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Vielen graut es bereits. Ab Sonntag, 12. Januar, 12:00 Uhr ist die Theodor-Heuss-Brücke für den motorisierten Individualverkehr gesperrt. „Ausnahmegenehmigungen oder Sondergenehmigungen gibt es keine. Diese Worte nehmen wir nicht mal in den Mund. Es macht daher auch keinen Sinn, entsprechende Anträge bei uns zu stellen“, erklärte Winnrich Tischel, der Leiter des Wiesbadener Straßenverkehrsamts, mit klaren Worten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Um ein Verkehrschaos zu verhindern, „geht es vorrangig darum, den öffentlichen Personennahverkehr über die Brücke aufrechtzuerhalten, also Linienbusse und Taxis“, so Tischel weiter.
Da am Hochkreisel in Kastel - im Gegensatz zur Mainzer Seite, wo auf den Rampen viel Platz für Schranke und Ampel ist - nur sehr beengte Raumverhältnisse herrschen, wird die Zufahrt ganz klar geregelt. Eine Fahrspur auf dem kompletten Hochkreisel ist während der vierwöchigen Sperrung befahrbar. Damit es nicht zu großen Stauungen oder Stockungen kommt, wird der Verkehrsfluss zwischen ÖPNV und dem Rest bereits auf den Zufahrstraßen eindeutig separiert.
An der Bushaltestelle “Brückenkopf“ wird es eine Schranke geben. Dort werden Busse und Taxis durchgelassen, alle anderen nicht. Gleiches gilt für die Mainzer Seite. Dort ist die Schranke im Bereich der Rampe. Auf beiden Seiten der Brücke wird es nach der Absperrung eine Ampel geben, die den Verkehr wechselseitig auf 200 Metern einspurig regelt, dies führt zu Wartezeiten.
„Wir wünschen uns, dass die Bevölkerung einsieht, dass es keinen Sinn macht, überhaupt erst auf den Hochkreisel zu fahren. Das bringt nichts. Unsere Beamten werden, gerade in der Anfangszeit, den Autofahrern notfalls sehr rigoros klarmachen, dass sie bitte zügig wegfahren sollen. Wir haben dort keine Chance, lange Diskussionen zu führen“, betonte Tischel.
Am besten umfährt man den Bereich des Hochkreises weiträumig, so belastet weder den Busverkehr noch steht man im Stau. Andreas Kowol, Wiesbadens Dezernent für Verkehr, erklärt dazu: „Wer sich von vornherein in Richtung der Schiersteiner Brücke oder der Weisenauer Rheinbrücke orientiert, verliert kaum Zeit, wir haben und im Vorfeld den Verkehrsfluss an diesen Stellen angeschaut. Die Fahrstrecke ist unter Umständen länger.“ Die Umleitungsstrecken sind ausgeschildert.
Grund der Reparaturmaßnahme sind defekte Traversenlager an der Theodor-Heuss-Brücke. Bei einer Zwischenprüfung 2016 gab es noch keine Auffälligkeiten an dem Brückenbauwerk, wie Christine Geiler vom Wiesbadener Tiefbauamt mitteilte. Als jedoch die nächste Hauptuntersuchung in der Zeit vom 1. Juli bis 7. August 2019 durchgeführt wurde, hat das zuständige Ingenieurbüro KMS, welche von Hessen Mobil beauftragt wurden, festgestellt, das zwei dieser Lager fehlten und anderen leicht verrutscht waren. Dies hat aktuell zu Folge, dass Teile der Stahlkonstruktion derzeit in der Luft schweben.
„Uns lag dann der endgültige Prüfbericht am 28. November vor. Aber wir - die Städte Wiesbaden, Mainz und Hessen Mobil - sind bereits vorab informiert worden und zwar frühzeitig, Ende Juli. Daraufhin haben wir sofort damit begonnen, zu untersuchen, welche Auswirkungen das hat und wie groß der Schaden ist“, so Geiler weiter.
Dabei kam heraus, dass alle 56 Traversenlager der Brücke ausgetauscht werden müssen. Die Lager, haben eine Lebensdauer von rund 25 Jahren. Die jetzigen Lager sind bei der letzten großen Sanierung von 1992 bis 1995 eingebaut worden.
