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In den vergangenen zwei Wochen haben 2.090 Menschen aus Ukraine Zuflucht in Wiesbaden gesucht und gefunden. Lediglich 150 Personen hiervon wurden bisher der Landeshauptstadt Wiesbaden über den sogenannten Königsteiner Schlüssel zugewiesen.
Sozial- und Integrationsdezernat Christoph Manjura appelliert an das Land Hessen „schnellstmöglich zum geregelten Zuweisungsverfahren überzugehen, damit die Aufgabe solidarisch auf alle Kommunen verteilt werden kann. Nur so können wir als Landeshauptstadt Wiesbaden eine menschenwürdige Unterbringung auf Dauer gewährleisten. Wir brauchen dringend eine Verschnaufpause, um weitere Gemeinschaftsunterkünfte zu akquirieren, gegebenenfalls umzubauen, einzurichten und in Betrieb zu nehmen. Zudem ist es wichtig, dass wir den Menschen die Dienstleistungen zukommen zu lassen, die sie brauchen: neben der Unterbringung selbst ist dies die Bearbeitung von Anträgen auf existenzsichernde Leistungen, die Ausgabe von Aufenthaltstiteln oder die Einstellung von weiteren Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern, damit eine sozialdienstliche Betreuung gesichert ist.“
Die Unterbringungsmöglichkeiten seitens der Landeshauptstadt Wiesbaden sind an ihrer Kapazitätsgrenze. Momentan stehen nur noch vereinzelte Plätze in unterschiedlichen Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung. „Nach den dramatischen Erlebnissen in der Ukraine und der Flucht hierher wollen wir in jedem Fall vermeiden, Familien räumlich trennen zu müssen“, gibt Manjura ausdrücklich zu bedenken.
Die Stadt sieht sich daher gezwungen, alle ab Montag, 28. März, neu ankommenden geflüchteten Menschen an die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes Hessen zu verweisen, damit dort die Registrierung und im Anschluss die Verteilung an die Kommunen erfolgen kann. Alle Engagierten, die ab diesem Zeitpunkt Menschen aus der Ukraine aufnehmen, werden daher gebeten, auf direkten Wege die Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen aufzusuchen, um dort die Registrierung vornehmen zu lassen, sodass von dort dann auch eine Verteilung gemäß der vereinbarten Quoten an die Städte und Gemeinden erfolgen kann.
Da die Anmietung und Einrichtung weiterer Gemeinschaftsunterkünfte einige Zeit in Anspruch nimmt, bittet die Landeshauptstadt Wiesbaden aber auch die Hoteliers in Wiesbaden um solidarische Unterstützung. Momentan leben knapp 1.000 der 2.090 Menschen, die bereits in Wiesbaden registriert sind, bei Privatpersonen. „Es ist auch unsere Aufgabe diesen Personen gerecht zu werden, die gerade auf Grund ihres außergewöhnlichen Engagements geflüchtete Menschen aus der Ukraine in ihren eigenen vier Wänden untergebracht haben. Uns ist bewusst, dass dies natürlich für alle Seiten keine Dauerlösung sein kann. Bis weitere Gemeinschaftsunterkünfte eingerichtet sind, ist die eindringliche Bitte an die Hoteliers der Landeshauptstadt Wiesbaden Zimmer zu vertretbaren Preisen zur Verfügung zu stellen, damit Menschen, die gegebenenfalls nicht mehr bei Privatpersonen leben können oder wollen, nicht plötzlich in die Obdachlosigkeit geraten“, sagt Manjura. „Und natürlich sind wir auch für Spenden beziehungsweise die (Teil-)Übernahme Wiesbadener Unternehmen oder Privatpersonen dankbar“, so der Sozialdezernent.
Auch die zahlreichen Wohnungsangebote von Privatpersonen, die die Landeshauptstadt Wiesbaden in den vergangenen zwei Wochen erhalten haben, werden mit Hochdruck abgearbeitet. Die Landeshauptstadt Wiesbaden wirbt jedoch um Verständnis, dass dies einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Einerseits weil in den letzten Tagen täglich etwa 150 Menschen untergebracht werden mussten. Hierfür braucht es schnelle Lösungen ohne aufwendigen Abstimmungs- oder Einrichtungsbedarf, was Möblierung oder Kostenerstattung von Nebenkosten anbelangt, damit die Menschen nachts ein Bett haben. Zum anderen ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass die Unterbringung seitens der Landeshauptstadt Wiesbaden in Privatunterkünften auch abgesichert sein muss. Daher müssen auch vorab Besichtigungen durch Mitarbeitende stattfinden.
„Auch in humanitären Krisenzeiten wie diesen, gibt es leider zum Teil sehr fragwürdige Angebote. Wir wollen in jedem Fall vermeiden, dass schutzsuchende Menschen an die – wenn auch sehr wenigen – Falschen geraten“, erläutert Manjura abschließend.
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Symbolfoto: jorono/Pixabay