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Er war ein „Licher Bub“ aus kleinen Verhältnissen. Doch schon während seines Theologiestudiums in den 1930-er Jahren, als die Nazis in Deutschland an die Macht kamen, hat Heinrich Schäfer Partei ergriffen: für die Bekennende Kirche – eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen die die sogenannte „Führerkirche“.
Über den evangelischen Pfarrer Heinrich Schäfer ist jetzt ein Buch mit dem Titel „Heinrich Schäfer – Annäherung an einen, illegalen Jungtheologen‘“ erschienen. Verfasst hat es sein Sohn, Prof. Dr. Karl Heinrich Schäfer, der nach dem Tod seines Vaters 1985 anfing in der eigenen Familiengeschichte zu forschen, und in den Dokumenten über den Kirchenkampf plötzlich auf den Namen seines Vaters stieß: als einen „illegalen Jungtheologen“.
Der „Treffpunkt Marktkirche“ und die Evangelische Stadtakademie Wiesbaden haben Karl Heinrich Schäfer, Direktor beim Hessischen Rechnungshof a.D. und ehemaliger Präses der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, zur Vorstellung seines Buches ins Haus an der Marktkirche eingeladen. Mehr als 40 Besucherinnen und Besucher sind der Einladung gefolgt und haben dem teils sehr persönlichen und mit unterhaltsamen Anekdoten gespickten Vortrag des Referenten gefolgt.
Und so erklärte Heinrich Schäfer gleich zu Beginn, dass er seinen Vater mit diesem Buch keinesfalls heilig sprechen wolle, sondern einfach nur auf ein Einzelbeispiel unter vielen verweise möchte. Ein Beispiel für die vielen mutigen Frauen und Männer, die sich in Hessen auf die Seite der Bekennenden Kirche gestellt haben und im Kleinen Widerstand gegen das Nazi-Regime geleistet haben. Und so stellte Schäfer schnörkellos dar, wie sein Vater, in Lich geboren, in Gießen Abitur gemacht, – in beiden Orten gab es enge Verbindungen zur Bekennenden Kirche – schon bald der Bekennenden Kirche beitrat. Statt seine Theologische Prüfung an einer Universität zu machen, hat Heinrich Schäfer sie beim damals illegalen Landesbruderrat abgelegt. Das Lehrvikariat in Queck bei einem Bekenntnis-Pfarrer folgte, was dazu führte, dass er erstmals auf der Liste der Gestapo registriert wurde und schon bald aus Oberhessen ausgewiesen wurde und nach Frankfurt ging. Wenige Jahre später folgte ein dreimonatiger Kriegseinsatz mit dreijähriger Kriegsgefangenschaft. Auch da, so Karl Heinrich Schäfer, habe sein Vater Glück gehabt.
Dass dem Neuanfang nach dem Krieg als Gemeindepfarrer auf dem Wirberg (Kreis Gießen) ein „Zauber des Anfangs“ inne wohnte – da ist sich Karl Heinrich Schäfer sehr sicher. Denn auf die unsicheren Kriegsjahre folgten zunächst holprige, aber glückliche Nachkriegsjahre, geprägt von der Freude über den beruflichen Neuanfang und die Geburt der beiden Söhne 1947 und 1949. Bis zur Ruhestandsversetzung 1981 blieb Heinrich Schäfer oberhessischer Gemeindepfarrer, er starb im April 1985.
Für seinen Sohn Karl Heinrich Schäfer, der für das Buch nicht nur viel Zeit in Archiven verbracht hat, sondern auch auf dem Dachboden des eigenen Elternhauses, war die Zeit des Forschens und Erforschens der eigenen Familiengeschichte eine wichtige Zeit: „Dieses Buch ist eine Annäherung an einen Menschen, von dem ich eigentlich viel weiß, aber das Entscheidende vielleicht nicht.“
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Heinrich Schäfer – Annäherung an einen „illegalen Jungtheologen“, 130 Seiten, Justus von Liebig Verlag im Jahr 2016, ISBN 978-3-87390-369-2