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Eine Kirche, die man weit über die Gemeindegrenzen hinaus sieht, die ein Symbol des Ortes sein soll und Platz für mehrere hundert Menschen bietet, das war die Idee der Delkenheimer Protestanten Ende des 19. Jahrhunderts.
In nur 16 Monaten ist dies gelungen – von Frühjahr 1893 bis September 1894 wurde unter Führung des Architekten Ludwig Hofmann und des damaligen Pfarrers Dr. August Lindenbein eine neue Evangelische Kirche in Delkenheim gebaut – aufgrund ihrer imposanten Größe nannte man sie Ländchesdom. Am 12. September 1894 – also vor genau 125 Jahren – wurde der Ländchesdom offiziell eingeweiht.
Grund genug für die Evangelische Kirchengemeinde Delkenheim, den Geburtstag mit Gottesdienst, Andacht und einer großen Party ausgiebig zu feiern. Denn auch wenn die Zahl der Gemeindeglieder abnimmt, bleibt die Kirche der ganze Stolz des Ortes, so der Delkenheimer Pfarrer Imre Istvan: „Der gesamte Stadtteil identifiziert sich mit dieser Kirche, deswegen feiern wir nun auch groß und haben unter anderem am 11. September Dekan Dr. Martin Mencke und am 22. September den Kirchenpräsidenten unserer Landeskirche, Dr. Volker Jung, zu Gast.“
Der Ländchesdom ist bis heute ein Wahrzeichen von Delkenheim. Auf einem Plateau erbaut sieht man von allen Seiten den herausragenden Turm der neugotischen Kirche, die aus rotem Backstein errichtet wurde. Die Kirche ist schlicht und elegant und habe, so Pfarrer Istvan, eine sehr gute Akustik. Aus der vorherigen Kirche, die baufällig war und deswegen abgerissen wurde, stammen unter anderem noch einige Schlusssteine, die Schale des Taufbeckens und die Skulpturen, die die Orgel verzieren: zwei Posaunenengel und ein Harfe spielender König David. Ebenso ist der obere Teil eines spätgotisches Wandtaberakel erhalten, der heute im Eingangsbereich der Kirche – in der Turmhalle – in die Wand eingelassen ist.
Betritt man den Kirchenraum, so eröffnet sich ein helles dreiteiliges Kirchenschiff mit Seitenemporen. Über dem Eingang erhebt sich auf einer aus Holz erbauten Musikempore die mittelgroße romantische Orgel. Im vorderen Teil schließt das Kirchenschiff mit einer Apsis. Die seitlichen Fenster unter- und oberhalb der Empore sorgen für den lichtdurchfluteten und freundlichen Innenraum.
Der Altar, vom Mainzer Bildhauer Josef Landmann geschaffen, stellt den zum Abendmahl einladenden Jesus dar. Links vom Altarraum erhebt sich die Kanzel, auf dem Bilder der vier Evangelisten zu sehen sind. Kanzelgehäuse, Schalldeckel und Turmaufsatz stammen ebenfalls von Bildhauer Landmann.
Mittlerweile ist das Gotteshaus schon mehrfach umfangreich saniert worden, 1968 und 2007 wurde jeweils die Außenfassade erneuert, vor fünf Jahren ist die Kirche von Innen renoviert worden. Und seit der Innensanierung gibt es in der Delkenheimer Kirche, darauf ist Pfarrer Istvan besonders stolz, sogar einen großen Fernseher: „Die Texte der Lieder und die Liturgie können wir seitdem problemlos auf Bildschirm einblenden, genauso wie anstehende Termine – da muss keiner mehr in Gesangbüchern oder Liedheften blättern.“ Ab und an, so Istvan, könne er auch mal seine Predigten bebildern, wenn es etwa um ein bestimmtes Kunstwerk oder ähnliches gehe. Außerdem könne man Fotos und Filme zeigen. „In den USA steht in jeder kleinen Kirche ein Fernseher – da ist das völlig normal“, weiß der Pfarrer.
Die Delkenheimer Kirche bildet mit dem im barocken Stil errichteten Pfarrhaus aus dem Jahr 1773 und der als Gemeindehaus umgebauten Pfarrscheune ein Ensemble. „Das ist schon ein wunderbares Anwesen hier“, sagt Istvan. „Man kann hier viel machen“. Jeden Sommer findet im Pfarrgarten das Grillfeste des Kirchenchores statt, alle zwei Jahre verwandelt sich die Kirche selbst zu einem Kunstwerk: Bei der „Nacht im Ländchesdom“ wird der Innenraum illuminiert. Mehrere hundert Menschen aus Delkenheim und darüber hinaus strömen dann in den Ländchesdom.
Ende des Jahres geht Pfarrer Istvan in den Ruhestand und wird Pfarrhaus und Kirche in Delkenheim deswegen verlassen müssen. Derzeit betreut er noch die Grundsanierung des Gemeindehauses, in das unter anderem ein Aufzug eingebaut wird. Doch bis zur Geburtstagsfeier der Kirche Mitte September, da ist sich der Pfarrer sicher, wird auch dieses fertig sein.
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Festprogramm
Samstag, 7. September, 19:00 Uhr
Geburtstagsparty mit Band im Hof des Gemeindehauses
Mittwoch, 11. September, 19:00 Uhr
Geburtstagsandacht mit Dekan Dr. Martin Mencke
Sonntag, 15. September
10:00 Uhr, Gottesdienst zur Kerb im Ländchesdom
14:00 Uhr Kerbeumzug
Sonntag, 22. September, 14:00 Uhr
Festgottesdienst mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung mit Einweihung des sanierten Gemeindehauses, anschließend Gemeindefest.
Der Ländchesdom in Zahlen
Der symmetrische Grundriss der Kirche hat eine Länge von 28,99 Metern und eine Breite von 14,88 Metern.
Für 450 Menschen gibt es Sitzplätze.
Den 44 Meter hohen Turm flankieren zwei Treppentürmchen, die als Aufgang zu den Emporen dienen.
Im Turm befinden sich heute vier Glocken – zwei stammen aus dem Jahr 1920, eine aus dem Jahr 1955, eine weitere ist noch älter.
Die mittelgroße romantische Orgel des Ländchesdom wurde 1894 von der Firma Weigle erbaut und gehört zur Erstausstattung der Kirche – auf zwei Manualen und Pedal sind 21 Register vorhanden, die Orgel hat 1098 Pfeifen und ein Windgebläse.
Abbruch und Neubau
3. Juli 1882: Beschluss zum Bau der neuen Kirche
13. Dezember 1882 bis 2. März 1883: Abriss der alten Kirche
29. Januar 1883: Letzter Gottesdienst in der alten Kirche
26. August 1883: Grundsteinlegung der neuen Kirche
12. April 1884: Richtfest
12. September 1884: Einweihung der neuen Kirche
Fotos: ev. Kirchengemeinde Delkenheim