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Ein halbes Jahrhundert will gebührend gefeiert werden. Und so luden die Verantwortlichen der Fußballabteilung des TV Wallau zur großen Jubiläumsfeier am Samstagabend in das Vereinsheim, Am Rheingauer Weg, ein. Zahlreiche Gäste sind der Einladung gefolgt und versammelten sich zum Auftakt der Veranstaltung vor dem Vereinsgebäude zu einem Sektempfang. Auf dem Programm der 50-Jahr-Feier standen vielversprechende Punkte. Im Mittelpunkt aber standen die treuen ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins und die Chronik des traditionsreichen Fußballvereins.
Handball war irgendwie schon immer ein Thema in Wallau gewesen, aber Anfang der sechziger Jahre setzten sich einmal ein paar Fußballvernarrte zusammen und fassten den Entschluss, einen Fußballverein zu gründen. Nun, da das Vorhaben formuliert war, sollte es auch gleich ans Werk gehen. Der Start allerdings war alles andere als einfach. Große Steine lagen im Weg, die es erst hieß weg zu räumen. Um zu damaliger Zeit nämlich einen Sportverein zu gründen, musste man einen Sportplatz und ein Vereinshaus vorweisen, in dem sich die Spieler nach dem Wettkampf, egal welcher Sportart, unter anderem duschen können.
Keins von beiden war vorhanden, aber man setzte sich mit dem schon bestehenden Handballverein SG Wallau zusammen und erbat die Aufnahme in deren Verein. Diese stimmten schließlich zu und damit gab es ab dem 28. März 1962 im Sportverein Wallau eine Abteilung Fußball. Die Vereinsfarben wurden auch gleich festgelegt – es sind dieselben wie heute noch – orange und blau. Der Verein sponserte sogar zum Start Trikots für die Spieler in den festgelegten Farben.
All diese kleinen „Anekdödsche“ fasste auch der örtliche Verein für Heimatgeschichte „Wanaloha“ auf hessisch schwätzische Weise als Auftakt zum Abendprogramm zusammen und umrissen so die letzten 50 Jahre im verbalen und amüsanten Flug.
Der Anfang war nun gemacht, aber der Weg zum sportlichen Erfolg war mehr als holprig und glich dem „Auf und Ab einer Achterbahn“, wie Wolfgang Vowe, 1. Vorsitzender des Vereins, so schön umschrieb. Die erste Saison schloss die neue Mannschaft mit einem Punkt aus 34 Spielen und 26 erzielten Toren, gegen 263 kassieren Treffern, auf dem letzten Tabellenplatz ab. Aber das entmutigte die ehrgeizige Truppe nicht im Geringsten. Der erste Aufstieg in die A-Liga war dann erst nach langen Jahren harten übens und trainierens im Jahre 1979/1980 möglich. Der Erfolg war auch leider nur von kurzer Dauer. 1982 bereits stieg man wieder in die B-Liga ab. Erneute Aufstiege folgten in den Jahren 1989, 1999, und 2010. Inzwischen wäre zwar der Weg in die A-Liga wieder leistungstechnisch möglich, aber es fehlen leider die Spieler.
Der wechselhafte sportliche Erfolg, an dem stetig und konstant gearbeitet wird, erhält einen starken Rückhalt durch die soziale Unterstützung von vielen freiwilligen Helfern. Viele der noch heute aktiven Mitglieder sind teilweise bereits von Anfang an dabei und haben der Abteilung Fußball stets die Treue gehalten. Und eines steht fest und wurde von Karl-Heinz Reichert, dem Kreisfußballwart deutlich hervorgehoben: „Ohne die ehrenamtlichen Helfer gäbe es den TV Wallau nicht.“ Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Vereinslebens und wurde an dem sommerlichen Abend gebührend gewürdigt. Es gab daher zahlreiche Ehrungen mit Trophäen und Urkunden für beispielsweise einen „Ehrenpreis für besondere ehrenamtliche Leistungen im Hessischen Fußballverein“ für gleich acht treue Mitglieder des TV Wallau:
Auch viele prominente Gäste waren erschienen und der Einladung gern gefolgt. So waren zum Beispiel Wolfgang Vowe, 1. Vorsitzender des TV Wallau, Gisela Stahn, Bürgermeisterin von Hofheim; Wolfgang Exner, 1. Stadtrat; Benjamin Hauzel, Ortsvorsteher von Wallau; Karl-Heinz Reichert, Kreisfußballwart und Dr. Volker Stingl, der Präsident des TV Wallau vor Ort.
