her, bevor Julia Figueroa erstmals für eine Wiesbadener Führung sorgte. Auch sie gewann vorzeitig. Ausgebaut wurde der Vorsprung von Swantje Kaiser, die ihre starke niederländische Gegnerin voll auf den Rücken warf. Svenja Radtke baute weiter aus. Sie holte den vierten Punkt in Reihe, durch einen taktisch gut erkämpften Sieg gegen eine ehemalige Medaillengewinnerin der Junioren-WM. Beflügelt ging Karolina Talach auf die Matte. Auch sie warf ihre Gegnerin vorzeitig auf den Rücken. Ein wichtiges Unentschieden erkämpfte Lisanne Sturm, womit es 5:1 für das JCW-Team stand und noch zwei Einzelsiege fehlten zur Medaille.
Mit dem Bewusstsein, dass im Halbfinale ein schweres Duell gegen den Europapokalsieger Speyer folgen würde und im Hinblick auf die anstehende U23-EM, stellten die Betreuer etwas taktischer auf und schonten die bewährten Kräfte. Das Tat der Kampfeslust aber keinen Abbruch.
Miriam Butkereit drehte das Ergebnis aus dem ersten Durchgang und holte den sechsten Punkt in Reihe und Halima Mohamed Seghir machte den Halbfinaleinzug perfekt. Das Team lag mit 7:1 vorne und noch fünf Duelle standen aus. Es sollten aber noch weitere Punkte her. Mit einer mittleren Wertung verlor Tamara Ohl nach einem starken Kampf gegen die Deutsche Juniorenmeisterin. Gleiches galt für Tanja Strecker, die gegen die erfahren Niederländerin lange führte und kurz vor Ende noch abgefangen wurde. Jennifer Werner holte noch einen weiteren Punkt nach Wiesbaden. Vivian Herrmann schenkte taktisch ab und einen attraktiven Schlusspunkt setze erneut Julia Figueroa, die ihre Gegnerin ansehnlich auf den Rücken beförderte.
Mit 9:4 und dem guten Gewissen, das noch mehr Punkte drin waren, zogen die Damen ins Halbfinale gegen den Europapokalsieger JSV Speyer ein.
Die Speyrerinnen waren an diesem Tag leider zu gut aufgestellt. „Top besetzt mit der Weltranglisten-Ersten Kim Polling aus den Niederlanden und Vize-Europameisterin Jasmin Külbs sind sie demuns leider noch ein paar Jahre harte Arbeit voraus“, erkannte Team-Manager die Leistung der Gegner an. Mit 11:3 zogen die Pfälzerinnen ins Finale ein.
Der Stimmung sollte das keinen Abbruch tun. Mit einer Niederlage aufhören ist immer unglücklich, doch spätestens mit der Siegerehrung war allen Beteiligten wieder klar, dass kein Finaleinzug verpasst wurde sondern eine irre Saison mit der Bronzemedaille gekrönt wurde.
„Wir haben eine unglaubliche Entwicklung hingelegt, die wir nicht so schnell erwartet hätten.“, freut sich Teammanager Marcel Stebani. In der Saison 2012 schaffte das Team den Aufstieg in die erste Liga und in 2013 legten die Damen eine sehr gute Saison hin und wurden sechster. Ein Jahr später fehlten ein Punkt und einige Einzelsiege für die Finalteilnahme und dieses Jahr reichte es nicht nur für die Teilnahme am Finale, sondern gleich für die erste Medaille.
„Das ist aber kein Selbstläufer“, weiß Stebani die Situation einzuschätzen. Die Vorrundengruppe im Süden ist sehr stark einzuschätzen, „drei Teams kommen ins Finale und die letzten vier Meistertitel sind auf drei Teams im Süden verteilt. Eines dieser Teams müssen wir jedes Mal verdrängen, um dabei zu sein“.
Auch Mannschaftskapitänin Tanja Strecker ist begeistert. „Wir haben heute Vereinsgeschichte geschrieben, das wird nachher noch ordentlich gefeiert“. Damit liegt sie genau richtig. 2003 und 2005 waren die JCW-Frauen bereits einmal in der Finalrunde, doch damals reichte es nicht für eine Medaille. Einziger „Zeitzeuge“ ist Trainer Alexander Grautegein, der sich nicht erinnern kann, schon einmal eine so willensstarke JCW-Mannschaft gesehen zu haben.
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Hier die Duelle im Überblick:
Viertelfinale, JCW – SUA Witten 9:4 (82:32). – 1. Durchgang, bis 78 kg: Butkereit – Dunkel 0:5, bis 63 kg: Herrmann – Schorlemmer 7:0, bis 52 kg: Figueroa Pena – Nordmeyer 10:0, bis 57 kg: Kaiser – Wolfslag 10:0, über 78 kg: Radtke – Taube 5:0, bis 70 kg: Talach – Stoop 10:0, bis 48 kg: Sturm – Riehl 0:0. – 2. Durchgang, bis 78 kg: Butkereit – Dunkel 10:0, bis 63 kg: Mohamed-Seghir – Grigo 10:0, bis 52 kg: Ohl – Nordmeyer 0:7, bis 57 kg: Strecker – Wolfslag 0:10, über 78 kg: Werner – Zaib 10:0, bis 70 kg: Herrmann – Stoop 0:10, bis 48 kg: Figueroa Pena – Riehl 10:0.
Halbfinale, JCW – JSV Speyer 3:11 (31:100). – 1. Durchgang, bis 78 kg: Folkerts – Bandel 0:10, bis 63 kg: Herrmann – Dietzer 10:0, bis 52 kg: Figueroa Pena – Thumm 0:10, bis 57 kg: Podolak – J. Müller 1:0, über 78 kg: Radtke – Külbs 0:10, bis 70 kg: Butkereit – Polling 0:10, bis 48 kg: Sturm – Lindner 0:10. – 2. Durchgang, bis 78 kg: Werner – Bandel 0:10, bis 63 kg: Mohamed-Seghir – Bräuninger 10:0, bis 52 kg: Ohl – Thumm 0:10, bis 57 kg: Strecker – J. Müller 0:10, über 78 kg: Radtke – Külbs 0:10, bis 70 kg: Talach – Polling 0:10, bis 48 kg: Sturm – Sagona 10:0.
Fotos: JC Wiesbaden