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Dreihundert Experten aus allen Berufs- und Lebensbereichen, trafen sich am vergangenen Wochenende zum BarCamp RheinMain in der R+V-Akademie. Die Veranstaltung ist mittlerweile das „Familientreffen“ der Web-Szene im Rhein-Main-Gebiet und feierte am letzten Wochenende seinen 10. Geburtstag. Und wie bei einem Familienfest üblich, waren auch die „Verwandten“ von außerhalb und Kinder dabei. Ein ideales Klima, um ein Happening der Ideen und ein Feuerwerk der Diskussionen zu erzeugen.
Rund 300 Teilnehmer, zwölf Sponsoren sowie ein ehrenamtliches, zehnköpfiges Orga-Team des Vereins für Netzkultur RheinMain sorgten zusammen für rund 80 Sessions, also Vorträgen und Diskussionen zu allen Lebensbereichen. Die R+V-Versicherung stellte die Räume zur Verfügung und schickte auch eigene Experten mit Session-Themen ins Rennen.
Wandern, Hula und Meditation waren ebenso Thema, wie Kunst, Design, Illustration und Rhetorik. Suitbert Monz, vom Social Media Team der R+V zeigte nicht-kommerzielle Alternativen zu Twitter und Facebook und ließ das Publikum staunen, wie vielfältig das Web hier schon aufgestellt ist. Es gibt sie wirklich, die Hoheit über die eigenen Daten und die Digitalisierung abseits vom Mainstream – kostengünstig, mit vernetzten Programmen und nur einen Mausklick entfernt.
Sein Kollege André Dörfler, Innovationsmanager bei der R+V, machte mit dem Genossenschaftsgedanken bekannt. Erstaunlich, wie eine alte Idee die Lösung für die Situation der heutigen Märkte in sich bergen kann.
Wie weit sich der Themenbogen spannte, konnte man an gleich zwei Sessions sehen, die sich mit dem menschenwürdigem Sterben beschäftigten.
Der ehemalige Berufssoldat Sascha Stoltenow, Partner einer Kommunikationsagentur und bekannt als Bendler Blogger, zeigte wie Content Marketing und Social Media Krieg zum Teil der Pop-Kultur machen. Stoltenow ist seit Jahren ein unermüdlicher Kritiker der offiziellen Kriegskommunikation. Krieg wird seiner Meinung nach im besten Fall heruntergespielt, im schlimmsten Fall verherrlicht. Für den Offizier der Reserve ist Krieg schlicht Mord, Heldenverehrung und Maskulinismus reiner Wahnsinn. Er selbst hat auf dem Balkan gedient, weiß wovon er spricht und ist für seine unverblümte Art bekannt. „Beim Verteidigungsministerium war ich lange Zeit „Persona non grata““, sagt er. Das führte zu skurrilen Situationen. „Es kam vor, dass ich mit hochrangigen EU-Politikern und Moderator alleine auf einem Podium saß, weil Vertreter des Ministeriums meinetwegen kurzfristig absagten.“ Mittlerweile hat sich das Verhältnis entspannt.
Sascha Stoltenow besitzt nicht nur einen scharfen Verstand, sondern auch enorme rhetorische Fähigkeiten sowie Lust an der Provokation.
Das bekamen auch Sozialpädagoge Arnim Dahlen und Theologe Christian Mappala zu spüren. Die beiden luden zu einer Session mit dem Titel „Der Arbeitsmann 4.0: jung - agil – technikaffin“ ein. Damit wollten sie ein Bewusstsein dafür wecken, dass Männer ein Recht darauf haben, die traditionelle Männerrolle hinter sich zu lassen. Ziel ihrer Session war es zu erfahren, welche geschlechtsspezifischen Wünsche Männer im Bezug auf Weiterbildungangebote haben.
Doch das Session-Intro vermittelte bei einigen Teilnehmern anderen Eindruck. Der ehemalige Berufssoldat Stoltenow reagierte als Zuhörer prompt mit der Frage, ob Dahlen und Mappala schon einmal darüber nachgedacht haben, dass man mit Worten Bilder und mit Bildern Wirklichkeit erschaffen kann? Er wünschte sich eine Diskussion über das Framing, das durch Wording entsteht.
Kein Thema für Dahlen und Mappala - sie wollen ihr Programm durchbringen und die 30 Minuten für ihren Mini-Workshop nutzen. Stoltenow und weitere Session-Teilnehmer verlassen daraufhin den Raum. Stundenlang wird hinterher bis in die späten Abendstunden auf Twitter heiß diskutiert.
Das 10. BarCamp RheinMain steckte in jeder Hinsicht voller Überraschungen. Neben kleinen Geschenken (die erhalten ja bekanntlich die Freundschaft) der Sponsoren, gab es auch Überraschungen. So spielte am Samstagabend Saxo Tom alias Tom Nolte für Darren Cooper, der vor zehn Jahren der Initiator des Barcamps RheinMain war, ein Geburtstagsständchen auf dem Saxophon. Und zur Feier der „10“ gab es am Sonntag riesige, liebevoll dekorierte, handgemachte Geburtstagskekse für alle. Zusammen mit einem Heißgetränk aus einem der schicken Jubiläums-Kaffeepötten, die es ebenfalls für alle als Geschenk gab, ein rundum gelungenes Paket.
Auch die „mitgebrachten“ Kinder hatten das ganze Wochenende über Spaß. Im Foyer stand ein großer, aufgeblasener Plastikflamingo des Sponsors AOE, der sofort als Hüpfburg vereinnahmt wurde.
Gut angekommen ist auch die Verpflegung. Fleischesser und Veganer wurden von der Gönnerin ebenso professionell verköstigt, wie Diabetiker und Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Das Abschluss-Feedback der Teilnehmer war entsprechend begeistert. Alle lobten die offene, wertschätzende und kinderfreundliche Atmosphäre des Camps ebenso wie die enorme Bandbreite der Themen. Jeder Einzelne nahm neues Wissen und interessante Kontakte mit.
Das nächste Barcamp RheinMain soll in einem Jahr stattfinden, bis dahin wird auch über eine Kinderbetreuung nachgedacht. Denn die Community wird älter und entwickelt sich in jeder Hinsicht. Bestes Beispiel: Der jüngster Speaker war erst acht Jahre alt. Clark führte das staunende, erwachsene Publikum in die Programmierung von Calliope mini ein.
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Weitere Veranstaltungen zur Zukunft von Kommunikation, Wirtschaft und Welt im kommenden Jahr
13. April
See – die Konferenz zur Visualisierung von Informationen
Wo: Schlachthof Wiesbaden
Veranstalter: Die Mitarbeiter der Agentur Scholz & Volkmer
17. / 18. Mai
Friends of Social Business Forum
Ort: R+V-Akademie Wiesbaden
Veranstalter: R+V-Versicherung und Grameen Creative Lab
September
Content Strategy Camp
Ort: Mediencampus Hochschule Darmstadt
Veranstalter: Sascha Stoltenow und Kollegen
Fotos: Petra Schumann
* Clia Vogel ist Journalistin, Texterin und MedienManagerin. Als Digitale Ökotante setzt sie sich für barrierefreie Sprache und CSR-Kommunikation ein. Bei Wiesbadenaktuell schreibt sie über Digitalkultur und Zukunftsprojekte.