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Die Ergebnisse der konjunkturellen Herbstbefragungen zum Ende des 3. Quartals zeigen zwar eine Erholung nach der Talfahrt während der ersten Jahreshälfte, dennoch konnten sich nicht alle Handwerksbereiche gleichermaßen erholen und die Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist fragil. Der Bericht ist zudem eine Momentaufnahme. Auch wenn sich die Geschäftslage weiter verbessert hat, bleiben mehr Betriebe von sinkenden Umsätzen und rückläufigen Auftragseingängen betroffen als im Vergleichszeitraum 2019. 42 Prozent der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, weitere 38 Prozent sind zufrieden und bei jedem fünften Betrieb läuft es schlecht.
„Der eingeschlagene Erholungskurs bleibt verbunden mit einer starken Unsicherheit über die weitere Entwicklung“, so Heinrich Gringel, Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern, zu der aktuellen Stimmung im hessischen Handwerk.
Rund 92 Prozent der Baubranche befinden sich aktuell in einer zufriedenstellenden Lage und liegt mit einer Betriebsauslastung von 88 Prozent auf Vorkrisenniveau. Für Spitzenwerte sorgen vor allem die Zimmerer und Dachdecker.
Die Kfz- und Lebensmittelhandwerke hingegen verzeichnen derzeit noch eine starke Betroffenheit durch die Coronakrise. Die Kapazitätsauslastung bei den Kfz-Handwerken bleibt mit 69 Prozent unterdurchschnittlich. Das Werkstattgeschäft scheint nach wie vor beeinträchtigt zu sein und auch auf das Zusatzgeschäft des Kfz-Handels scheint ebenfalls nicht wieder angesprungen zu sein. Von den Lebensmittelhandwerken befinden sich zwar 78 Prozent der Betriebe in guter oder zufriedenstellender Geschäftslage, dennoch liegt dieser Wert unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Dies ist mit dem eingeschränkten Cateringgeschäft, die Zulieferung an Gastronomie und Kantinen sowie dem Café- und Imbissbetrieb zu sehen. Auch das Risiko zukünftiger Einbrüche durch sich verschärfende Coronamaßnahmen ist hier groß.
Im dritten Quartal 2020 ist bei 13 Prozent der Betriebe die Beschäftigtenzahl gestiegen und exakt die gleiche Anzahl von Betrieben hat die Belegschaft verkleinert. Damit ergibt sich erstmals seit vielen Jahren die Situation, dass der Beschäftigtensaldo im Herbstquartal nicht positiv ist. Mit Blick auf das kommende Quartal dürfte es, nach Einschätzung der Betriebe, nicht zu einer Trendwende kommen. Einen positiven Beschäftigungssaldo verzeichnen nur die Bau- und Ausbaubetriebe sowie die gewerblichen Dienstleister. Durch Kurzarbeit und Finanzhilfen konnten zwar bisher viele Beschäftigungsverhältnisse weitgehend stabilisiert werden, aber schon frühzeitig zeichnete sich ein coronabedingter Rückgang der Ausbildungsanfänger ab.
Der eingeschlagene Erholungskurs bleibt verbunden mit einer starken Unsicherheit über die weitere Entwicklung und sorgt daher nicht für positive Impulse bei der Investitionsfähigkeit. In den letzten Monaten haben 13 Prozent der Betriebe ihr Investitionsvolumen erhöht, bei 33 Prozent indes ist dies gesunken. Hinzu kommt, dass die Betriebe in den Krisenmonaten auf Rücklagen zurückgegriffen haben bzw. diese für eine erwartete weitere Durststrecke zurückhalten, statt zu investieren.
Die erwartete Entwicklung der Geschäftslage hat sich seit dem Sommer stabilisiert. 69 Prozent der Betriebe erwarten für das aktuelle vierte Quartal eine stabile Situation, 12 Prozent hoffen auf weitere Belebung und 19 Prozent erwarten eine Verschlechterung. „Die Befragung fand zwischen dem 21. September und dem 9. Oktober statt. Seither sind die Infektionszahlen erneut stark angestiegen und es muss mit einer Eintrübung der positiven Erwartungen gerechnet werden“, erklärt Gringel.
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