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Die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammer für das dritte Quartal 2021 zeigt, dass mit 119 Indexpunkten der Geschäftsklimaindikator als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung der Handwerksbetriebe in Ober-, West- und Mittelhessen auf Vorkrisenniveau steigt und den Wert aus der Herbstumfrage vor einem Jahr um fast 14 Zähler überflügelt. Die Befragung wurde unter 1.200 Betrieben durchgeführt. Gut die Hälfte der befragten Betriebe bezeichnet die derzeitige Lage als „gut“, weitere 36 Prozent als „befriedigend“ und nur noch 13 Prozent als „schlecht“. Die Auslastungsquote liegt bei 81 Prozent und in den Büchern stehen Aufträge für die nächsten 8,5 Wochen.
Der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden Stefan Füll sieht für das Handwerk eine stabile wirtschaftliche Lage und verbesserte Aussichten für die konjunkturelle Zukunft. „Aktuelle Herausforderungen sind jedoch der Fachkräftemangel und Materialengpässe. Mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin braucht das Handwerk Entlastungen bei Steuern und Abgaben. Fatal wäre es, den Mittelstand bei allen wichtigen politischen Vorhaben zum Zahler zu machen“, so der Kammerpräsident.
Hinsichtlich der Beschäftigungssituation bleibt die saisonübliche Belebung zum Start des neuen Ausbildungsjahres aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist im dritten Quartal 2021 bei 15 Prozent der Betriebe die Beschäftigtenzahl gestiegen (3. Quartal 2019: 18 Prozent), bei 18 Prozent gesunken (3. Quartal 2019: 13 Prozent).
„Auch, wenn Kurzarbeitergeld und andere staatliche Hilfen die Entwicklung abfederten, ist selbst dieser Rückgang für das Handwerk, das schon seit geraumer Zeit mit einem Fachkräftemangel konfrontiert ist, schmerzlich“, betont Präsident Füll. Darüber hinaus berichten wie schon im Vorquartal rund drei von vier Betrieben von Preissteigerungen im Einkauf, die häufig in Zusammenhang mit Lieferengpässen auftreten. Diese machen sich insbesondere bei Baumaterialien wie Holz, Metall und Beton bemerkbar. Bei den Vorprodukten sind Heizkörper, Heizkessel und Fahrradteile betroffen und bei den Rohstoffen schlägt sich der Preisauftrieb unter anderem beim Mehl nieder. Hinzu kommt die starke Preissteigerung bei Energieträgern - ein Ende der Preisspirale ist nicht zu erkennen.
Deutlich erholt zeigen sich die Betriebe im Lebensmittel- und Gesundheitshandwerk mit überwiegend positiven Rückmeldungen zur Geschäftslage. Der Optimismus für die nahe Zukunft ist recht groß und obwohl sich der Fachkräftemangel bei Bäckern, Metzgern und Konditoren besonders stark bemerkbar macht, erwarten auch diese ein gutes Jahresendgeschäft.
Trotz der Materialengpässe läuft es in den Bau- und Ausbauhandwerken weiterhin rund. Bei mehr als zwei Dritteln der Betriebe ist die aktuelle Lage gut. Bei den Baubetrieben hat die Auslastung nochmals um fünf Prozentpunkte zugelegt und steigt mit 94 Prozent auf den höchsten Wert dieses Jahrtausends. Die Auslastung der Ausbaubetriebe liegt mit 87 Prozent ebenfalls auf einem sehr hohen Niveau. In den letzten drei Monaten hat sich die Geschäftslage der Betriebe des gewerblichen Bedarfs (zum Beispiel Feinwerkmechaniker und Metallbauer) nochmals etwas verbessert. Neun von zehn Betriebe berichten von einer mindestens zufriedenstellenden Geschäftslage und kaum ein Betrieb blickt kritisch auf die Entwicklung bis zum Jahresende. Das Kfz-Handwerk bleibt weiterhin in einer kritischen Konjunkturlage. Zwar liegt die Auslastung mit 72 Prozent über dem Niveau von 2020, aber die Branche hat mit einem Rückgang an Neuzulassungen zu kämpfen. Die personenbezogenen Dienstleister (bspw. Friseure und Kosmetiker) können mit einer Auslastung von 68 Prozent die coronabedingte Flaute hinter sich lassen. Dennoch sind nur 29 Prozent der Betriebe mit ihrer aktuellen Situation zufrieden, da die Kapazitäten aufgrund anhaltender behördlicher Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung noch immer begrenzt sind.
Ausblick
„Die Daten lassen hoffen, dass die direkten Auswirkungen der Coronapandemie weitgehend überwunden sind. Deren indirekten Folgen können sich jedoch als Bremsklotz für die kommende Entwicklung erweisen. Dämpfend auf die weitere Entwicklung wirkt neben dem Fachkräfte- und Materialmangel auch der starke Kostenanstieg für Rohstoffe“, hebt der Kammerpräsident hervor. Dennoch erwarten neun von zehn Betriebe für das kommende Quartal aufgrund steigender Impfquoten und der Hoffnung, dass das Infektionsgeschehen so begrenzt werden kann, eine solide Entwicklung.
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