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Der Wettergott hatte sich am Samstagnachmittag schon mal auf die Seite der Wallauer geschlagen. Bei blauem Himmel und Sonnenschein folgten über 500 Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf der Interessengemeinschaft (IG) „Wallauer für Wallau“ zu einer weiteren Demonstration, bei der es um den Erhalt der Hallen- und Raumkapazität für Sport und Kultur in dem Hofheimer Stadtteil geht. Dieses Mal wurde nicht vor dem Rathaus in Hofheim, wie noch Mitte Januar, sondern direkt im und am Ort des Geschehens demonstriert.
Um Punkt 14:30 Uhr startete der Demonstrationstross am Festplatz. Unter musikalischer Begleitung der „Ländchesmusikanten“ zogen die Teilnehmer durch die Straßen von Wallau in Richtung Ländcheshalle. Neben lauten Trillerpfeifen und Rasseln war während des Zuges auch immer wieder lautstark das Motto der Demo „steht auf, wenn ihr Wallauer seid“ zu hören. Nach einer halben Stunde kamen die Teilnehmer am Ziel an. Die IG'ler nahmen ihren Platz auf der improvisierten Bühne, diese war ein Traktoranhänger, ein. Zunächst bedankten sie sich erst einmal für die Teilnahme an der wohl größten Demonstration, und die wahrscheinlich auch größte Unterschriftenaktion, die es jemals in einem Hofheimer Vorort gab.
Anschließend formulierten die IG nochmals ihre Wünsche und Ziele wobei sie lautstarken Zuspruch aus den Reihen der Demonstrationsteilnehmer erhielten. Sie wollen von der Basislösung wegkommen, denn der Verlust von 50 Prozent der Hallenkapazität und einer damit verbunden Einschränkung des Sportangebotes um ebenfalls 50 Prozent würde bedeuten, dass von 600 aktiven Kindern zukünftig 300 Kinder keinen Sport mehr ausüben könnten. Die Wallauer Vereine mit ihren kulturellen Veranstaltungen und rund 1.200 aktiven Mitgliedern müsste sich zusammen mit der geplanten Ganztagsschule die geplante Drei-Feld-Halle teilen.
Die IG fordert, dass für den Fall eines Neubaus, die jetzige Hallenkapazität mindestens erhalten bleiben muss, das heißt Ländcheshalle inklusive der dort zusätzlich genutzten Räumlichkeiten sowie die Schulturnhalle. Die anfallenden Kosten sollen von der Stadt Hofheim übernommen werden. Diese Forderung wird mit einem entsprechenden Zahlenwerk untermauert. Denn in den letzten 10 Jahren betrug die Investitionssumme für Wallau gerade mal nur rund 700.000 Euro. Dagegen wurde im gleichen Zeitraum in Hofheim rund 27 Millionen Euro investiert, das heißt rein rechnerisch im Schnitt mehr als 4 Millionen Euro für die anderen sechs Stadtteile.
Die IG'ler machten weiter darauf aufmerksam, dass in den letzten 10 Jahren allein aus Wallau über 70 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen kommen, was wiederum 50 Prozent aller Gewerbesteuereinnahmen von Hofheim entspricht.
In letzter Zeit erwiderten verschiedenen Politiker, dass doch alle Stadtteile gleich behandelt werden müssen und Wallau nicht mehr städtische Unterstützung zustehe, nur weil es mehr Gewerbesteuer zahlt. Auf dem gleichen Standpunkt steht auch die IG! „Es kann doch nicht richtig sein, dass in den letzten 10 Jahren pro Kopf in Wallau 166,00 Euro investiert wurde und im restlichen Hofheim aber das 4,5-fache“, erklärt Stefen Weber.
„Wallau muss endlich Gerechtigkeit widerfahren und darf bei weiteren Investitionen nicht außen vor bleiben“, betont die IG die ernst genommen werden möchte, denn schließlich geht es hier um die Zukunft mehrere Generationen. Das hat auch Dr. Volker Stingl, Präsidenten des TV Wallau, betont. Alles was hier und jetzt passiert hat Auswirkungen auf die Kinder und Enkelkinder Wallaus. Denn die sollen genauso viel Möglichkeit haben Sport zu treiben wie andere Generationen vor ihnen.
„Vielen Dank für die neue Friedhofstür – aber wir stellen uns mehr vor“, hieß es unter den Augen der inzwischen eingetroffenen Bürgermeisterin Gisela Stang.
