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Die Mutmaßungen und Spekulationen schlossen am Mittwochmittag, direkt nach dem großen Knall, der von einem zweiten leiseren "Schlag" wenige Sekunden später gefolgt wurde und der Erschütterung. Aber keiner hatte damit gerechnet, dass sich dieser Knall-Effekt einige tausend Meter über der Erde im Himmel abgespielt hatte. Im Internet wurden nur wenige Minuten nach dem Ereignis darüber spekuliert, dass eventuell ein Flugzeug oder ein Hubschrauber abgestürzt ist. Andere vermuteten ein Erdbeben, eine Bombe oder eine Explosion.
In vielen Städten des Rhein-Main-Gebietes rückten Feuerwehren und Polizei aus, da überall besorgte Bürger sich bei den Notrufnummern 110 und 112 meldeten. Die Polizei in Wiesbaden hat einen Hubschrauber aufsteigen lassen um das Gebiet, wo der Knall am intensivsten war, aus der Vogelperspektive zu überblicken. Die Einheiten auf dem Boden hatten bis etwas 12:15 Uhr nichts gefunden.
Gegen 12:30 Uhr mutmaßte die Polizei, dass der Knall, da man bis zu diesem Moment nichts entdeckt hat, durch einen Jet verursacht wurde, der die Schallmauer durchbrochen hatte. Bestätigt war dieses Gerücht zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Eine Viertelstunde später verdichtete sich die Annahme, dass der Knall durch ein Flugobjekt ausgelöst wurde. Gegen 13:00 Uhr bestätigte die Deutsche Flugsicherung in Langen, dass ein Kampfjet über dem Rhein-Main-Gebiet die Schallmauer durchbrach.
Um etwa 15:30 Uhr wurde bekannt, dass zwei belgische F-16 Kampfflugzeuge die beiden „Knall-Effekte“ und die Erschütterung ausgelöst hatten.
Kurze Zeit später teilte Kai Gudenoge, Oberstleutnant und Presseoffizier der Luftwaffenkaserne, in Köln Wiesbadenaktuell.de mit, dass zwei belgische Militärflugzeuge einen „Schutzflug zur Wahrnehmung luftpolizeilicher Aufgaben unter Kontrolle der Luftverteidigung durchgeführt haben“.
Die F-16 Kampfflugzeuge waren im Auftrag der Nato unterwegs, da der Funkkontakt zu einer Passagiermaschine aus dem Oman, die am Mittwochmorgen in London gestartet ist, über den belgischen Luftraum abriss. Daraufhin stiegen nach dem Nato-Plan die „Abfang-Jäger“ auf, um bei der Boeing 747 nach dem Rechten zu schauen.
Das Passagierflugzeug tauchte derweilen in den deutschen Luftraum ein und die beiden belgischen „Abfang-Jets“ folgten der Zivilmaschine. Im Bereich über Wiesbaden haben sie dann Überschallgeschwindigkeit erreicht und damit den Knall, der am Boden Angst und Schrecken bei den Menschen verursachte und den viele als Explosion deuteten, ausgelöst.
Bevor die beiden F-16 Maschinen die Boeing 747 eingeholt hatten, konnte der Funkkontakt wieder hergestellt werden. Der Pilot bestätigte das alles in Ordnung sei und so drehten die Kampfjets in Richtung Belgien wieder ab und das Passagierflugzeug setzte seine Reise in den Oman zum Flughafen Maskat weiter fort.
„Dass Nato-Flieger zur Sicherheit immer dann aufsteigen, wenn der Kontakt zu einem Passagierflugzeug abbricht, sei völlig normal”, schildert der Sprecher der Luftwaffe.
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Was ist Überschallgeschwindigkeit?
Die Schallmauer durchbrechen Flugzeugen, wenn die Fluggeschwindigkeit größer ist als die Schallgeschwindigkeit in der Umgebung des Flugobjekts. Das Erreichen sowie Überschreiten der Schallgeschwindigkeit erfordert sehr hohe Antriebsleistungen.
Beim Überschreiten der Schallgeschwindigkeit bildet sich um das Flugzeug herum eine kegelförmige Stoßwelle, die von Beobachtern als Knall oder auch als Donnerschlag wahrgenommen wird. Diese Kegelwellen zieht das Flugzeug hinter sich her und können rund 40 Kilometer links und recht hinter dem Flugzeug gehört werden.
Die Schallgeschwindigkeit erreicht eine Maschine bei rund 1.200 km/h.
Foto: Ensign John Gay, US Navy