ANZEIGE
Dieser Fall ist wie ein Fernsehkrimi, so spannend, so viele unterschiedliche Fakten und Ansatzpunkte. Schon alleine der Prozessname “Mord ohne Leiche“ könnte der Titel eines vielversprechenden Krimis sein.
Beim 14. Prozesstag hat der ehemalige Finanzberater Matthias S. (39) unter Tränen gestanden, das er den wohlhabenden und freundlichen Rentner aus Sonnenberg, Rainer Müller umgebracht hat. Zuvor hat er das Landgericht immer wieder angelogen, behauptet, das er mit dem Verschwinden des 78-Jährigen nichts zu tun hat und den Hundeliebhaber nur sehr flüchtig kennen würde.
Am Dienstag die ganz große Wende und das Geständnis. Er hat Rainer Müller umgebracht. Das was jeder vermutete, ist jetzt sicher! Genauso das der Rentner aus der Bahnholzstraße nicht mehr am Leben ist. Daran hatte die Polizei sowieso nicht mehr geglaubt, denn in seiner Wohnung haben die Beamten mehrere große Blutspritzer von dem Wiesbadener gefunden. Über ein Jahr hat jede Spur dem Sonnenberger gefehlt. Die Polizei war sich ziemlich sicher, dass Matthias S. den Rentner umgebracht hat und die Leiche verschwinden ließ.
Die Beamten der Spurensicherung, die Ermittler und die Staatsanwaltschaft haben sämtliche Indizien zusammen getragen, um Matthias S. zu überführen. Spuren in seinem Auto, Videomaterial, Fingerabdrücke, eine verschwundene EC-Karte mit der Geld von einem Automaten in Nordenstadt nach dem Verschwinden von Müller abgehoben wurde, Masken und Handschuhe die seine wahre Identität verdecken sollten. Man hatte das ganze Leben von S. durchleuchtet und versucht ein Profil von dem Mann der in Niedernhausen wohnt zu bekommen.
Er hatte sich mal als Neffe von Müller ausgegeben, ein anderes Mal als Bekannter. In diesem Fall steckten bis Dienstag viele Merkwürdigkeiten und ungelöste Rätsel. Nach 13 Verhandlungstagen und jede Menge Lügen vor dem Wiesbadener Landgericht, die traurige Wahrheit. S. erzählte was an dem besagten Spätsommertag im vergangenen Jahr in der Wohnung bei Rainer Müller passierte und die Leiche versteckt ist. Angeblich war er im August 2013 zu Kaffee und Kuchen bei ihm eingeladen. Kurz zuvor hatte der 39-Jährige seinen Job als Finanzberater bei der Postbank verloren und wollte sich persönlich bei seinem besten Kunden verabschieden, wozu auch der wohlhabende Müller gehörte.
Im Verlauf des Besuchs gab es Streit mit Müller, erklärte S.. Grund dafür war angeblich die verdreckte Toilette des Rentners. Er war von dem Zustand angewidert gewesen sagt er aus. Bereits in den ersten Verhandlungstagen kam heraus, das Müller wohl mehrere Jahre nicht mehr geputzt hatte, demnach soll die Wohnung in einem schlechten Zustand gewesen sein.
Der 76-Jährige seit wütend geworden und habe den Angeklagten angeschrien. Dieser wollte daraufhin gehen, doch Müller will ihn daran gehindert haben. Daraufhin kam es zu einem Handgemenge.
Er hat Müller von sich gestoßen und dabei ist er mit dem Kopf voran auf ein Regal gestürzt. Anschließend fasste der 76-Jährige S. am Hals und begann ihn zu würgen. Nach seinen Schilderungen griff er deshalb zu einem Tonkrug und schlug Müller mehrfach auf den Kopf, bis dieser schließlich tot am Boden lag.
Wie er schilderte hatte er vor die Polizei zu verständigen, doch dann kamen ihn Zweifel auf, das ihm diese Geschichte keiner glauben würde. So verließ er das Haus und fuhr in seine Wohnung nach Niedernhausen. Dort duschte er, und fuhr in den Garten seiner Eltern, die verreist waren, um die Blumen zu gießen. Anschließend fuhr er zurück zu sich nach Hause und fiel erschöpft in sein Bett.
Am nächsten Morgen entschloss er sich die Leiche zu beseitigen. So fuhr er wieder nach Sonnenberg, wickelte den Toten in zwei Rollen Malervlies und umschnürte das “Paket“ mit einer dicken Kordel. Er schleppte den so verpackten Leichnam in den Kofferraum seines Autos, dabei achtete er darauf, dass er keine DNA-Spuren hinterließ, wischte Blutspuren in der Wohnung weg.
Dann fuhr er los befüllte mehrere Kanister Benzin an einer Tankstelle in Nordenstadt, entsorgte blutverschmierte Gegenstände in einer Mülltonne und steuerte den Grillplatz im Wickerbachtal, zwischen Igstadt und Medenbach an. Die eingewickelte Leiche legte er auf die Grillstelle, überschüttete sie mit dem gekauften Benzin und zündete sie an. Die Asche des Toten schaufelte er anschließend in eine Zinkwanne. Diese schleppte er zu seinem Auto, fuhr rund 600 Meter in Richtung Medenbach, bog links in ein Feldweg. Er holte die Wanne aus seinen Kofferraum und ging einige Meter in Richtung Wald und vergrub alles zusammen.
Dort, in der Nähe einer Streuobstwiese, haben Kriminalbeamte und Gerichtsmediziner am Mittwoch und Donnerstag Knochenstücke aufgefunden. Zu der Herkunft der Knochen können noch keinerlei Angaben gemacht werden. Dies bedarf weiterer Ermittlungen, erklärte ein Polizeisprecher. Aber man kann davon ausgehen, das es sich dabei um die Gebeine von Müller handelt.
An beiden Tagen haben die Ermittler dort Spuren gesichert, die für den weiteren Verlauf des Prozesses wichtig sind. Die Staatsanwaltschaft hat S. bis jetzt Mord aus Habgier vorgeworfen. Doch nach seinen Schilderungen war es Notwehr. Fest steht, dass er Geld von dem Bankautomaten abgeholt hat und das Testament fälschte, er hat sich darin mit 500.000 Euro berücksichtigt. Man hat auf dem Papier seine Fingerabdrücke gefunden. Daran ist nicht zu rütteln. Ob die Geschichte sich genauso zugetragen hat wie er behauptet, oder alles ganz anders war, das müssen jetzt die Ermittler überprüfen und die neuen Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft und dem Richter vorlegen.
Der nächste Verhandlungstag findet am Montag, 17. November, um 9:00 Uhr, im Saal 0.20 des Wiesbadener Landgerichts in der Mainzer Straße 124 statt.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan Wiesbadenaktuell.de