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Das große Finale der Wiesbadener Fastnacht war wieder der närrische Lindwurm durch die Innenstadt. Am Sonntag zogen die Wiesbadener Fastnachtsvereine und zahlreiche Gäste aus Nah und Fern unter dem Motto "Auf den Straßen geht es rund, Wiesbaden feiert vierfarbbunt" durch die Straßen der Landeshauptstadt.
Das Wetter spielte nicht so gut mit. Am Sonntagmorgen gab es einen kurzen Wintergruß. Bis zum Start des Umzugs war es gut vier Grad kalt. Dazu mischte sich Nieselregen. Gut 350.000 Zuschauer kamen an die Strecke, etwas weniger als in den letzten Jahren.
Statt Sekt war eher Glühwein das Getränk der Wahl. Gefeiert wurde trotz Regen und Kälte auf der Straße wie später auch in den Kneipen und Sälen der Stadt.
Vor dem Start des Umzugs gab es einen medizinischen Notfall an der Strecke. Der Musikzugführer des Fanfarenzug Reichensachsen 1960 erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Er wurde von einer Rettungswagenbesatzung und einem Notarzt erfolgreich reanimiert und anschließend zur weiteren Behandlung ins St. Josefs Hospital gebracht. Aufgrund der schnellen Reaktion gibt es eine positive Prognose zum Heilungsverlauf.
Die Musikzug meldete sich daraufhin ab, ursprünglich sollte er mit der Reiterstaffel der Polizei den Fastnachtszug anführen.
Mit einer halben Stunde Verspätung setzten sich die 208 Zugnummern, die wie jedes Jahr auf dem Elsässer Platz Aufstellung genommen hatten, in Bewegung. Der fröhliche Lindwurm bahnte sich seinen närrischen Weg über die Rheinstraße und die Landesbibliothek, über die Wilhelmstraße, vorbei am Hessischen Landtag und dem Rathaus. Dabei wurden sie von tausenden Närrinnen und Narren am Straßenrand gefeiert. In diesem Jahr gab es besonders viel Wurfmaterial von den verschiedenen Wagen.
Als der Nieselregen einsetzte, suchten einige Schutz unter Dächern oder nutzten ihre mitgebrachten Schirme, die ursprünglich zum Sammeln von Wurfmaterial eingesetzt werden sollten.
Entlang der Zugstrecke gab es auch 2018 Zugsprecherzellen, von denen aus einzelne Zugnummern erläutert werden. Zahlreiche Musikgruppen sorgten für Stimmung wie die Guggemusiker aus Nordenstadt - die Räuber heizten den Zuschauern gleich richtig ein. Die vielen Tanzmariechen gaben trotz der nassen Straßen ihr bestes und das Publikum schunkelte und tanzte mit und spätestens als der FFH- Konfetti-Truck vorbei fuhr, ging dem letzten Narren der Rhythmus ins Blut. Aufgrund technischer Probleme konnte der Konfetti Truck nicht so viel bunte Schnipsel abschießen. Die FFH-Moderatoren improvisierten dafür umso mehr. So gab es die kleinste fahrende Polonaise auf dem Truck.
Übrigens tolle Bilder direkt vom Truck gibt es von unserem Fotografen Joshua Ziß in den Wiesbadenaktuell Foto-Galerien im Laufe der nächsten Tage.
Natürlich durften auch die Motivwagen nicht fehlen. Die Konstrukteure hatten es in dieser Session nicht leicht. Die innenpolitischen Themen überschlugen sich in den vergangenen Wochen regelrecht und boten reichlich Stoff für närrische "Spitzen".
So widmete sich ein Wagen der neuen SPD-Parteivorsitzenden, Andrea Nahles und einem ihrer unpopulären Sprüche. Da bekam sie aus den eigenen Reihen, nämlich von den Jusos, „auf die Fresse“. Der Schlag ins Gesicht traf sie von einem Schachtelteufel, eine aus einem Karton springende „Faust“.
