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Der Grad ist schmal. In der Rap-Szene scheint ein aggressives Image Bedingung zu sein, dabei sind anspruchsvolle Rap Texte genauso vertreten wie Straßenkriminalitätsszenen, Sex, Gewalt und Liebe. Die in dem Sprechgesang sehr direkte, aggressive und von Fluch Worten geprägte Ausdrucksform hat dazu geführt, dass viele Rapper mit einem negativen Image versehen werden. Aber eben genau dieser Sprachstil ist es, der im Rap so sehr beeindruckt, fasziniert und begeistert. Denn er erreicht mit diesem Sprechgesang eine Vielzahl von Jugendlichen.
Zwar werden soziale Missstände in den Raps oft kritisiert, doch oft dominiert eine Glorifizierung krimineller Handlungen, die mit durchdringende Beats untermalt werden. Und genau hier begeistert und erschreckt der Rap gleichermaßen. Die Bandbreite ist enorm, die Vulgärsprache stößt gleichermaßen ab wie sie wiederum anzieht.
Schamlose Sex, Gewalt und Drogen Attitüde werden genauso zum Thema gemacht, wie gefühlvolle Liebeszeilen. Miran R. sah bereits mit 15 Jahren mit dem schreiben seiner Rap Texte eine Möglichkeit, nicht an den Problemen und Schikanen des alltäglichen Lebens zu zerbrechen.
So sind seine Texte für ihn seine persönliche Ausdrucksart und gleichwohl Therapie und sollen Missverständnisse beseitigen, Geschichten und Probleme des Alltags und der Straße erzählen, gesellschaftskritische Kritik üben, aufrütteln, erschrecken, sensibilisieren und manchmal einfach nur begeistern.
Gemeinsam mit seinem Freund Arthur W. gründete Miran R. im November 2011 seine Rap-Gruppe „65ers Wiesbaden“ mit der er als Chicko65 durchstarten will. Während die „65“ als die beiden Anfangszahlen der Wiesbadener Postleitzahl steht, so bedeutet „Chicko“ kleiner Junge und genau den will sich der Wiesbadener immer erhalten. Nur so bleibt er sensibel und empfänglich genug für die neuen Impulse, die ihn verärgern, beschäftigen, begeistern und erreichen.
Die oft sehr aggressiven und provokant gereimten Texte sind letztendlich ein Anteil der Erlebnisse, die der Wiesbadener zu verarbeiten suchte. Und im ganz eigenen Rap Takt bringt Chicko65 dann seine provokanten Themen und Geschichten mal klar und mal provokant vulgär zum Ausdruck. Das Rap durchaus den Test der Zeit bestanden und sich in der Musikszene etabliert hat, wundert den Neu-Rapper nicht. „Die Probleme und Konflikte sind da, die Jugendlichen werden nicht immer gehört, Vorbilder fehlen und die Gesellschaft sieht gerne weg“, so Miran R. weiter, der selbst auf eine schwierige Vergangenheit zurückblickt.
Die Gruppe 65ers besteht aus 6 jungen Rapper, die sich im November 2011 aus den unterschiedlichen Schichten Wiesbadens formatiert haben. Inspiriert durch die Erfahrungen und Konfliktsituationen des Alltages und der Probleme in zwischenmenschlichen Situationen beherrschen die Texte hauptsächlich das Thema rund um das Leben auf der Straße.
Musik machen für eine Generation, in der sich nicht nur Teenager erkennen und identifizieren. Texte als Instrument der Erfahrungen und Hilfe für andere- das ist der Tenor der Wiesbadener Gruppe.
Pünktlich zu Weihnachten erscheint dann auch das Intro des Mixtapes auf YouTube von Chicko65 mit einer Mischung aus den verschiedenen Rap Texten und Geschichten. In regelmäßigen Abständen wird Chicko65 seine Texte veröffentlichen und seine Geschichten „erzählen“ untermalt mit Beats in Ghetto Video Atmosphäre.
Doch auch die Liebe ist ein großes Thema des jungen Songwriters. Gefühlvolle Rap Balladen zeigen die sensible Seite der Wiesbadener Formation. „Die harten Zeiten sind weitgehend durch und in Texten dargestellt , natürlich kämpft man im inneren immer noch mit dem ein oder anderen Drachen aber ich will jetzt auch eine andere Seite von mir zeigen und auch diese Erlebnisse reflektieren“, so der 22-Jährige weiter, der auch durchaus sanfte Töne und Worte anschlagen kann.
Auch wenn die Vergangenheit der sechs Wiesbadener als schwierig und teilweise kriminell zu bezeichnen ist, so will sich Miran R. mit seinen Jungs nicht weiter als Randgruppe sehen. Vielmehr soll genau diesen Erfahrungen dem Zuhörern vermitteln, dass es immer einen Weg gibt und man Menschen nicht nach Herkunft, Aussehen oder Vergangenheit beurteilen darf. Wir drücken Chicko65 und seinen Jungs jedenfalls die Daumen, dass er in Wiesbaden durchstartet.
Fotos: Privat