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Erst am Mittwoch hat das Land Hessen den Corona-Lockdown bis Mitte Februar verlängert. Damit werden auch die Schulen vorerst weitestgehend geschlossen bleiben. Am Donnerstag haben sich nun die hessischen Stadt- und Kreiselternbeiräte in einem offenen Brief an Kultusminister Prof. Dr. Lorz sowie an die bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Parteien gewandt:
Kritik an "ad hoc Entscheidungen"
„Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lorz,
sehr geehrte Damen und Herren,
seit nunmehr zehn Monaten werden Entscheidungen in Bezug auf die Öffnung und Schließung von Schulen ad hoc getroffen. Wir, die Vertreter der Eltern, haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass diese ad hoc Entscheidungen für uns Eltern schwieriger umzusetzen sind, als wenn Sie endlich einen soliden Stufenplan, der sich an Kennzahlen orientiert, erarbeiten und kommunizieren würden, der Entscheidungen ein Stück weit vorhersehbarer und planbarer gestalten würde.
Planbarkeit für Eltern
Wir begrüßen, dass Sie neben dem bisherigen Maßnahmenplan (Präsenzunterricht, Wechselmodell, Distanzunterricht) einen Stufenplan implementiert haben. Uns fehlt dazu noch die Verlinkung des Stufenplans mit Kennzahlen. Ob Sie die Stufen an die 7- Tages-Inzidenzien, Todesfälle, Kapazitäten der Intensivbetten oder welche Kombination aus Kennzahlen koppeln, ist dabei für uns zweitrangig. Aber bitte stellen Sie endlich eine Planbarkeit her!
Die Eltern (insbesondere berufstätige Eltern von Schülern der Klassen 1-6) brauchen gegenüber ihren Arbeitgebern verlässliche Aussagen.
Verbindlicher Online-Unterricht
Die Aussetzung des Präsenzunterrichts für die Klassen 1-6 klingt auf den ersten Blick nach einer guten Idee, um den Eltern die Wahl zu lassen, die Kinder in die Schule zu schicken, keine Notbetreuung regeln zu müssen und die Kinder dauerhaft in der Schule zu haben, die es brauchen und die Kinder zuhause zu lassen, deren Familien mit dem Distanzunterricht gut zurechtkommen.
Im Ministerschreiben heißt es, dass die Kinder im Distanzunterricht den gleichen Unterrichtinhalt erhalten, wie die Kinder im Präsenzunterricht und keine Gruppe besser oder schlechter gestellt werden darf.
Hier genau liegt die Krux: Sie beschließen das Unmögliche: Wie sollen die Schüler vor Ort und zuhause gleichermaßen qualitativen Unterricht erhalten, wenn ein Streamen des Unterrichts an so vielen Hürden scheitert: Die Zustimmung aller Kinder in der Schulklasse ist erforderlich, Lehrer müssen ihre privaten Endgeräte benutzen, es besteht noch keine flächendeckender Ausbau mit WLAN und Breitband an allen Schulen in Hessen und schlussendlich scheitert das Streamen teilweise einfach am Unwillen vieler Lehrerinnen und Lehrer. Verbindlicher Online-Unterricht, dort, wo die technischen Gegebenheiten von Seiten der Schulen vorhanden sind, muss von Ihnen angeordnet werden!
Sie schlagen wirklich gute Maßnahmen vor, wie der Distanzunterricht gestaltet werden kann. Da diese Maßnahmen jedoch für die Lehrkräfte nicht verpflichtend sind, werden sie nur spärlich umgesetzt.
Lernstand erreicht nicht das Vor-Corona-Niveau
Der Lernstand erreicht mit den jetzigen Methoden, technischer Ausstattung und zeitlicher Taktung, bei weitem nicht das Vor-Corona-Niveau.
Da die Kinder im Präsenzunterricht ja nicht bessergestellt werden dürfen, ist die Folge, dass es gar keinen 'richtigen' Präsenzunterricht gibt, sondern eine Betreuung der Schüler, während diese ihre Wochenarbeitspläne durcharbeiten.
Es war über die Sommerferien die Aufgabe der Schulen, Konzepte zu erstellen, wie der Unterricht in den drei Szenarien fortgesetzt wird. Wir haben die Rückmeldungen von vielen Elternbeiräten, dass die Elternvertreter hierzu nicht einbezogen worden sind und aktuell nicht einbezogen werden oder die Schule bzw. Lehrer die Konzepte gar nicht umsetzen.
Wir möchten Sie daher bitten, die Schulämter aufzufordern, die Konzepte der Schulen zu prüfen und in den Dialog mit den Elterngremien zu gehen, um sicherzustellen, dass diese auch eingehalten werden.
Offene Fragen
In Ihrem Schreiben sind viele Punkte geklärt. Dennoch gibt es aus unserer Sicht noch weitere Fragen:
Unterzeichnet wurde das Schreiben vom Stadtelternbeirat Darmstadt, Kreiselternbeirat Darmstadt Dieburg, Stadtelternbeirat Frankfurt, Kreiselternbeirat Fulda, Stadtelternbeirat Fulda, Kreiselternbeirat Hochtaunus, Stadtelternbeirat Hanau, Kreiselternbeirat Lahn-Dill, Stadtelternbeirat Marburg, Kreiselternbeirat Limburg-Weilburg, Stadtelternbeirat Offenbach, Kreiselternbeirat Main Kinzig, Stadtelternbeirat Wiesbaden, Kreiselternbeirat Offenbach, Kreiselternbeirat Vogelsberg und dem Kreiselternbeirat Wetterau.
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Symbolfoto: Juraj Varga / Pixabay