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Die konjunkturelle Entwicklung des heimischen Handwerks und die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeit der Handwerkskammer und ihrer Berufsbildungs- und Technologiezentren standen bei der 144. Vollversammlung der Handwerkskammer Wiesbaden im Mittelpunkt. Die Corona-Pandemie hatte dabei auch direkte Auswirkungen auf die Gestaltung der Vollversammlung: „Wir haben uns bewusst für eine Präsenzveranstaltung entschieden. Nach den ganzen Telefon- und Videokonferenzen der vergangenen Monate wächst das Bedürfnis, von Mensch zu Mensch ins Gespräch zu kommen. Die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln werden dabei eingehalten“, erläuterte Kammerpräsident Stefan Füll zu Beginn der Versammlung in Wiesbaden.
„Unsere Frühjahrsumfrage zur Handwerkskonjunktur beschreibt die Situation im heimischen Handwerk nach den ersten drei Wochen der corona-bedingten, massiven Einschränkungen für viele Betriebe. Die Auftragsbestände lagen demnach bei 44 Prozent der Betriebe unter dem regulären Durchschnitt für diese Jahreszeit. Da wundert es nicht, dass sich die Beurteilung der Geschäftslage im ersten Quartal so schnell und drastisch verschlechtert hat wie nie zuvor, nämlich um 24 Prozentpunkte gegenüber dem vorherigen Quartal“, erklärte Kammerpräsident Füll.
Die Betroffenheit der Gewerke sei dabei unterschiedlich stark gewesen. So hatten etwa Friseure oder Kosmetikstudios durch die Schließungen hohe Einnahmeverluste zu verzeichnen, während das Bau- und Ausbaugewerbe noch vom bestehenden Auftragspolster profitierten konnte. Zudem sei zu befürchten, dass sich die Auswirkungen der Corona-Krise auch am Ausbildungsmarkt bemerkbar machen, so der Kammerpräsident. „Denn ohne Berufsorientierung, Praktika, Ausbildungsmessen und Betriebsbesichtigungen fehlen wichtige Gelegenheiten, das Handwerk vorzustellen und zukünftige Lehrlinge kennenzulernen“, betonte Füll und beschrieb aber die Hoffnung, dass durch die Lockerungen im Alltags- und Wirtschaftsleben jetzt einiges davon noch nachzuholen sei.
Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk sowie die weiteren Mitglieder der Kammergeschäftsführung konkretisierten die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Handwerkskammer und ihre Berufsbildungs- und Technologiezentren in Wiesbaden und Wetzlar.
"Auch die Handwerkskammer Wiesbaden hat die Hauptverwaltung für den Publikumsverkehr schließen müssen. Vor allem im Beratungsgeschäft war die Kammer gefordert, auf anderen Wegen den Handwerksbetrieben in den ersten Wochen der Pandemie schnell und unbürokratisch zu helfen. Unsere sofort eingerichtete Corona-Hotline war erfolgreich, auch an den Wochenenden standen wir mit zahlreichen Beratern zur Verfügung“, sagte Mundschenk, der mit Stolz die große Team-Anstrengung aller Kammermitarbeiter beschrieb. Auch die täglich aktualisierte Internetseite der Handwerkskammer war viel gefragt, wenn es zum Beispiel um Fragen der Soforthilfe des Landes für von der Pandemie betroffene Betriebe ging.
Die drei Bildungszentren der Handwerkskammer in Wiesbaden und Wetzlar mussten für Wochen ab dem 16. März schließen, alle Lehrgänge und Prüfungen wurden abgesagt. Erst seit dem 11. Mai konnte unter den strengen Schutz- und Hygienevorschriften der Unterricht für Lehrlinge und Meisterschüler wieder aufgenommen werden. Mundschenk: „Eine riesige organisatorische Herausforderung für unsere Bildungsarbeit, aber Ziel ist es, die Lehrgangsteilnehmer wieder auf Gesellen- und Meisterprüfungen vorzubereiten. Gerade in der Corona-Krise braucht das heimische Handwerk Fachkräftenachwuchs.“
Weiterhin standen im Mittelpunkt der Sitzung des „Parlament des Handwerks“ vor allem finanzielle Themen wie die Verabschiedung der Jahresrechnung 2019 teilt die Handwerkskammer abschließend mit.
Foto: HWK