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Die erste von insgesamt 250 Wandertafeln des neuen Freizeitwegenetzes im Naturpark Rhein-Taunus wurde am Montag, 4. November, feierlich enthüllt. Landrat Sandro Zehner und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende unterstützten tatkräftig das Aufstellen der Tafel auf der Wiesbadener Platte. In den kommenden zwei Jahren sollen in dem 810 Quadratkilometer großen Gebiet an vielen Standorten weitere informative Wanderportale folgen.
Im Namen der Wanderer und ehrenamtlichen Wegepaten richtete Jörg Sobek, Vorsitzender des Rhein-Taunus-Klub und Naturparkbeirat, einige Worte an die Anwesenden und erläuterte, dass der Rhein-Taunus-Klub in den vergangenen 142 Jahren maßgeblich zur Gestaltung der Wanderangebote in der Region beigetragen habe. Neben den Gebietswanderwegen, die vollständig in der Verantwortung des Klubs lägen, betreue man auch Teilabschnitte von Fernwanderwegen.
Bis Ende der 1960er Jahre seien auf diese Weise 55 Wanderwege zwischen Lahnstein und Wiesbaden entstanden, zusammen mit Aussichtstürmen, Berggasthöfen, Schutzhütten und später auch der Grillhütte auf der Wiesbadener Platte. Ob dies im Zusammenhang mit der Gründung des Naturparks gestanden habe, sei unklar, jedoch seien damals etwa 40 % der Wege aufgegeben worden, sodass heute immerhin 950 Kilometer erhalten geblieben seien.
Er erklärte weiter, dass seit 1890 die Markierung der Wege traditionell mit Pinsel und Farbe erfolge. Die Erkennungszeichen seien dabei einfache geometrische Symbole wie Balken, Dreiecke, Kreuze, Punkte und Rauten gewesen. Erst später seien bedruckte Folien und Kunststoffschilder hinzugekommen, die mit Aluminiumnägeln an Bäumen befestigt würden, während Tafeln und Pfosten nur vereinzelt aufgestellt worden seien.
„Neue Mitglieder gewinnt der Verein über die geführten Wanderungen. Die Begeisterung für die Wegearbeit war sehr unterschiedlich. Als ich vor fast 15 Jahren den Vorsitz übernahm, waren es Wegewarte, die bis zu 300 km betreut haben. So dauerte es schon mal drei Jahre, bis jedes Teilstück nachgearbeitet war. Wir haben dann Wegepatenschaften eingeführt. Seither unterstützen uns auch Nicht-Mitglieder. Manche davon konnten wir über das Freiwilligenzentrum in Wiesbaden gewinnen. Unter dem Motto “1x1 für Wegepaten” wurden sie in die Regeln und Techniken der Wegearbeit eingeführt." führte Sobek aus.
„Ein Wanderweg konnte so mindestens einmal im Jahr bearbeitet werden. Allerdings - und das wird auch Martin Bley vom Naturpark zu spüren bekommen - erfordert es mehr Abstimmungsaufwand. Und natürlich möchte auch jeder persönlich Anerkennung finden. Im Naturpark gibt es dafür das Ehrenamtsfest. Wünschenswert sind aber zwei Durchgänge pro Jahr und eine - ich nenne es mal - "Schnelle Eingreiftruppe", die auf Mängelhinweise reagieren kann.
So funktioniert es auf den zertifizierten Wanderwegen, die 2005 mit dem Rheinsteig Einzug in unsere Region gehalten haben. Wie also Schritt halten mit dieser Entwicklung und der gestiegenen Erwartungshaltung der Wanderer?" fragte der Vereinsvorsitzende.
Er erklärte weiter, dass die Ausgangssituation und mögliche Lösungsansätze sowohl im Rhein-Taunus-Klub als auch im Beirat des Naturparks lange diskutiert worden seien. Das daraus entstandene Freizeitwegekonzept stehe nun vor der Umsetzung.