Auch drei der Mitglieder aus den ersten Stunden des Vereines, Heinz Radtke, Edwin Kuhne und Wolfgang Fein ließen sich die Feier nicht entgehen. Sie erhielten an dem Abend den Ehrenbrief des Hessischen Fußballverbandes.
Besonders erwähnenswert, so war man sich bei den Rednern und Zuhörern einig, waren zum einen die Tatsache, dass es in den 70er und 80er Jahren bereits reine Damenmannschaften im TV Wallau gab, was für die Zeit sehr fortschrittlich und ungewöhnlich war. Zum anderen wird seit Anbeginn der Vereinstätigkeit sehr viel Gewicht auf die Jugend und die Kinder gelegt. Das ganze Jahr hindurch wird der TV Wallau durch die vielen ehrenamtlichen Helfer gestützt und unterstützt. Dass das heutzutage durchaus nicht mehr üblich ist, dessen ist man sich sehr bewusst und es macht die Mitglieder stolz, was wiederum für einen großen Zusammenhalt untereinander sorgt.
Schon von klein auf, in der „Pampersklasse“, wie Gisela Stahn bemerkte, versucht der Verein Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen zu nehmen, um ihnen ein interessantes Freizeitangebot zu bieten und so auch neue Mitglieder für die Wallauer Fußballer zu gewinnen. Denn wegen des heutigen Schulsystems mit Ganztagesschulen und Hort- oder AG-Angeboten ist es schwer für die Schüler, die entsprechende Zeit für den Sport zu finden. Daher fürchtet man, sterbe das Vereinsleben langsam aus. Schon heute haben längst nicht mehr so viele junge Leute Interesse an aktivem Sport und bleiben nicht lange in einem Verein. Das zu akzeptieren fällt schwer und daher geht man das Problem fortan aktiv an. Damit auch in Zukunft immer jemand sagt: „Wir stehen zu unserer Mannschaft“, wie Dr. Volker Stingl ebenfalls bemerkte. Das sei umso bemerkenswerter, weil der sportliche Erfolg nicht so konstant ist, wie man es gern hätte.
Dr. Volker Stingl sorgte bei seiner Rede für aufhorchende spitze Ohren bei den Fußballern. Denn schon seit 2006 wünschen die sich einen Kunstrasenplatz. Bisher wurde bei diesem Thema immer wie die Katze um den heißen Brei geschlichen. Niemand hatte bis dato irgendwelche konkreten Zusagen gemacht, obwohl die Dringlichkeit der Thematik imminent und stark diskutiert wird. Bei der Feier am Samstag gab es die lang ersehnte Unterstützung vom Trägerverein für die geplanten Veränderungen des Platzes. „Unabhängig davon, wie das Thema Ländcheshalle ausgeht, wir haben uns vom TV Wallau für den Kunstrasenplatz mit Tartanbahn ,commited’, wie es so schön auf neudeutsch heißt, und das werden wir auch einhalten“, erklärt Stingl.
Diese Aussage sorgte für tosenden Applaus bei den Gästen. Denn die meisten von ihnen wissen nur all zu gut, wie es ist, auf dem Ascheplatz, gerade im Sommer, zu spielen. Das ist eine verdammt staubige Angelegenheit.
Aufgelockert wurde das Programm von zwei Auftritten der jugendlichen Tanzgruppen „Crazy Girls“ und der „Las Chickas“ und der formidablen Darbietung der „Neuen Damenmannschaften-Trainerin“ Martha. Sie war überall zu sehen, servierte Häppchen, trieb so allerhand Schabernack mit dem Publikum und schwätzte sich unaufdringlich in die Herzen der Gäste. Während der Veranstaltung gab es musikalische Live-Untermalung mit einem DJ. Beim Torwandschießen gewann ganz klar die Jugend. Es traten Brandon, Lars und Jannis der Jugendmannschaft gegen Gisela Stahn, Wolfgang Exner und Martha an, die allesamt nicht gegen die gekonnten Schüsse der jungen Ballkünstler ankamen.
Zum krönenden Abschluss des Jubiläumsabends wurden Dias von schon fast antiken Mannschaftsbildern aus den ersten Jahren bis 2002 auf einer großen Leinwand im Vereinsheim gezeigt und vielseitig kommentiert und belacht.
Mit diesem Programmpunkt endet der offizielle Teil der Jubiläumsfeier. Anschließend war aber noch lange nicht Schuss. Bis spät in die Nacht wurde noch weiter gefeiert und die ein oder andere Story aus 50 Jahre TV Wallau erzählt und neue Ideen geschmiedet.