„Ende September fiel dann endgültig die Entscheidung, dass alle Lager ersetzt werden müssen. Zu einen musste schnell gehandelt werden, um Folgeschäden an der Theodor-Heuss-Brücke zu vermeiden und zum anderen funktionier die Instandsetzung am besten im Winter. Denn durch die Kälte ziehe sich das Metall der Konstruktion zusammen und das erleichtere die Reparaturarbeiten. Der 12. Januar ist der früheste Termin, davor konnten wir es nicht machen, da die beauftrage Baufirma eigentlich die ersten zwei Wochen im Jahr immer Betriebsferien macht, damit die Monteure die Überstunden des Vorjahres abbauen können. Das Unternehmen, welches kurzfristig, die Sanierung übernommen hat, ist uns schon um eine Woche entgegenkommen“, erklärte die Verantwortliche vom Wiesbadener Tiefbauamt.
Im Vorfeld wurden neben einer Sperrung auch andere Lösungsansätze diskutiert. Um das Problem von Rückstaus oder anderen Behinderungen zu umgehen, ist die Wahl auf eine Sperrung gefallen. Dadurch werde die Zeitspanne der Bauarbeiten effektiv verkürzt, so Kowol.
Die Arbeiten werden voraussichtlich bis 9. Februar dauert, vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Das heißt, solange es nicht schneit und -20 Grad wird, werden die Reparaturmaßnahmen in der vorgegebenen Zeit von vier Wochen abgeschlossen sein. Es ist sogar noch ein kleiner Puffer eingebaut, falls weitere Sanierungsarbeiten durchgeführt werden müssen, die erst während den Arbeiten entdeckt werden.
Neben Busse und Taxis dürfen auch Mofas sowie alle motorisierten Fahrzeuge mit Versicherungskennzeichen, Fahrräder sowie Fußgänger die Brücke weiter nutzen. Auch Rettungskräfte haben freie Fahrt.
Um Autofahrer zum Umsteigen auf den Bus zu motivieren, gibt es mit dem “Brückenticket“ von ESWE Verkehr ein besonderes Angebot. Alle, die zwischen dem 8. und 18. Januar eine Monatskarte kaufen, können diese dann sechs Wochen nutzen. Das Brückenticket kostet wie die reguläre Monatskarte 84,50 Euro.
Fahrgäste können damit alle Busse, Straßenbahnen, S- sowie Regionalbahnen innerhalb von Mainz und Wiesbaden nutzen. Die regulären Busverbindungen zwischen Mainz und Wiesbaden fahren nach dem normalen Fahrplan, erklärte Christian Giesen von ESWE Verkehr. Auf der Linie 6 werden je nach Bedarf weitere E-Wagen eingesetzt, die Linie 56 wird verstärkt, die Auslastung und den damit ergebenen Bedarf beobachten wird ganz genau und werden entsprechen reagieren“, so Giesen.
Ergänzendes Angebot: Alle die gerne in die Pedale treten können das Fahrradmietsystems “meinRAD“ nutzen. ESWE spendiert mit dem Promocode "BRUECKE2020" ein Guthaben über 15 Euro allen Nutzern. Der Code ist in der meinRad-App vom 8. bis 18. Januar einlösbar und ist bis zum Ende der Brückensperrung gültig.
Die Theodor-Heuss-Brücke gehört zu den wichtigsten Verkehrsachsen der zwischen Wiesbaden und Mainz. Über das Bauwerk rollen laut Andreas Kowol, Dezernent Verkehr, unter der Woche im Schnitt täglich rund 50.000 Fahrzeuge. Dazu kommen fast 750 Busse pro Tag mit circa 28.000 Fahrgästen, sowie etwa 3.500 Radfahrer und 1.900 Fußgänger.
Federführend bei dem Projekt ist die Stadt Wiesbaden, da 62,8% der Brücke in ihrem Eigentum liegt und die Stadt Mainz hält 37,2%. So übernimmt die Hessische Landeshaustadt den Löwenanteil der Kosten von rund 420.000 Euro.
Rund 15 Anträge liegen derzeit den Verkehrsbehörden für private Fahrzeuge vor. Dabei handelt es sich um Fastnachtsredner und -künstler. Diese dürfen nur am Abend und an den Wochenenden, damit sie ihre engen Termine auf beiden Rheinseiten, einhalten können, ebenfalls die Brücke nutzen.
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Symbolfoto