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Nach dem chaotischen Mittwochvormittag in Wiesbaden, an dem die ersten Busse mit mehr als fünf Stunden Verspätung das Betriebsgelände verließen, läuft seit dem frühen Abend alles wieder planmäßig und pünktlich. Bereits zum Feierabend konnten die Pendler wieder auf den Bus setzen, auf dem sie am Morgen noch vergebens an den Haltestellen der insgesamt 42 Linien im ganzen Stadtgebiet vergebens gewarteten hatten.
Grund dafür war ein unangekündigte Warnstreik der Gewerkschaft NahVG der alle Gewerkschafts Mitarbeiter der Wiesbadener Busgesellschaft (WiBus) dazu aufgerufen hatte, sich an einem unangekündigten Warnstreik am Mittwoch zu beteiligen. Rund 300 Mitarbeiter sind diesem Appell gefolgt und blockierten seit den frühen Morgenstunden die Aus- und Einfahrt des gemeinsamen Betriebsgeländes mit ESWE Verkehr in der Gartenfeldstraße. So standen 230 Busse bis 10:00 Uhr still. Dann besetzten rund 100 Fahrer der ESWE die Busse, so dass gegen Mittag knapp 50 Prozent der Linien wieder bedient werden konnten.
Wie geplant wurde der Warnstreik der Gewerkschaft um 15:00 Uhr beendet und nach und nach fuhren auch die restlichen rund 130 Busse vom Betriebsgelände.
Mit dem nicht angekündigten Warnstreik wollten die WiBus-Mitarbeiter ein Zeichen setzen und auf ihre Situation aufmerksam machen, erklärt ein Sprecher der Gewerkschaft NahVG. Die Angestellten der Schwestergesellschaft von ESWE Verkehr erhalten bei gleicher Arbeit rund 30 Prozent weniger Lohn, als ihre Kollegen von der ESWE. „Zum Teil müssen sie auch noch mehr Arbeiten, das ist nicht tragbar“, erklärt der Bundesvorsitzende der NahVG Siegfried Damm.
„Genauso wie die Fahrgäste wurde auch die Geschäftsleitung von WiBus vom Warnstreik der Gewerkschaft NahVG überrascht“, stellt WiBus-Geschäftsführer Dirk Stein fest. Der Streik sei um so überraschender gewesen, als gerade ein dickes Paket von Vereinbarungen einvernehmlich mit dem Betriebsrat verhandelt worden sei mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der WiBus-Beschäftigten deutlich zu verbessern. „Die Verdienste der WiBus-Beschäftigten erreichen mit diesem Paket zusammen mit den Lohnerhöhungen des letzten Jahres das Niveau des Tarifvertrages Nahverkehr (TV-N), der bei ESWE Verkehr angewendet wird“, stellt Stein fest und ergänzt, „dass WiBus bereits jetzt die höchsten Löhne in Hessen zahlt, wenn man von Bestandsschutz für Altbeschäftigte in den Stadtwerken absieht.“ Er bedauert den überraschenden Ausstand und entschuldigt sich für sein Unternehmen bei den Fahrgästen, die erhebliche Unannehmlichkeiten auf sich nehmen mussten.
„Im Moment verhandeln WiBus und ESWE Verkehr über die Leistungspreise für die bedienten Linien, um die Verbesserungen beim Lohn und bei den Arbeitsbedingungen zu realisieren. Gerade in dieser Phase ist aber der Streik nicht hilfreich und kontraproduktiv“, macht der WiBus-Geschäftsführer deutlich.
Unverständlich sei für ihn auch die zeitweilige Blockade der Betriebshofausfahrt durch Streikende, obwohl die Streikleitung zugesichert habe, keine Blockade durchzuführen.
Er habe den Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) als Vertreter der Arbeitgeber gebeten, sich mit den Forderungen der NahVG auseinanderzusetzen, teilt Stein abschließend mit.
Eine Sprecherin der Gewerkschaft ist überrascht und weiß von nichts. „Zurzeit laufen keine Verhandlungen und wenn ja, dann sind wie gesprächsbereit“, erzählt sie. Auch ist es nicht richtig, dass WiBus-Mitarbeiter oder jemand von der Gewerkschaft die Aus- und Einfahrt blockiert hat. „Wir haben uns an die kurzfristig abgemachten Vereinbarungen gehalten“, betonte sie. Für die nächsten Tage sind erst einmal keine weiteren Streiks geplant.