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Wir laufen jeden Tag darüber und ahnen nicht was direkt unter unseren Füßen liegt. Wertvolle sowie kostbare Energie, die zukünftig immer mehr eine entscheidende Rolle spielt. In der Erdkruste ist diese seit Millionen von Jahren gespeichert. Mit der Wärme aus der Tiefe ist es möglich Gebäude zu beheizen oder auch zu kühlen und bei ausreichend hoher Temperatur, kann auch Strom dabei erzeugt werden. Die Geothermie, also Erdwärme, steht rund um die Uhr, wetterunabhängig zur Verfügung. Außerdem lässt sich diese Energie umweltfreundlich, sauber und sicher fördern.
Die Landeshauptstadt Wiesbaden und die ESWE Versorgungs AG entwickeln deshalb gemeinsam das regionale Projekt „Tiefe Geothermie“ in der Landeshauptstadt. Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist ein Tiefengeothermie-Kraftwerk zur Gewinnung von Strom und Fernwärme.
Wiesbaden ist für die Geothermie besonders gut geeignet, da die Stadt vielen heißen Quelle hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Temperaturberechnungen im Bereich östlich der Vororte in einer Tiefe von etwa 3.000 Meter bei 120°C oder mehr liegt. Das wäre für ein Geothermiekraftwerk die optimale Voraussetzung. Diese Temperatur ist deutlich höher als im Vergleich zum deutschlandweiten Durchschnitt.
Eine erste sogenannte 2D-Seismik-Untersuchung hat bereits im März 2010 in den östlichen Vororten von Wiesbaden stattgefunden. Dabei kam heraus, dass die Region günstige Voraussetzungen für die Gewinnung von Erdwärme bietet. Um die Aussagekraft zu verstärken wurde ab Oktober eine 3D-Seismik Messung durchgeführt die noch bis zum Donnerstag andauern wird.
Dabei wird der Untergrund ohne Eingriff in den Boden sichtbar gemacht. Dies geschieht über eine Reflexions-Seismik. Das Prinzip der Seismik ähnelt dem eines Echolots. Spezialfahrzeuge, die sogenannten Vibroseis-Fahrzeuge, senden mit hydraulischen Platten Schallwellen in den Untergrund. Diese werden an den Grenzen der verschiedenen Gesteinssichten reflektiert und von den ausgelegten Geophone empfangen. Die Echo-Daten werden dann per Funk an einer Empfängerstation übermittelt und aufgezeichnet.
Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten Anfang Oktober fand die sogenannte Einmessung zur Bestimmung von Messpunkten statt. Als Markierungspunkte für die Durchführung der 3D-Seismik wurden gelbe und rote Fähnchen sowie farbig markierte Pflöcke abgesteckt.
Am 29. Oktober ging es dann endlich mit den Messungen los. In den ersten zwei Wochen wurden südlich des Mains, in Ginsheim-Gustavsburg, Hochheim, Raunheim, Rüsselsheim und Bischofsheim seismische Untersuchungen des Untergrunds durchgeführt. Die Messteams bewegten sich dazu in rechteckigen Feldern, in denen auch Kostheim und Kastel lagen. Am 19. November arbeiteten sich die Trupps, die aus den Vibroseis-, sowie aus Begleitfahrzeugen und einem Leiter, der das ganze überwacht und für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zuständig ist, nach Delkenheim vor. Auf der Messachse in dieser Woche lag erneut Kastel. Ende November / Anfang Dezember ging es nach Wallau, wieder nach Kastel und nach Erbenheim im Bereich des Air Fields und der Domäne Mechtildshausen.
In der letzten Woche wurde das vorletzte rechteckige Messfeld in Angriff genommen. Darin lagen Breckenheim, Erbenheim, Nordenstadt und Amöneburg.
Über die abgesteckte Route wurden die festgelegten Messpunkte angefahren und die Erde in Schwingung gebracht. In dieser Woche stehen nun die letzten Untersuchungen an. Dazu wird der Untergrund in Erbenheim, Igstadt und Breckenheim noch mal in Schwingung gebracht. Dann sind alle Messdaten, die täglich von einem Team auf ihre Lesbarkeit kontrolliert werden, auf Festplatte abgespeichert und warten auf ihrer Auswertung.
„Die Messungen liefen alle planmäßig und ohne Probleme, darum werden wir am Donnerstag, 20. Dezember, mit der Untersuchung fertig sein“, erklärt Sebastian Krämer von der ESWE Versorgungs AG. Die ausgelegten Geophone werden dann wieder eingesammelt.
Die Auswertung der Daten wird im nächsten Jahr erfolgen. Geologen und Experten werden alle Messdaten sichten und mit Hilfe von Computerprogrammen interpretieren. Wenn das abgeschlossen ist, dann hat man ein ziemlich genaues Bild von den Erdschichten und der hessischen Landeshauptstadt. Mit einem Ergebnis rechnet Krämer erst Ende 2013. Mit den ersten gezielten Probebohrungen könnte dann 2014 begonnen werden.
Die entstandenen Flurschäden durch die großen und schweren Spezialfahrzeuge, die nicht nur auf Asphalt, sondern auch auf Feldwege unterwegs waren, und den Rüttelplatten die die Schallwellen erzeugen, werden Anfang nächsten Jahres von einer Firma behoben, teilt Krämer mit. „Alles wird wieder in seinen Ursprung zurück versetzt, wir wollen kein Ärger hinterlassen.“