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Der aktuelle IHK-Konjunkturbericht zum Herbst 2022 gibt die Stimmung der regionalen Wirtschaft ungeschönt wieder. Insbesondere die Geschäftserwartungen mit Blick auf die kommenden 12 Monate knicken ein. Die Energie- und Rohstoffpreise bilden mit weitem Abstand das größte wirtschaftliche Risiko für die Unternehmen.
Die konjunkturelle Einschätzung der regionalen Wirtschaft hat sich gravierend verschlechtert. Das geht aus der aktuellen Unternehmensbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden für die Landeshauptstadt, den Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main hervor. Zwar beurteilen die Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage im Saldo noch leicht positiv, die Geschäftserwartungen sind mit Blick auf die kommenden 12 Monate jedoch branchenübergreifend stark gesunken. Das Stimmungsbild der Unternehmen lässt den regionalen IHK-Geschäftsklimaindex von 108 auf 76 Punkte abstürzen. Zur Einordung: Selbst im Tief der Weltfinanzkrise ab 2007 erreichte der Geschäftsklimaindex noch einen Wert von 85 Punkten. Lediglich in der Corona-Krise lag der Index mit 64 Punkten niedriger.
„Es gibt nichts zu beschönigen – die Stimmung in der Wirtschaft hat sich stark eingetrübt, branchenübergreifend blicken die Unternehmen mit großer Sorge auf das kommende Jahr“, erläutert IHK-Präsident Dr. Christian Gastl die Ergebnisse der Konjunkturbefragung. „Die Hoffnungen auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie haben sich fürs Erste zerschlagen.“
Ob Exportgeschäft (- 23 Punkte), Investitionen im Inland (- 10 Punkte) oder Beschäftigung (- 8 Punkte) – alle relevanten Indikatoren erreichen in der neuesten Konjunkturumfrage negative Saldowerte. Damit droht nun erstmals seit mehreren Jahren auch der Arbeitsmarkt wieder stärker unter Druck zu geraten: Auf Sicht der kommenden 12 Monate geht ein Fünftel der befragten Unternehmen davon aus, dass die Zahl der eigenen Beschäftigten zurückgehen wird. In der Industrie gehen sogar rund 47 Prozent der Unternehmen davon aus, sich von Mitarbeitenden trennen zu müssen. Gedämpft wird diese Entwicklung jedoch davon, dass einige Unternehmen nach wie vor weiter bemüht sind, neues Personal zu gewinnen.
Bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung dominieren ganz klar die Energie- und Rohstoffpreise. Für 73 Prozent der Unternehmen bilden sie die größte Gefahr auf Sicht der kommenden 12 Monate. Die Inlandsnachfrage bildet mit 62 Prozent das zweitgrößte Risiko, gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53 Prozent) und dem Fachkräftemangel (52 Prozent).
„Die größten Belastungsfaktoren liegen auf der Hand: Der russische Angriffskrieg hat die Inflation und insbesondere die Energie- und Lebensmittelpreise massiv angeheizt, die Zinserhöhungsschritte der Zentralbanken dämpfen gemeinsam mit der Konsumzurückhaltung im Inland zusätzlich die Konjunktur, während die weltweiten Lieferketten nach wie vor aus dem Tritt sind“, erläutert Fabian Lauer, stv. Geschäftsführer der IHK und Leiter Wirtschaftspolitik. „Es handelt sich um ein toxisches Gemisch, das in Summe die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft einbrechen lässt.“
Eine Sonderauswertung Energie im Konjunkturbericht zeigt auf, wie Unternehmen mit den hohen Strom-, Gas- und Kraftstoffpreisen umgehen: Zumindest die Hälfte der Betriebe sieht sich gezwungen, die gestiegenen Kosten zum Großteil an die Kunden weiterzugeben. Rund 38 Prozent bemühen sich mit zusätzlichen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen gegenzusteuern. Nur 18 Prozent der Betriebe sehen sich als nicht oder kaum betroffen an. Eine Drosselung der Gasliefermengen bereits um ein Viertel ist ausreichend, damit 30 Prozent der Betriebe ihre Produktion vollständig einstellen müssen.
Der IHK-Konjunkturbericht erscheint seit dieser Ausgabe in einem rundum erneuerten inhaltlichen und grafischen Format. Er enthält zahlreiche detaillierte Auswertungen und Grafiken zur konjunkturellen Lage im IHK-Bezirk. Den kompletten IHK-Konjunkturbericht finden Sie kostenfrei unter www.ihk.de/wiesbaden/wirtschaftspolitik/wirtschaftsstatistik/konjunktur.
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Grafik: IHK Wiesbaden