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Zum 35. Mal lud am Freitag und Samstag das Wilhelmstraßenfest große und kleine Besucher aus nah und fern zum fröhlichen Flanieren, Schlendern, Schlemmen und Staunen ein. Das in diesem Jahr nur zweitägige Festival in der gesperrten Innenstadt, das sich über die eindrucksvoll dekorierte Wilhelmstraße, den Warmen Damm und die Burgstraße bis zum Kurhaus mit seinem Bowling Green davor erstreckte, lockte mit allerlei Attraktionen. Es gab insgesamt vier Bühnen mit zahlreichen hochkarätigen Bandauftritten sowie Gaukler, Komödianten und Straßenmusiker zur unterhaltsamen Untermalung. Auch wieder dabei war der vielseitige Kunsthandwerkermarkt. 140 Aussteller boten in ihren Ständen eine große Palette an Schmuckarbeiten, Bildern, Textil- und Eisenwaren sowie Keramik.
Ganz neu dieses Jahr bei der Festmeile war der Euromarché, ein europäischer Gourmet-Markt. Groß und Klein konnten sich hier mit allem von belgischen Pralinen, über Elsässer Flammkuchen, Riesengrillspießen, Crêpes in herzhaften und süßen Varianten, holländischen Poffertjes, Softeis und nussigen Knabbereien bis zu französischen Käserspezialitäten und den obligatorischen Bratwürsten aller Art verwöhnen lassen. Die Schlemmerbuden reihten sich auf der lichtintensiven und bunt geschmückten „Rue“ aneinander und machten die Wahl buchstäblich zur Qual.
Eröffnet wurde das Fest und dessen Programm, wie jedes Jahr, ganz traditionell und feierlich durch Detlev Bendel, den Wirtschaftsdezernenten Wiesbadens, am Freitag um 16:00 Uhr auf der Bühne am Bowling Green. Das Wilhelmstraßenfest, das 1977, also vor genau 35 Jahren, als Theatrium zur Wiedereröffnung des damals renovierten Hessischen Staatstheaters Wiesbaden initiiert worden ist, erfreut sich Jahr für Jahr hoher Beliebtheit und das weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus. Das internationale Publikum genoss bei warmen Temperaturen um die 20 Grad die festliche Atmosphäre, gute Musik und das abwechslungsreiche Speisen- und Getränkeangebot. Neue und altbekannte Teilnehmer waren im Verlauf des Open-Air-Festivals zu sehen. So waren, zum Beispiel, die Bands „Kaiser and Friends“ und „Echt Guat“ wieder dabei und rockten die Bühnen mit gewohnt energiegeladener Manie.
Die heitere und ausgelassene Stimmung, die so herrlich durch das sommerliche Wetter unterstützt wurde, war wohl auch der Anlass für Nancy Schmidt, eine junge Besucherin aus Waldaschaff, einem Ort bei Aschaffenburg, ihrem Angebeteten Antonio am Samstagnachmittag einen rührenden Heiratsantrag auf der Bühne am Warmen Damm zu machen. Ganz romantisch spannte sie die gerade spielende Band, deren eines Mitglieds sie kannte, in ihren Plan mit ein und sprach ihre Liebeserklärung und die Frage aller Fragen während einer geplanten Spielpause der Band vor den hunderten von gespannten Zuschauern aus. Das Happy End war perfekt, als der Bräutigam in spe, den Antrag von Herzen annahm. In einen Interview danach sagte sie, „dass der Antrag ganz spontan war und sie ihm diesen Liebebeweis, weil sie ihn über alles liebe, heute und hier vor diesem großen Publikum erbringen wollte.“Der Zukünftige meinte, „dass sie die Frau ist, nach der er schon immer gesucht habe und froh ist, sie gefunden zu haben.“ Die beiden frisch Verlobten wollten im Anschluss den Moment nun gebührend feiern.
Bis Samstagnacht dauerten die vergnüglichen Feierlichkeiten der Prestige-Festmeile in der Landeshauptstadt an und verliefen größtenteils friedlich und mit, laut Polizeiberichten, verhältnismäßig wenigen Straftaten. Bis auf einige wohl alkoholbedingte Schlägereien in beiden Nächten blieb es, nicht zuletzt aufgrund der starken Präsenz der Polizeibeamten während der Festivitäten, ruhig. Zu einer Sachbeschädigung kam es in den Kurhauskolonaden. Ein 18-Jähriger hat dort eine Scheibe eingeschlagen. Der Täter konnte von der Polizei ermittelt werden. Bei seiner Verhaftung leistete er zunächst gegen die
Beamten Widerstand, konnte aber dennoch vorläufig festgenommen werden.
Alles in allem war das diesjährig unüblich auf zwei Veranstaltungstage verkürzte Festwochenende ein Erfolg auf ganzer Linie für Veranstalter und Besucher. Aufgrund der Fussball-Europa-Meisterschaft am kommenden Fronleichnamwochenende hatte man das Fest zeitlich auf das Wochenende zuvor gelegt, um den eventuellen Interessenkonflikt zu umgehen. Das nahm aber wohl niemand übel, da man durchweg nur positive Resonanz wahrnehmen konnte. Das bunt gemischte Publikum hatte viel Spaß und genoss das gute Essen und ein tolles Programm. Nun schaut Weisbaden mit gespannten Augen auf das kommende Wilhelmstraßenfest, das dann in der 36. Auflage in 2013 stattfinden wird.