Auch auf den Vorwurf, dass Wallau "undankbar" wäre, wurde eingegangen. Kein Stadtteil hat eine Dreifeldhalle mit 600 Zuschauerplätzen! Jeder Stadtteil wäre dankbar für eine solche Halle.
Die IG weist darauf hin, dass kein Stadtteil in Hofheim eine Dreifeldhalle mit 600 Zuschauerplätzen hat, nicht einmal Wallau. Wallau hat nämlich eine Dreifeldhalle mit 800 Zuschauerplätzen. Und es wird in keinem anderen Stadtteil eine Dreifeldhalle mit 800 Zuschauerplätzen und Nebenräumen, sowie eine Einfeldhalle abgerissen als in Wallau. Hier ist also nicht die Rede von Großzügigkeit seitens der Stadt Hofheim, sondern von einem echten Verlust an Raumkapazität durch die Basislösung.
„Schließlich würde eine 7-köpfige Familie einen alten Kleinbus auch nicht gegen einen 4-sitzigen Neuwagen eintauschen nur weil dieser neu ist. Der Viersitzer wäre einfach zu klein für den Bedarf der Familie und daher wäre die Familie dafür auch nicht dankbar.“ Mit diesem Beispiel wollte die IG der Bürgermeisterin die Situation in der sich Wallau befindet klar machen.
Höhepunkt der Veranstaltung war die Übergabe der Petition mit insgesamt 3.212 Unterschriften. Dazu wurde die amtierende Bürgermeisterin Gisela Stang (SPD) auf die Bühne gebeten.
Nach der offiziellen Übergabe der Petition und einem Geschenk aus Wallau, ging Gisela Stang natürlich auch auf das Anliegen und die Forderungen der IG ein. Dabei entstand ein zum Teil etwas hitziger Schlagabtausch der von der Menge lautstark mit „Buhrufen“ honoriert wurde.
Bürgermeisterin Stang räumte mit Wolfgang Vater (CDU), Stadtverordnetenvorsteher, im Rücken ein, dass alle wohl besser schlafen könnten wenn wir endlich wüssten wie es mit der Ländcheshalle weiter geht. „Es ist wichtig, eine richtig gute Halle für Wallau zu planen, die heute gut ist und auch noch in 10 bis 15 Jahren gut ist. Jetzt geht es darum, gemeinsam eine Halle zu planen, die den geforderten Ansprüchen heute gerecht wird, zukünftig gerecht bleibt und die wir alle bezahlen können. Lassen sie uns erst die Planung abwarten und dann über die Finanzierung sprechen“, bat die Bürgermeisterin.
Auf die Anmerkung, dass bis 2016 in Bezug auf die Ländcheshalle nichts vorgesehen ist, fragte Stang was denn vorgesehen werden soll. „Es steht bis dato nichts fest und alles andere wäre doch nur Spekulation – was also soll im Haushaltsplan berücksichtigt werden. Die Stadt Hofheim hat bisher noch nie einen Verein im Regen stehen lassen und wird es auch mit Wallau schaffen“, merkte sie an.
Die IG beendet nach der Demonstration erst einmal offiziell die Aktion Wallau zeigt Flagge. Man wird Verhandlungen abwarten und hofft auf erste Zwischenergebnisse bis Ostern. Solange sind zumindest keine weitere Demos mehr geplant, versprach die IG und bedankte sich bei allen, die die Aktion bisher unterstützt haben.
Zu Abschluss wurden alle Politiker zur Besichtigung der vorhandenen Raumkapazitäten und Zustände in den beiden Hallen eingeladen. Die ein oder andere politische Vertretung glänzte dabei mit Lustlosigkeit, was in keinem Fall für die Grünenvertretung um den Bürgermeisterkandidaten Horst Schneider galt. Bei der Führung durch die Ländcheshalle wies der Bürgermeisterkandidat Wolfgang Exner (CDU) darauf hin, dass es sich hierbei um keinen Kulturtempel handelt wie er immer hingestellt wird.
Bleibt abzuwarten wie die Planung und Kosteneinschätzung des durch den TV Wallau und der Stadt Hofheim beauftragten Architekten Markus Romminger ausfällt und wie die entgültige Lösung für Wallau aussehen wird. Wiesbadenaktuell.de hält sie auf dem Laufenden.