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Sie schlagen meist unentdeckt zu und sind in der Regel längst über alle Berge, wenn die Tat entdeckt wird und die Polizei kommt. In Zukunft wollen die Beamten den Einbrechern eine Nasenlänge voraus sein.
Mit der eigens entwickelten Einbruch-Software "KLB-operativ“, die Großbuchstaben stehen für "Kriminalitätslagebild“ hat man einen neuen elektronischen und digitalen Kollegen, der voraussagen kann, wo die Einbrecher das nächste Mal zuschlagen werden.
„Die hessische Polizei zeigt mit dieser Eigenentwicklung einer Prognose-Software, dass sie zu den innovativsten Polizeien Deutschlands zählt. Mit ‚KLB-operativ‘ wurde ein neues Instrument zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls (WED) selbst entwickelt, welches nach den bisherigen Erfahrungen sehr erfolgsversprechend ist. Einbrüche bedeuten für Betroffene immer einen großen Einschnitt in ihren persönlichen Lebensbereich, der Einsatz dieser Software dient der optimierten Kräftesteuerung und kann somit zu einer erfolgreicheren Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls führen“, so der Innenminister im Polizeipräsidium Westhessen bei der Präsentation der Anti-Einbruch-Software.
2015 wurden in Hessen im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls 5,6 Prozent Fälle mehr als im Vorjahr registriert. Positiv ist, dass 21,6 Prozent dieser Straftaten polizeilich geklärt werden konnten. Das ist der zweitbeste Wert seit 20 Jahren. Bei 43,8 Prozent der insgesamt 11.595 Einbrüche wurde die Tatbegehung abgebrochen. Diese Quote ist seit 1995 der beste Wert für Hessen.
„Einbrüche hinterlassen nicht nur einen finanziellen Schaden, sondern auch betroffene Menschen, die diese Verletzung ihres geschützten Raumes verkraften müssen. Die hessische Polizei legt daher ein besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls. Erfolgreiche Strafverfolgung und Prävention kann allerdings nur im Zusammenspiel unterschiedlichster Maßnahmen greifen“, sagte Peter Beuth in Wiesbaden.
Die von der hessischen Polizei entwickelte Software „KLB-operativ“, welche Prognosen für künftige Wohnungseinbrüche zulässt, wurde während der „dunklen Jahreszeit“ im Zeitraum vom 26. Oktober bis 18. Dezember 2015 unter der Leitung des Hessischen Landeskriminalamtes in den Polizeidirektionen Wiesbaden, Main-Taunus, Main-Kinzig sowie Darmstadt-Dieburg erprobt. Aus den polizeilichen Datenbeständen konnten hier räumliche und zeitliche Schwerpunkte abgeleitet und bestimmte Verhaltensmuster der Täter erkannt werden. Die Software wird mit Informationen über Tatorten, Tageszeiten, Verhaltensweisen, Hinweisen auf Serientäter oder Banden gefüttert.
„Bei der Analyse dieser Fälle lassen sich vielfach Tatmuster erkennen, die auf professionelle, gezielt und planvoll vorgehende Serientäter schließen lassen. Diese Muster gilt es herauszufinden und in einem täglichen Arbeitsprozess grundsätzlich während der fallintensiven dunklen Jahreszeit zu bewerten“, so der Innenminister.
An jedem Morgen wird die Lage des Vortages computerunterstützt aufgearbeitet, analysiert und auf einer Karte dargestellt. Auf der Grundlage der Ergebnisse werden eine Einsatzplanung und ein Bekämpfungskonzept für die nächsten 24 Stunden erstellt. Um die zur Verfügung stehenden Polizeibeamtinnen und -beamten möglichst effektiv auf Streife zu schicken. Auf Grundlage einer nunmehr verbesserten Kriminalitätsanalyse können die Einsatzkräfte sehr gezielt in ausgewiesenen Brennpunktregionen zu tatrelevanten Zeiten eingesetzt werden. Diese zentrale Kräftesteuerung hat sich als äußerst zielführend erwiesen.
„KLB-operativ“ ist die Anwendung moderner Datenverarbeitungsansätze unter Beachtung der Aspekte einschlägiger kriminologischer Theorien und der kriminalistischen Erfahrungen sowie die schnelle operative Umsetzung der Ergebnisdaten. In einer wissenschaftlichen Untersuchung, in Kooperation mit einem Mitarbeiter der Universität Gießen, wurden die Wohnungseinbruchdiebstähle der vergangenen sechs Jahre analysiert und als Datengrundlage für die Bewertung der Lage in Hessen verwandt.
Für den Einsatz in der nächsten dunklen Jahreszeit wurden die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen angepasst und eine professionelle IT-Struktur aufgebaut, mit dem Ziel, zeitnah eine Ausflächung für ganz Hessen vorzunehmen. „Die Software ‚KLB-operativ‘ kann ein wichtiger Aspekt werden, um künftig polizeiliche Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen täterorientierter auszugestalten. Einbruchsserien könnten frühzeitig erkannt und in kürzester Zeit bekämpft werden. Die Software ist ein modernes Instrument gegen Wohnungseinbruchdiebstahl und wird nun zusätzlich zu den bisherigen Einsatzregionen in der Polizeidirektion Hochtaunus eingesetzt. Nach umfassenden Schulungsmaßnahmen kann ‚KLB-operativ‘ im nächsten Jahr hessenweit zum Einsatz kommen“, erklärte Peter Beuth.
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Symbolfoto: Polizei Beratung