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Wer das Haus in Gustavsburg betritt, hat zunächst den Eindruck das hier eine Altbauwohnung kernsaniert wird. Schaut man genauer hin sieht man, dass hier nicht der Zahn der Zeit genagt hat, sondern dass der desolate Zustand die Folge eines unglaublichen Rosenkriegs nach dem Scheiterten einer langjährigen Beziehung ist.
Was man nicht sehen kann ist der Streit, der diesem Akt der systematischen Zerstörung vorausgegangen ist, aber wer das Ausmaß der Schäden sieht, versteht, dass nur eine völlig gestörte Persönlichkeit einen solchen über Monate durchgeführten Akt der Gewalt vollbringen kann. Abseits spontaner Wut hat der Partner alles zerstört, was das Paar im Laufe der Jahre sich dort aufgebaut hat.
Jetzt steht die junge Frau im wahrsten Sinne des Wortes vor den Trümmern ihrer Vergangenheit. Das „Werk“ ihres Partners hier zu beschreiben würde ihm eine unnötige Plattform für seine menschenverachtenden Abscheulichkeiten geben oder möglichen Nacheiferern am Ende noch eine Gebrauchsanweisung liefern. Das wird an dieser Stelle nicht geschehen. Vielmehr richtet die junge Frau den Blick nach vorn. Die Begehung und die Schadensaufnahme ist erfolgt. Handwerker sind angefragt. Auf Schadenersatz kann man nicht hoffen, solche Dinge richten meist Menschen an, bei denen nichts zu holen ist.
In der schlimmsten dunkelsten Stunde zeigte sich jedoch das Internet als Quelle, aus der Hilfe kommen kann. Ein Aufruf in den Sozialen Medien rüttelte zahlreiche Menschen auf, die spontan ihre Hilfe anboten – und was soll man sagen – es geht voran!
Seit 14 Tagen wird gewerkelt, saniert, geputzt und geschleppt. Trotz der unsäglichen Hitze legen sich die Helfer mächtig ins Zeug, um der jungen Frau wieder eine Basis für ihre Existenz zu schaffen. Ob bei Stemmarbeiten, Türen abschleifen oder Silikon entfernen und neu verfugen, Leitungen prüfen und verlegen, aufräumen im Außenbereich - es gibt für Laien wie Handwerker aller Gewerke unendlich viel zu tun.
Selbstverständlich sorgt die Familie, die auch mit Rat & Tat sowie finanziell an ihrer Seite steht, für das leibliche Wohl. Aber auch da haben es sich Menschen und Firmen nicht nehmen lassen, die Helfer mit Spenden zu unterstützen. So gab es am Wochenende neben Brötchen und selbstgemachten Kuchen, Kaffee und Kaltgetränken mehrere Schachteln mit wunderbaren Cupcakes der Bäckerei Tortenträume, denn Naschen und Helfen schließen sich überhaupt nicht aus.
Unermüdlich mit dabei ist der Maler- und Lackiermeister Uwe Hartmann aus Walluf, der Profi hat nicht nur in der Wohnung schon kleine Wunder bewirkt. Durch seine Beziehungen zum Maler-Einkauf-Südwest konnte er die Verantwortlichen bewegen, die Renovierungsarbeiten mit Material zu unterstützen. Helmut Baum, Teamleiter Tapeten/Gardinen/Berufsbekleidung bei MEG, zeigte sich erschüttert über das Ausmaß der angerichteten Schäden. In einer Mail an die Betroffene schreibt er sinngemäß: „Wir sind heute immer noch so mitgenommen von dem, was wir von unserem Kunden, dem Malerbetrieb Uwe Hartmann gehört und gesehen haben, dass - nach () Rücksprache mit unseren Vorgesetzten () - entschieden wurde, dass die MEG-Süd West eG, diesen Fall mit Materialspenden unterstützt.
Unerwartet Hilfe kam spontan von einer Wiesbadener Projektklasse geflüchteter Männer. Nachdem sie von ihrer Leiterin Sabrina Haas vom Schicksal einer jungen Frau hörten, erklärten sie sich sofort bereit zu helfen. Schließlich weiß niemand besser als sie selbst, wie es ist alles zu verlieren. „Ich bin furchtbar stolz auf unsere Jungs. Gemeinsam haben sie großartiges geleistet“, schreibt Haas auf ihrer Facebookseite. Und sie kommen wieder, auch in dieser Woche ist ein Einsatz der Projektklasse geplant.
Auch die Betroffene ist fassungslos über die Welle der Hilfsbereitschaft: „Ich habe so viel positives Feedback erhalten. Hilfe bekommen und wirklich tolle Gespräche geführt. Mir ist so viel Wunderbares passiert in den vergangenen zehn Monaten, das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich hoffe, dass über die Veröffentlichung dieser Geschichte andere Frauen erfahren, dass sie nach solch einer Trennung nicht alleine da stehen. Gelernt habe ich, dass es für wirklich alles eine Lösung gibt, auch wenn man sie selbst nicht gleich sieht.“
Am vergangenen Samstag halfen unter anderem Thomas Müller, Petra und Julian Schu, Eva Hamelmann, Sandra Minor, Mario Bohrmann mit Lino und Gerhard Mittereder.
Die Stimmung auf der Baustelle ist bei aller Tragik bestens, davon konnte ich mich bei einem Besuch selbst überzeugen. Hier kann man als Teammitglied Gemeinschaft erfahren, neue gleichgesinnte Mitmenschen kennenlernen und ein Zeichen der Nächstenliebe setzen.
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Fotos: Petra Schumann & privat