Die Abkehr von festgelegten Wegen hin zu einer Einheitsmarkierung erfordere dabei ein Umdenken bei Wegepaten und Wanderern. Die Pflege der Wege werde künftig in Waben organisiert, und die Wanderer könnten ihre Routen selbstständig durch die Verknüpfung von Knotenpunkten gestalten. Für Orientierung würden aber weiterhin Wandervorschläge angeboten.
Das Konzept ziele unter anderem darauf ab, verwirrende Doppel- und Dreifachmarkierungen zu vermeiden. Die Wandernden könnten nun selbst entscheiden, ob sie eine Strecken- oder Rundwanderung und ob sie eine längere oder kürzere Route gehen wollten. Für diejenigen, die eine vorgegebene Strecke bevorzugten, stünden der Limeserlebnispfad, Rheinsteig, die Bonifatius-Route, Via Mattiacorum, Wispertrails, Riesling- und Aarschleifen zur Auswahl.
Interessierte könnten auch beim Rhein-Taunus-Klub oder bei den 40 Naturparkführern gezielte Veranstaltungen finden. Das neue System biete darüber hinaus den Vorteil, dass temporäre Wege einfacher eingerichtet werden könnten. So könnten beispielsweise Strecken für die Wiesbadener Wandertage oder Mammutmärsche zukünftig ohne zusätzliche Markierungen angeboten werden.
„Es ist eine historische Errungenschaft, dass im Grundsatz jeder den Wald zum Zwecke der Erholung betreten darf. Aber es gibt Einschränkungen - auch nach dem Hessischen Waldgesetz. GPX-Dateien, die man sich von den einschlägigen Internetportalen herunterladen kann, beachten diese Einschränkungen häufig nicht. Daraus resultieren bisweilen Konflikte. Die in vielen Abstimmungsrunden ausgewählten Streckenabschnitte sind ein für alle relevanten Nutzer von Feld, Wald und Wiesen tragfähiger Kompromiss.
Wie selbstverständlich haben Wanderbuchautoren und Wanderkartenverlage Bezug genommen auf die Wegzeichen von Naturpark und Rhein-Taunus-Klub. Hier gibt es nun Handlungsbedarf. Nachdem die Landesvermessung die Herausgabe von Freizeitkarten vor einigen Jahren eingestellt hat, übernahm der NaturNavi-Verlag dankenswerterweise diese Aufgabe. Basis für diese Karten könnte das Freizeitportal des Naturpark Rhein-Taunus werden. Hier wurden - nach meinem Wissen erstmals - in mühevoller Kleinarbeit alle markierten Freizeitwege auf 810 qkm zusammengetragen. Danke dafür." sprach Jörg Sobek seine Wertschätzung aus.
Anschließend erläuterte er, dass das Einsatzgebiet des Rhein-Taunus-Klubs über den Naturpark hinausreiche. Besonders bei den Fernwanderwegen müsse die Wegearbeit von der Naturparkgrenze bis zur Gebietsgrenze neu organisiert werden.
Auf der Tafel auf der Platte seien einige dieser Wege aufgeführt, wie etwa der Rheinhöhenweg von Wiesbaden nach Bonn und der Taunushöhenweg von Kaub über Wiesbaden nach Butzbach. Wer es wünsche, könne von hier aus sogar über den europäischen Fernwanderweg E3 bis zum Jakobsweg nach Spanien gelangen.
Er berichtete zudem von einem bewegenden Brief, den er kürzlich erhalten habe. Dieser zeige, wie viel die Gemeinschaft im Verein den Mitgliedern bedeute. Der Absender, viele Jahre als Wegewart tätig, habe die betreuten Wege als "seine" Wege angesehen. Diese Arbeit sowie der Einsatz ganzer Generationen von Wanderfreunden seien nicht umsonst gewesen, da das neue Wegenetz ganz wesentlich auf dieser Leistung aufbaue.
Daher machte er abschließend im Namen des Rhein-Taunus-Klub und Naturparkbeirat deutlich: „Wir freuen uns auf das neue Freizeitwegenetz und werden es nach Kräften unterstützen."
Weiterführende Informationen: www.rhein-taunus-klub.de
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Symbolbild: Rhein-Taunus-Klub