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Der Weg über die Friedrichstraße war gesichert, der Schlossplatz weit abgesperrt. Im Vergleich zu Sonntag haben am Dienstag nur wenige Zuschauer den Weg zum offiziellen Empfang im Rathaus gefunden. Es schien so, als hätten sich mehr zufällige Zuschauer eingefunden: Passanten bei Einkäufen, die eben gerade vorbei kamen. Schülerinnen und Schüler der Riederbergschule, die im Rahmen einer Projektwoche auf dem Weg zur Tanzschule Weber waren. Die stattliche Zahl der Gegendemonstranten überwog zu Beginn am Dienstagvormittag zahlenmäßig.
Mit etwa 30 Minuten Verspätung traf der Dalai Lama am Wiesbadener Rathaus ein. Bürgermeister Arno Goßmann und Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel nahmen Seine Heiligkeit vor dem Rathaus auf dem Schloßplatz in Empfang, begrüßten und geleiteten ihn dann in den Festsaal des Wiesbadener Rathauses. Dort verliehen Nickel und Goßmann ihre Freude über das Kommen Seiner Heiligkeit mit Worten Ausdruck. Ausführlich bedankten sie sich beim Dalai Lama dafür, dass er wiederholt zu einem runden Geburtstag nach Wiesbaden gekommen sei. Die Vertreter der Stadt betonten, dass es eine große Ehre sei, dass er aufgrund des engen Terminplans nach der beeindruckenden Rede von Sonntagnachmittag der Einladung ins Rathaus gefolgt sei.
Nach der Begrüßung durch Goßmann und Nickel richtete Seine Heiligkeit in gewohnt ruhiger Manier friedlich und freudig gesonnene Worte an die Anwesenden. An die Ehrenamtlichen, an die vielen Ehrenamtlichen aus den allen Bereichen: an die Feuerwehr, die Rettungsdienste, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Umweltprojekten, die Mitarbeiterinnen von Kinderbereuungsstätten. An Menschen, die im Festsaal sichtlich mit den klimatischen Bedingungen beschäftigt waren. Mit den Worten "Frische Luft für alle" bat so Seine Heiligkeit als erstes das Personal die Türen und Fenster zu öffnen. Gleich darauf, noch bevor der Dalai Lama Worte an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener im Saal richtete, zeigte sich Seine Heiligkeit ganz bürgernah - ging auf jungen im Rollstuhl sitzenden Mann zu und begrüßte diesen persönlich - um dann gleich allen zu versichern, dass er jetzt nicht seine Rede vom letzten Sonntag wiederholen möchte.
Der Dalai Lama beteuerte, dass er gerne in Wiesbaden ist, und dass er gerne nach Wiesbaden komme: dass auch schon vor seinem 90. Geburtstag, wenn man ihn einlade.
Zum Abschluss des Rathausempfangs tauschten der Dalai Lama, der Bürgermeister Arno Goßmann und der Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel Geschenke aus. Während das Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, Seine Heiligkeit, Goßmann und Nickel ein selbst geschriebenes und handsigniertes Buch überreichte, bekam Dalai Lama von Goßmann ein Glas echten Wiesbadener Honig.
Vom Rathaus ging seine Heiligkeit nach dem Rathausempfang begleitet von Sicherheitskräften zu Fuß über den Schlossplatz zum Hessischen Landtag, wo er von dem hessischen Ministerpräsident Volker Bouffier und Norbert Kartmann, Präsident des Hessischen Landtag, begrüßt wurde.
Von etwa 11:00 bis 12:45 Uhr saßen Seine Heiligkeit, Volker Bouffier und Norbert Kartmann im kleinen Kreis zusammen. Hessens stellvertretender Ministerpräsident und Grünen Fraktionsvorsitzender Tarek Al-Wazir soll auch dabei gewesen sein. Im kleinen Kreis habe man offen über die Beziehungen Hessens zu Tibet gesprochen. Über die Rolle und die wirtschaftlichen Belange des kleinen Landes, aber auch über die wirtschaftlichen Beziehungen und Aussichten, besonders in Bezug zu China.
Nachdem der Besuch im Wiesbadener Rathaus von den Bürgern der Stadt wenig beachtet wurde, nahm die Anzahl derer, die doch noch mal einen Blick auf das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten erhaschen wollten, deutlich zu. Im Landtag blieb das nicht unbemerkt. So zeigte sich Seine Heiligkeit Tendzin Gyatsho auch nach etwa einer Stunde den rund 150 Wiesbadenerinnen und Wiesbadenern zusammen mit Vertretern der Hessischens Landesregierung an einem der Fenster des Hessischen Landtag.
Nach knapp zwei Stunden hatte der Spuk ein Ende. Gegen 12:45 Uhr verabschiedete Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sich vom Dalai Lama auf dem Schlossplatz. Mit eine Polizei Eskorte setzte sich der Tross, bestehend aus insgesamt neuen Fahrzeugen und drei Polizeimotorrädern, Richtung Frankfurter Flughafen in Bewegung. Von dort ging es mit einer Maschine in sein Exil in Dharamsala (Indien).
Dem Hofheimer Schornsteinfeger Adrian Hochstätter und seiner Frau, Katrin Hochstätter, geborene Sack, wird dieser "Staatsbesuch" besonders in Erinnerung bleiben. Während sich der Dalai Lama mit Vertretern der hessischen Landesregierung austauschte, saßen die beiden im Standesamt, nur wenige Meter vom Dalai Lama im alten Wiesbadener Rathaus und gaben sich ihr "Ja-Wort".
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Über den Verein "Freunde für ein Freund":
Freunde für einen Freund ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Frankfurt am Main. Zielsetzung ist es, Menschen das Kennenlernen mit dem Dalai Lama zu ermöglichen und damit für seinen Weg zu begeistern.
Weitere Ziele sind es, ein Bewusstsein für gewaltfreie Konfliktlösungen zu fördern und Aufmerksamkeit für die Autonomiebemühungen in Tibet zu schaffen. Im Jahre 2004, nach einer Privataudienz beim XIV. Dalai Lama, haben sich Freunde für einen Freund zunächst als informeller Freundeskreis und ab 2007 als gemeinnütziger
Verein gegründet. Seither gab es viele Veranstaltungen und Projekte mit dem Dalai Lama.
Mehr Informationen finden Sie unter www.freunde-fuer-einen-freund.de.