Weiter ging es mit dem Thema "Sicherheitsmaßnahmen und Absperrungen bei Volksfesten". Die werden laut Narrenmeinung mittlerweile regelrecht "eingemauert" und lassen nicht mehr viel Raum zum Feiern.
Mit einem Augenzwinkern näherten sich die Fastnachter dem Thema "Ehe für alle", denn sie sind der Meinung, das es hier doch noch Grenzen geben muss. Zwar dürften Wiesbadener jetzt auch Mainzer heiraten – müssten es aber deshalb noch lange nicht tun!
Die politische Fastnacht ohne Trump und Kim Jong Un war 2018 undenkbar. Die Wiesbadener machten die beiden gleich "naggisch" und zeigten sie beim "Atomraketen-Vergleich" mit der Frage: Wer hat den größten ... Sprengkopf?
Und weil Sex und Fastnacht oft gut zusammenpassen, durfte auch der Hollywood-Skandal mit Harvey Weinstein nicht fehlen. Ihm verpassten die närrischen Wagenbauer kurzerhand einen goldenen Oskar als "bestes Stück". Die Grünen beteiligten sich mit einer Fußgruppe und thematisierten die Citybahn.
Mit gut einer halben Stunde Verspätung erreichte die Zugspitze das Wiesbadener Rathaus. Auf der bis zum letzten Platz gefüllten Treppe erwarteten die Närrinnen und Narrhallesen die Zugnummern mit Helau und Gesang.
Nach der letzten Zugnummer feierte die DACHO weiter Straßenfastnacht auf dem Schloßplatz. Für das Partyvolk standen Verkaufsstände und Kinderkarussells auf dem Schloßplatz. Für beste Stimmung bis weit in den Abend sorgten „Die Filsbacher“ mit Stimmungssänger Stefan Persch und das „Duo Spaßrebellen“.
Das THW Wiesbaden stand mit ihren Fahrzeugen an der Strecke und sorgte so für Sicherheit.
Holger Steintaler aus Wiesbaden war mit Freunden vor Ort. "Es war schon ein bisschen ärgerlich, dass es regnet. "Wir haben uns entschieden zu bleiben und haben uns mit Alkohol eingedeckt. Wir freuen uns, schöne viele Wagen zu sehen", so Steintaler.
Sandra und Melanie aus Wiesbaden waren als Einhörner verkleidet und hatten ein extra warmes Kostüm gewählt. Den Regen hielt es leider nicht ab. Dennoch feierten sie trotzdem weiter.
An der Strecke gab es wieder kreative Verkleidungen zu bestaunen. Eine Familie hatte extra Lego-Kostüme angefertigt.
Simon Rottloff, Dacho-Vorsitzender, zog ein positives Resumee. "Die Wiesbadener sind nicht nur Schönwetterfastnachter. Das hat mich sehr gefreut. Das Wetter hätte natürlich besser sein können. Die Teilnehmer an der Strecke haben sich davon nicht abschrecken lassen. Der Anfang war zunächst tragisch (Anm. Redaktion: medizinischer Notfall vor Start des Zuges). Insgesamt war alles gut gelungen. An der After-Zug-Party gibt es gute Stimmung", so Rottloff.
Auch Oberbürgermeister Sven Gerich zog ein ähnliches Fazit. "Es gab einen traurigen Start wegen dem medizinischem Vorfall. Das Wetter war bescheiden. Das Publikum hatte sich wegen dem Wetter nicht abschrecken lassen. Es war bisher friedlich. Es ist ein schöner Start ins Finale des närrischen Höhepunkts", so Gerich. Der OB fuhr im Wagen der Biebricher Waden mit, die auch Gäste von der Partnerstadt Gent mit dabei hatte.
Auch Andreas Taschler von der DACHO freute sich über die zahlreichen Zuschauer an der Strecke trotz der schlechten Wetterbedingungen.
>>> Bilder vom Umzug folgen in Kürze <<<
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Fotos: Joshua Ziß