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Im Untergeschoss der Trauerhalle war das Krematorium, das erst 1912 in Betrieb genommen werden konnte, nachdem in Preußen die gesetzlichen Voraussetzungen für die Feuerbestattung geschaffen waren. Die Halle darüber steht auch heute noch im Mittelpunkt von Trauerfeiern: Sie bietet jährlich gut 500 Trauerversammlungen einen würdigen Rahmen.
Die Trauerhalle wird durch das Amt für Grünflächen, Landwirtschaft und Forsten sorgfältig gepflegt und wenn nötig behutsam modernisiert. Im Jahr 2008 wurde beispielsweise eine Mikrofonanlage für Redner und Musiker installiert. Durch eine großzügige Spende einer Bürgerin konnte die Trauerhalle in den 1990ern vollständig saniert werden. In diesem Jahr wurde die Lichtatmosphäre verbessert, indem der Kronleuchter, der das Zentrum der Kuppel ausfüllt, überarbeitet und restauriert wurde.
Die Trauerhalle ist Teil eines Gebäudeensembles, das von August O. Pauly entworfen wurde, der im städtischen Hochbauamt Architekt war. Die Verantwortung hatte damals Stadtbaurat und Beigeordneter für Bauwesen Carl Petri, der mit einem Ehrenmal auf dem Nordfriedhof gewürdigt wurde. Die große Halle für die Trauerversammlungen liegt im Zentrum symmetrisch gruppierter Gebäude, die den Einfluss der Reformarchitektur zeigen. Die Anordnung der gesamten Gebäudegruppe zeigt mit den symmetrisch seitlich heraustretenden Flügeln Parallelen zum Biebricher Schloss. Die Innengestaltung gilt als orientalisch beeinflusste Perle des Jugendstils.
Für das Erscheinungsbild der Gebäudegruppe hatten die städtischen Gremien ein „nicht ausgesprochen kirchliches, sondern mehr bürgerliches Gepräge“ vorgeschrieben. Während sich die Trauerhalle von außen also eher schlicht im spätbarocken Stil präsentiert, vermittelt die Innengestaltung der Halle eine sakrale Weihe. Die Wiesbadener Maler Hans und Hanna Völcker haben die Ausgestaltung geplant und die Bemalung zum Teil auch selbst durchgeführt. Der Hauptraum und die seitlichen Schiffe sind mit ikonengleicher Symbolmalerei, Mosaiken und schmückender Ornamentik überzogen. Dazu kommen Reliefs, die vom Frankfurter Künstler W. Ohly stammen.
Die aufwändige Ausgestaltung wurde damals durch eine Stiftung von Alois Mayer ermöglicht, an den eine Gedenktafel erinnert. Die üppige Ausgestaltung mit Tonnengewölbe, Pfeilern, Marmorsockeln und -säulen, zentraler Kuppel, Ornamentglas-Fenster, Bögen und Empore sowie Figurenfriese und das Zusammenspiel von Glas, Bronze und Marmor einerseits und Licht und Schatten andererseits machen die Atmosphäre in der Trauerhalle aus.
Symbolfoto