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Die Manege ist ungewöhnlich bestückt: Ein Altar und eine große Kerze sind aufgestellt. An der einen Seite steht der Kinderchor der Pfarrei St. Bonifatius unter Leitung von Gabriel Dessauer, in der Mitte stehen – in viel Weihrauch und Kunstnebel gehüllt - der evangelische Dekan Martin Mencke und der katholische Stadtdekan Klaus Nebel. Um das Thema Talent und was wir aus unseren Talenten machen – darum geht es an diesem Sonntagvormittag, am 16. Oktober, in der Dialogpredigt der beiden Dekane.
Denn klar ist, was bei den Artisten so leicht und elegant aussieht - darin steckt viel harte Arbeit. „Soll man sich im Leben anstrengen? Kann es sein, das man das Leben verpasst, wenn man sich abrackert und viel zu viel arbeitet?“, fragt Dekan Mencke.
Eine Antwort ist nicht so einfach. „In uns allen stecken Begabungen und die wollen hervorgebracht werden“, findet Nebel und fügt hinzu: „Mit dem, was uns gegeben ist, etwas anfangen und dann daraus etwas hinzugewinnen – das macht glücklich.“ Stecke darin nicht auch eine Portion Egoismus? Was solle schließlich der machen, der nicht so viel mitbekommen hat? Doch auf der anderen Seite: Ein Talent ist uns gegeben, unverdient, gratis: „Da bin ich beschenkt worden. Und wir bedanken uns dafür, indem wir unsere Gabe auch einsetzen“, sagt Nebel.
Oder wie Mencke es ausdrückt: „Wer nichts aus dem macht, was ihm gegeben ist, der verpasst das Leben womöglich.“
Viel aus dem gemacht, was ihnen mitgegeben ist, habe die jungen Artistinnen und Artisten, die auf dem Zirkusfestival in Wiesbaden ihr Können gezeigt haben. Während des Gottesdienstes treten noch zwei weitere Duos auf: Das „Akro Duo“ vom Jugendzirkus Flambolé aus Wiesbaden und die beiden Artistinnen Simona Tesch und Laura Borkowski - unter dem Namen „Monalaura“. In ihrer Tuchakrobatik schlängeln sie sich in weichen und spielend leichten Bewegungen an einem weißen Tuch hoch und runter, mal verschmelzen sie fast zu einem Körper, mal hält und trägt die eine die andere, dann wieder andersherum.
Und so wirkt diese Akrobatik am Schluss fast wie eine Parabel auf unser Zusammenleben, auf unsere Freundschaften und Partnerschaften: Es kommt darauf an, sich gegenseitig zu tragen und zu halten.
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Fotos: Reinhold Fischenich / Kulturamt Wiesbaden