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Der Wiesbadener Pfarrer Andreas Mann wurde im Rahmen einer Andacht auf der Dekanatssynode in Wiesbaden in den Ruhestand verabschiedet. Dekanin Arami Neumann würdigte seine Arbeit und sagte: „Sie können mit Stolz und mit Freude auf das zurückblicken, was Ihnen gelungen ist.“
Andreas Mann war von Anfang an in der Notfallseelsorge aktiv und setzte sich über viele Jahre hinweg intensiv für kirchliche Strukturen ein, die gewährleisten, dass Menschen in akuten Notsituationen sofort seelsorgliche Unterstützung erhalten. Im letzten Jahr wurde ihm dafür die Goldene Ehrennadel der Landeskirche verliehen.
„Notfallseelsorge kann nicht nur von einer Person geleistet werden, es ist immer Teamarbeit“, betonte Arami Neumann. Andreas Mann habe es möglich gemacht, dass viele Menschen für die Arbeit in der Notfallseelsorge ausgebildet wurden. „Sie haben Generationen von Ehrenamtlichen in Kursen geschult und begleitet“, fügte Neumann hinzu.
In den frühen 1990er Jahren kam Andreas Mann auf die Idee, ein Verzeichnis für Notfallkontakte zu erstellen, um Pfarrpersonen in akuten Notlagen schneller erreichen zu können, damit diese sich um die seelische Betreuung von Betroffenen kümmern. Die Umsetzung gestaltete sich jedoch schwierig, da oft unklar war, wer zuständig war und wann erreichbar sein musste.
Gemeinsam mit dem damaligen Bergkirchenpfarrer Detlef Nierenz und Kirchenvorsteher Eberhard Busch, der heute Präses im Evangelischen Dekanat Wiesbaden ist, entwickelte Mann eine effizientere Lösung. Am 1. Juni 1993 gründeten sie in Wiesbaden den Verein "Seelsorge in Notfällen (SiN)", den ersten seiner Art in Hessen.
Was vor 30 Jahren als innovatives Experiment und Pilotprojekt startete, hat sich mittlerweile in ganz Hessen etabliert. Heute gibt es 27 Gruppen für Notfallseelsorge und Krisenintervention, die im Bereich der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sowie in den Bistümern Mainz und Limburg die psychosoziale Betreuung der Bevölkerung sicherstellen.
Einige dieser Gruppen arbeiten unter kirchlicher Trägerschaft, andere sind unabhängig organisiert. Pfarrer Andreas Mann war über viele Jahre hinweg von der Landeskirche als verantwortlicher Pfarrer für die Notfallseelsorge beauftragt und leitete die Aus- und Weiterbildung sowie die Supervision der ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger.
Aktuell sind im Wiesbadener Verein "Seelsorge in Notfällen" rund 25 bis 30 Freiwillige aktiv, darunter nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer. Die Ehrenamtlichen stammen aus verschiedenen beruflichen Hintergründen, und die religiöse Zugehörigkeit spielt dabei keine Rolle.
Während die Notfallseelsorge früher etwa 30 bis 40 Einsätze pro Jahr hatte, liegt die Zahl mittlerweile bei durchschnittlich 150 bis 180 Einsätzen jährlich. In diesem Jahr wurden sogar über 200 Einsätze verzeichnet.
Weitere Informationen zur Ausbildung zum Notfallseelsorger gibt es unter www.sin-wiesbaden.de.
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Foto: Andrea Wagenknecht