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Rund 80 Expertinnen und Experten diskutierten am vergangenen Donnerstag Fragen, wie die innerstädtischen Lieferverkehre generell reduziert, besser strukturiert und klimaneutral werden können. Wie auch im Luftreinhalteplan festgehalten ist, plant die Stadt unter anderem eine Neuordnung der Lieferzonen sowie eine umweltfreundliche „Letzte-Meile-Belieferung“.
„Gemeinsam mit allen Beteiligten wollen wir für die Wirtschaftsverkehre sowohl kurzfristige Maßnahmen erarbeiten als auch langfristige Perspektiven für Wiesbaden entwickeln, um die Stickstoffdioxid-Emissionen zu verringern, die Klimaschutzziele umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Aufenthaltsqualität unserer Innenstadt steigt. Außerdem sollen die Lieferverkehre, auf die insbesondere der Einzelhandel in unserer Innenstadt angewiesen ist, verkehrsverträglicher abgewickelt werden. Eine Ausweitung zugangsbeschränkter legaler Lieferzonen könnte hier Abhilfe schaffen“, sagte Andreas Kowol, Dezernent für Umwelt, Grünflächen und Verkehr bei der Veranstaltung „Dialog für nachhaltige Stadtlogistik“.
Eine zentrale Frage war die nach der Verfügbarkeit von Flächen, die sich als Umschlagepunkte für Logistiker, als sogenannte „Mikro-Hubs“, eignen. Ein weiter Punkt war die optimierte Zustellung, wobei es hier nicht nur um eine Reduzierung der Stopps von Paketdienstleistern oder um das Parken in der zweiten Reihe ging.
Im Dialog sollen auch neue Konzepte entstehen, wo Menschen in Zukunft Pakete und Waren abholen können. Hierbei soll ebenfalls berücksichtigt werden, den örtlichen Einzelhandel zu stärken und Verkehre zu vermeiden. Gerade für die Stadtentwicklung könnten solche „Pick-Up“-Punkte zu neuen Begegnungsstellen im Quartier werden. Darüber hinaus soll erarbeitet werden, an welchen Stellen Liefer- und Ladezonen in der Innenstadt benötigt werden und wie eine klimaneutrale Anlieferung möglich wäre.
Einen besonderen Fokus bekamen die Spezialverkehre, d.h. Handwerk, Sozialdienste, Ver- und Entsorgungsbetriebe und Medizinlieferanten. Deren Anforderungen sowie mögliche Sonderregelungen werden Gegenstand vertiefter Diskussionen im Rahmen des Dialogs für nachhaltige Stadtlogistik sein.
Synergieeffekte könnten mit der intelligenten Vernetzung und Verkehrssteuerung erzielt werden. Der Dialogprozess steht deshalb in Verbindung mit dem Projekt „DIGI-V“ zur Digitalisierung der Verkehrsströme. In dessen Rahmen werden innovative Konzepte erarbeitet, wie mithilfe der Digitalisierung Stauspitzen vermieden und Verkehrsflüsse durch intelligente Ampelsysteme besser geregelt werden können. Ideen wie übergreifende Lieferplattformen, autonome oder automatisierte Fahrzeuge oder Drohnen für die Paketauslieferung sollen geprüft werden.
„Intelligente Lösungen entstehen im Dialog“, betonte deshalb Dr. Petra Beckefeld, Amtsleiterin des Tiefbau- und Vermessungsamtes zum Abschluss der Auftaktveranstaltung in Schloss Biebrich.
Für die Ausarbeitung des Stufenkonzeptes hat die Landeshauptstadt ein Konsortium aus Planung und Wissenschaft unter der Leitung der Prognos AG beauftragt. DIALOG BASIS, eine unabhängige Dialog-Organisation, konzipiert und moderiert den Beteiligungsprozess mit den Schlüsselakteuren. Im Jahr 2020 werden die Diskussionen in thematischen Arbeitsgruppen weitergeführt. Nach der Abstimmung mit Politik und Verwaltung soll das Stufenkonzept für nachhaltige Stadtlogistik mit konkreten Handlungsempfehlungen der Öffentlichkeit im September 2020 präsentiert werden.
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