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Warum wird das Toilettenhäuschen auf dem Luisenplatz abgebaut? Diese Frage stellten wir uns in der Redaktion sofort, als am Mittwoch dieser Woche die knappe Meldung des Tiefbauamts im E-Mail Eingangskörbchen lag. Der Platz ist ein beliebter Treffpunkt für Obdachlose Menschen und wird sonntags auch zur Essenverteilung durch die Streetangel und der privaten Obdachlosenhilfe genutzt. Der Zugang zu einer kostenlosen Toilette ist fraglos notwendig, um dem „Wildpinkeln“ auf dem Platz und den angrenzenden Hauseingängen und Hinterhöfen Einhalt zu gebieten.
Kaum eine Stunde, nachdem der Artikel erschien, reagierte Oberbürgermeister Sven Gerich erstmals in den sozialen Medien auf die Frage nach den Gründen: „Wegen der Kosten darf das nicht sein. Auch die Menschen die eher am Rande unserer Gesellschaft leben sind Bürger dieser Stadt! Ich kümmere mich darum.“ Parallel hatten unsere Leser auch beim Wiesbadener Sozialdezernenten Christoph Manjura angefragt.
Auch die Leserdiskussion lief stürmisch und mit zahlreichen Beiträgen. Erfreulicherweise gab es zahlreiche freundliche und konstruktive Vorschläge und Ideen, wie man dem Problem zu Leibe rücken könnte unbd die seitens der Stadt sicher registriert werden.
Bereits am Donnerstagmorgen löste Gerich sein Versprechen ein und berichtete in den sozialen Medien über die Hintergründe der Abbauaktion, die er in Erfahrung bringen konnte. Dabei wies er darauf hin, dass die Angelegenheit eigentlich in die Zuständigkeit des Tiefbauamts im Dezernat von Andreas Kowol liegt.
Gerich schreibt weiterhin „…Es verhält sich tatsächlich so wie im Artikel geschrieben. Es gibt ständig, von einer noch nicht näher bekannten Person, so starke vorsätzliche Verunreinigungen der Anlage, dass der Betreiber sich nicht mehr in der Lage sieht, diese täglich vor Ort zu beseitigen. Am besten wäre ein täglicher Wechsel der Anlage. Das wäre zwar erheblich teurer, würden wir (die Stadt) aber machen. Aktuelles Problem: aufgrund der vielen Feste im gesamten Umland, und natürlich auch in Wiesbaden, gibt es keinen Anbieter der dies sicherstellen kann. Das Tiefbauamt arbeitet an einer Lösung. Wir hoffen alle, dass dies baldmöglichst gelingt. Solange wird die Anlage leider erstmal entfernt."
"Auch an einer dauerhaften Lösung wird gearbeitet, wir planen den Bau einer Toilettenanlage am Platz. Näheres dazu können wir vermutlich in den nächsten Monaten ausführen.“
Gerich betonte ausdrücklich, dass der Abbau des Toilettenhäuschens nichts mit den Kosten zu tun habe. Davon habe er sich persönlich überzeugen können.
Die Sache läuft also (leider auch im wahrsten Sinne des Wortes), denn für die Zwischenzeit gibt es leider keine wirkliche Alternative. Leidtragende sind nach wie vor die Anlieger des Luisenplatzes, die – wie ein Leser schreibt – jetzt ihre Konsequenzen aus den Zuständen ziehen und ihre Büros am Luisenplatz verlassen.
Vielleicht kann ja Paris ein Beispiel für eine Wiesbadener Lösung geben? Die Stadt, die auch für ein Straßenreinigungsmodel in Wiesbaden Pate stand, hat für das Thema Wildpinkeln ebenfalls eine ungewöhnliche Lösung im Petto.
Mit dem Slogan „Piss in Peace“ werden dort probeweise sogenannte "Uritrottoirs" augestellt. Auch noch keine 100 prozentige Lösung, aber vielleicht ein alternativer Anfang?
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Fotos: Petra Schumann