ANZEIGE
Das lange Jahre skeptisch betrachtete und umstrittene Projekt in der Wiesbadener Innenstadt und im Bereich des Westend nimmt seit dem Freitagvormittag nun doch konkrete Formen an. Der Spatenstich fand gegen 10:00 Uhr zusammen mit dem Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH (SEG), Andreas Guntrum, dem Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller, dem Max Bögl Bauunternehmen GmbH und dem Beach-Volleyball-Club Wiesbaden (VCW) sowie natürlich zahlreich erschienenen Bürgern der Stadt und der Presse statt. Lange stockten die Entwicklungen durch Bürgerinitiativen und Diskussionsforen. Nun aber sieht es so aus, als ob der Umbau tatsächlich gestartet werden kann. Am Freitag begann nun endlich die 20-monatige Bauphase.
Ein Saxofon-Quartett der Elly-Heuss-Schule leitete die offizielle Veranstaltung musikalisch ein. Die Schule ist maßgeblich von den Umbauplänen betroffen, weil sie baulich künftig in erster Reihe stehen wird und damit, mit dem markanten Kopf- und Eingangsgebäude, das Bild des zukünftigen Platzes der Deutschen Einheit prägen wird.
Es wird für die Schule außerdem eine neue Sporthalle geben, die auch als Austragungsort für sportliche Wettkämpfe, wie die Bundesligaspiele des Volleyball Club Wiesbadens (VCW), dienen soll. Tribünen, Foyers und weitere Zuschauerebenen werden dann in ausreichendem Maß auf 6.400 Quadratmetern Fläche vorhanden sein und einen gebührend öffentlichen Auftritt ermöglichen.
Offiziell begrüßt wurden die anwesenden Gäste durch Andreas Guntrum. Der Geschäftsführer der SEG hob besonders hervor, dass man als Projektsteurer stolz darauf sei, den Wettbewerb, den die Stadt Wiesbaden in 2007 zur Umgestaltung und Optimierung der besagten Fläche erhob, schließlich in 2008 gewonnen zu haben.
Die Anforderungen der Stadt an das zu entstehende Gebäude und die umliegenden Nutzflächen waren anspruchsvoll und trotzdem war man der Aufgabe gewachsen gewesen. Gründliche Untersuchungen bezüglich des Gewerbestandortes, des Verkehrs und des Untergrundes in Bezug auf das Heilquellenschutzgebiet waren die Kerninhalte der Recherche, die letztendlich zu diesem, wie Guntrum sagt, „herausragenden Ergebnis geführt haben“. Erster Preisträger ist das Berliner Architektenbüro Georg-Scheel-Wetzel.
Im weiteren Verlauf der Veranstaltung hielt der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dr. Helmut Müller eine Rede, die er mit einem unübertrefflichen Zitat vom Bundespräsidenten begann, das dieser seinerzeit zum Antritt seiner Amtsperiode aussprach: „Heute ist ein schöner Tag.“ Und es war ein schöner Tag. Das Wetter spielte hervorragend mit und es „passe einfach alles zusammen“, so Müller. Er war und ist in der Geschichte der Umgestaltung des Platzes der größte Verfechter des Projektes. Für ihn „ist das Projekt am Platz der Deutschen Einheit eines der Wichtigsten, das die Stadt im Moment hat. Es liegt mitten im Herzen der Stadt und er glaubt, dass es kaum einen anderen Platz in der Stadt gibt, wo mehr Menschen täglich vorbeikommen.“ Seine volle Unterstützung richtet sich natürlich als Sportdezernent auf den Ausbau der sportiven Aspekte. Aber er richtet sich auch auf die gewerbliche Nutzung der Flächen und auf die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie auf die Umgestaltung des Stadtbildes in dieser Gegend.
