ANZEIGE
Ein Bus brachte die Nordenstadtlandfrauen am Dienstag, 20. September in den ehemaligen Dyckerhoff-Kalksandsteinbruch, wo ein leitender Ingenieur die Gruppe in Empfang nahm. Erstaunt hörte man, dass es bis Ende der 60er Jahre in Wiesbaden 2.500 verschiedene Müllkippen gab, auf dem Abfall einfach abgeladen wurden. Das stank natürlich, und viele Möwen kreisten über den Halden. Heute gibt es kaum noch Beschwerden wegen des Geruchs oder einer Vielzahl an Möwen über der Wiesbadener Mülldeponie.
Die Wiesbadener Deponie gehört zu den wenigen hessischen Deponien, die unbefristet weiterbetrieben werden dürfen. Mit dem Bus fuhren die 16 Landfrauen und 4 Männer auf den mit 161 Metern zweithöchsten Berg Wiesbadens, die Deponie I. Das Deponiegelände ist so groß wie 210 Fußballfelder (1,5 Quadratkilometer). Knapp zwei Drittel davon dürfen als Ablagerungsfläche genutzt werden, der Rest ist als Ausgleichsfläche für die Natur ausgewiesen. An vielen Stellen sind Biotope entstanden, die Tieren und Pflanzen einen Lebensraum geben: darunter circa 750 Schafe, Störche, Nachtigallen, rote Milane um nur einige Arten zu nennen. Die ständige Kontrolle des Deponiegases und des Sickerwassers sowie die regelmäßige Überwachung und Analyse des Grundwassers garantieren, dass die Deponie die Umwelt nicht belastet und die Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten bleiben.
Insgesamt hat die Deponie ein Ablagerungsvolumen von 27,1 Millionen Kubikmeter. 65 MitarbeiterInnen sorgen für den reibungslosen Betrieb auf dem Müllabladeplatz. Von 1964 bis Ende Mai 2005 wurden auf den Deponieabschnitten I, II und III/1-2 häusliche und gewerbliche Abfälle abgelagert. Seit dem 1. Juni 2005 darf kein unbehandelter Abfall mehr auf deutschen Deponien abgelagert werden. Der Abschnitt III/3 dient seitdem zur Ablagerung von Asche aus Abfallverbrennungsanlagen, Gießereisanden, Böden oder Asbest. In den letzten beiden Jahren hat sich die Deponie im Bereich der Asbestentsorgung einen guten Namen gemacht, nahezu sämtliche Asbestabfälle aus Hessen und im wachsenden Umfang aus dem europäischen Ausland wurden hier abgelagert. Außerdem befinden sich auf dem Gelände die Abfallumschlaganlage und die Kleinannahmestelle, auch für Sonderabfall.
Die Einhaltung hoher Umweltstandards garantiert den sicheren und nachhaltigen Betrieb dieses Abfallwirtschaftszentrums. Nach heutigen Prognosen können noch 11 bis 13 Jahre lang Abfälle auf der Deponie abgelagert werden.
Anhand der zahlreichen Schautafeln erklärte der Führer den Landfrauen den Deponielehrpfad. Die Tafeln vermitteln zum Beispiel die Chemie des Sickerwassers oder die Entstehung und Nutzung des Deponiegases. 2010 wurden 8,41 Millionen Kubikmeter Deponiegas in den Blockheizkraftwerken in 16,97 Millionen Kilowattstunden Strom umgewandelt, ausreichend für 5.474 Zwei-Personen-Haushalte. Wiesbadens Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 rund 20 Prozent des Energiebedarfs der Landeshauptstadt aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.
Die ELW tragen messbar zur Erreichung dieser Klimaziele bei. Im Dezember 2008 wurde auf der Deponie eine der größten Solaranlagen Hessens in Betrieb genommen. Sie liefert pro Jahr knapp eine Million Kilowattstunden Strom, die Menge reicht aus, um 322 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Im Deponiekörper herrscht eine Temperatur von über 40 Grad, so dass Schnee kaum liegen bleibt. Übrigens gibt es eine Wetterstation von Meteo Media dort.
Die Nordenstadter Landfrauen waren sehr beeindruckt von dieser interessanten und empfehlenswerten Besichtigung.
Foto: Privat