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Der Wiesbadener Helmuth-Plessner-Preis, der in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben wird, geht an den französischen Philosophen und Germanisten Gérard Raulet. Der feierliche Festakt wird am Montag, 4. September, im großen Festsaal des Rathauses mit geladenen Gästen begangen.
Im Anschluss an die Preisverleihung hält der Preisträger um 19:30 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal einen Vortrag zum Thema “Expressivität und Repräsentation. Philosophische Anthropologie im Brennpunkt des Erfahrungswandels“. Der Vortrag ist öffentlich, Interessierte können sich bis Donnerstag, 31. August, per E-Mail an kulturfoerderung@wiesbaden.de anmelden.
Gérard Raulet, geboren im August 1949, studierte bis 1969 an der École normale supérieure Lettres et sciences humaines in Saint-Cloud. Er ist ausgebildeter Deutschlehrer (agrégé d'allemand 1973), promovierte 1981 in Philosophie an der Universität Paris IV und habilitierte sich 1985 an der Universität Paris-Sorbonne, wo er bis 2020 als Professor für deutsche Ideengeschichte lehrte. 2006 veröffentlichte er das französische Standardwerk zur deutschen Philosophie im 20. Jahrhundert “La philosophie allemande depuis 1945“.
Ergänzend zu der Preisverleihung und dem Vortrag findet am Tag nach der Preisvergabe eine wissenschaftliche Tagung zum Werk des Preisträgers im Theater im Pariser Hof statt. Das Programm ist der Homepage der Helmuth-Plessner-Gesellschaft zu entnehmen. Die Teilnahme ist kostenlos - eine vorherige Anmeldung per E-Mail an v.schuermann(at)dshs-koeln.de ist erwünscht.
Zum Thema Philosophie werden im September auch zwei Filme in der Caligari FilmBühne, Marktplatz 9, gezeigt: Am Donnerstag, 7. September, um 18:00 Uhr, “Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph“, und am Freitag, 8. September, um 17:30 Uhr, “Seneca“. Der Eintritt kostet acht, ermäßigt sieben Euro und mit der Wiesbadener Filmkunstkarte sechs Euro.
Auch im Literaturhaus Wiesbaden, Frankfurter Straße 1, wird die Verleihung des Helmuth-Plessner-Preises mit einer Lesung im September und einem Vortrag im November flankiert: Am Mittwoch, 20. September, 19:30 Uhr, “Hanno Sauer: ‘Moral. Die Erfindung von Gut und Böse‘, Autorenlesung und Gespräch, der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt neun Euro.
Und am Dienstag, 14. November, um 19:30 Uhr, “Tilmann Allert“, Autorenlesung und Gespräch - der Eintritt kostet neun, ermäßigt sieben Euro.
Die Wiesbadener Stadtbibliotheken bieten zudem Mitte September einen Workshop für Grundschulkinder “Philosophieren mit Kindern“ an. Die Plätze sind bereits vergeben.
2014 wurde der weltweit bedeutende US-amerikanische Forscher Michael Tomasello mit dem Helmuth-Plessner-Preis geehrt. 2017 erhielt der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk die Auszeichnung. 2020 wurde die britische Philosophin und Politikerin Prof. Dr. Onora O’Neil ausgezeichnet.
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Zu Helmuth Plessner
Helmuth Plessner, 1892 in Wiesbaden geboren, lebte bis zu seinem 20. Lebensjahr in der “Weltkurstadt“. Sein Vater war ein in der Stadt anerkannter Sanatoriumsarzt und Sanatoriumsleiter jüdischer Herkunft.
Plessner studierte im Anschluss an sein Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium parallel Zoologie und Philosophie in Heidelberg, dann Philosophie in Göttingen und Erlangen. Nach seiner Habilitation 1920 verfolgte er konsequent seine Laufbahn als Privatdozent für Philosophie an der neu gegründeten Kölner Universität neben Max Scheler.
1933 wurde er wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters aus dem Hochschuldienst entlassen und ging ins niederländische Exil nach Groningen. Nach seiner Remigration 1949 wurde er als Göttinger Soziologe mit Horkheimer, Adorno und Gehlen einer der wichtigen Intellektuellen der jungen Bundesrepublik Deutschland (“Verspätete Nation“).
Plessners Werk “Die Stufen des Organischen und der Mensch“, das seit Kurzem auch in englischer Übersetzung vorliegt, zählt zu den meistdiskutierten Denkansätzen der Philosophischen Anthropologie. Seine Studie zu den “Grenzen der Gemeinschaft“ fand nach 1989 auch außerhalb von Fachkreisen erhebliche Beachtung.
Der Helmuth-Plessner-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre von der Landeshauptstadt Wiesbaden in Kooperation mit der Helmuth Plessner-Gesellschaft an eine renommierte Persönlichkeit vergeben, die sich in der Philosophie um Aspekte des Plessner‘schen Werks in hervorragender Weise verdient gemacht hat.
Foto: IFK Wien