Und es kommt, laut Müller noch ein anderer Aspekt dazu: Es ist fest davon überzeugt, „dass sich durch die architektonische Gestaltung des Platzes und der Gebäude, auch der Antritt der Bürger auf das ganze Quartier dort und die Szene, die die Anwohner in den letzten Jahren sehr belästigt hat, verändern wird. Er baut darauf, dass die derzeitige Szene mit Alkoholikern beispielsweise, durch die Neugestaltung, die erhöhte Fußgängerfrequenz und die andere Nutzung zukünftig nicht mehr da sein wird.“
Er meinte weiterhin, „dass man die Probleme einer Stadt nicht auflösen kann, aber wenn man so einen Platz wie diesen hat, wo das alles zusammenkommt wie in einem Brennglas, dann hat es eine größere Problematik, als wenn es in kleinerer Menge irgendwo auftritt. Und hier hat man so ein Problem gehabt, welches nur sehr schwer zu beherrschen war. Er ist der festen Überzeugung, dass durch Ordnungsmaßnahmen und die bauliche Veränderung ein veränderter Antritt von der Schwalbacher Straße aus entstehen wird.“
Er fasste auch die Bürgerinitiativen gegen die bauliche Veränderung des Platzes, die in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionsbedarf sorgten, mit in seine Rede ein. Er bedankte sich für das rege öffentliche Interesse an den Diskussionen und für die kritische Beobachtung, die die Beteiligten während der Planungsprozesse immer wieder dazu anhielt, einige Punkte zu überdenken. Er sieht es letztendlich als gutes Zeichen und als Votum der Mehrzahl der Wiesbadener Bürger für die Veränderung an, dass die Initiativen, aufgrund der nur 3.000 von 20.000 erreichten Unterschriften, ergebnislos blieben. Zusätzlich legt er auch das Augenmerk auf die Schaffung von Arbeitsplätzen durch zusätzliche Gastronomieeinrichtungen und den Einzelhandel im Erdgeschoss des Komplexes.
Der zweite Hauptpunkt, neben dem sportiven Gesichtspunkt, ist die Schaffung von Büroflächen auf insgesamt 9.400 Quadratmetern, von denen 7.400 vermietet werden sollen. Die Räumlichkeiten könne entweder getrennt oder zusammenhängend genutzt werden und sind somit sehr flexibel in der Gestaltung.
Genügend Parkflächen auf 100 Plätzen sind in einer Tiefgarage im Untergeschoss des Gebäudes geplant. Der Mehrnutzen für die Wiesbadener liegt ihm am Herzen.
Optisch wird das Gebäude dem Design des Elly Heuss Schule angepasst. Helle homogene Natursteinplatten und viel Fensterflächen werden das bauliche Bild der Fassade prägen.
Auch Gerhard Hupfer, Geschäftsführer des Max Bögl Bauunternehmens, kam zu Wort. Als bauausführende Firma fühle er sich geehrt und freue sich sehr auf das Projekt. Namenhafte sportliche Arenen, wie die Commerzbank-Arena in Frankfurt, das Rhein-Energie-Stadion in Köln sowie die Allianz-Arena in München und Leverkusen wurden von dem Unternehmen bereits erfolgreich erbaut. „Man sieht sich, ob derartig vieler Beteiligter, als erfahrener Partner bezüglich Planung, Wirtschaftlichkeit und terminlicher Ausführbarkeit“, sagt Hupfer bei seiner Rede. In den kommenden Wochen wird mit der Fundamentierung und den Wasserhaltungsmaßnahmen des 48-Millionen-Projektes begonnen.
In etwa 20 Monaten soll das komplette Gebäude mit den angrenzenden Flächen fertig sein. Mit dem Spatenstich am Freitag ist nun der erste Schritt in diese Richtung getan. Spätestens jetzt dürfte allen klar sein, dass dem konkreten und fest geplanten Vorhaben nichts mehr im Weg steht. Die Bauherren und beteiligten Politiker sind guter Dinge und zeigen zeigten das auch in ihren Ansprachen.
Auch der VCW war guter Dinge und freut sich bereits darauf in der neuen Halle spielen zu können, da der Erstligist seit mehreren Jahren mit einer Ausnahmegenehmigung der Deutschen Volleyball Liga seine Partien in der Sporthalle am 2. Ring austrägt. So trugen vier Spielerinnen des VCW nach dem symbolischen baulichen Startakt, mitten auf dem Baugelände ihr erstes kleines Spiel aus. Zwischen zwei Baufahrzeugen hatte man ein Volleyballnetz über einen aufgeschütteten Sandplatz gespannt und dort wurde nun sportlich gebaggert und gepritscht, bevor nächste Woche die großen Bagger mit den Tiefbauarbeiten beginnen.