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Im Wiesbadener Rathaus wurde am Mittwoch, 3. Juli, eine neue multidisziplinäre Vernetzungsstruktur zum Thema der geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Mädchen und Frauen in der Landeshauptstadt Wiesbaden geschaffen. Dieses Netzwerk setzt lokal das Europarat-Abkommen "Istanbul-Konvention" um.
Über 80 unterschiedliche Akteure aus der städtischen Verwaltung, der Stadtpolitik, sowie dem allgemeinen und spezialisierten Hilfesystem nahmen an der Kick-Off-Veranstaltung teil.
Bürgermeisterin Christiane Hinninger (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN) äußerte sich positiv über das große Interesse und die zahlreiche Beteiligung. Sie betonte, dass trotz aller Bemühungen in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter die Gewaltbetroffenheit von Mädchen und Frauen seit Jahrzehnten nicht merklich abnehme. Sie unterstrich die Notwendigkeit, gemeinsam noch größere Anstrengungen zu unternehmen, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. Sie hob hervor, dass das Netzwerk einen wichtigen Beitrag dazu leisten werde, die Anstrengungen zum Thema zu bündeln, zu koordinieren und bestmöglich zu optimieren.
Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher (SPD) ergänzte, dass der heutige Tag einen bedeutenden Schritt in ihrem gemeinsamen Kampf für die Rechte von Frauen und gegen Gewalt an Frauen und Mädchen markiere. Sie wies darauf hin, dass sie in vielen Fachabteilungen ihres Dezernats weiterhin geschlechtsspezifisch geprägte Gewalt erlebe. Ihr sei es ein Anliegen, gemeinsam mit allen Fachkräften die Istanbul-Konvention im Alltag wirksam umzusetzen.
Saskia Veit-Prang, die Kommunale Frauenbeauftragte und Verantwortliche für die lokale Koordinierungsstelle zur Istanbul-Konvention, betonte, dass die jahrzehntelange wichtige und engagierte Arbeit gegen Gewalt an Mädchen und Frauen durch eine gute Vernetzung eine neue Dimension erreiche. Sie hob hervor, dass eine Professionalisierung der lokalen Hilfestrukturen in den kommenden Monaten und Jahren eine zentrale Aufgabe sei, die auf Evidenz, solidem Monitoring und langfristigen Wirkungsanalysen basiere – nicht auf Bauchgefühl. Sie betonte weiter, dass durch gemeinsame Anstrengungen etwas Großartiges entstehen könne.
Die Istanbul-Konvention, ein Übereinkommen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt, wurde von der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2017 ratifiziert. Sie erlangte am 1. Februar 2018 den Status eines Bundesgesetzes und verpflichtet Bund, Länder und Kommunen zu einer gemeinsamen, koordinierten Strategie zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Mädchen und Frauen.
Die Istanbul-Konvention besteht aus 81 Artikeln und basiert auf den Prinzipien der Prävention, des Schutzes und der Unterstützung, der Strafverfolgung sowie der multidisziplinären Kooperation. Am 1. Januar 2022 wurde gemäß Artikel 10 eine lokale Koordinierungsstelle zur Umsetzung der Konvention beim Kommunalen Frauenreferat eingerichtet.
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Foto: Stadt Wiesbaden