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Die Feiern zum 500. Jahrestag der Reformation neigen sich dem Ende entgegen. Höhepunkt waren die Feierlichkeiten rund um den 31. Oktober. Bereits am Vorabend musste die Wiesbadener Lutherkirche wegen Überfüllung geschlossen werden. Rund 1.400 Menschen lauschten der Predigt des Kirchenpräsidenten und feierten nach dem musikalischen Festgottesdienst mit Musik und einer Lichtperformance um Mitternacht in den 500. Reformationstag hinein.
Der Luthersaal und das eigens zu diesem Anlass aufgestellte Zelt auf dem Gelände der Kirchengemeinde platzten beim festlichen Empfang bereits aus allen Nähten. Auch zum Reformationskabarett mit den Bergkirchenpfarrern am späteren Abend strömten noch mehrere hundert Menschen in den Kirchsaal.
Zuvor hatte das Stadtjugendpfarramt bereits gegen 17:00 Uhr einen Luther-Flashmob auf dem Mauritiusplatz veranstaltet: Von allen Seiten kamen Menschen zum Teil als Martin Luther verkleidet auf den Platz und lasen laut Luthers Thesen. Mit Plakaten und Ballons, die sie in den Himmel aufsteigen ließen, wiesen sie auf die Reformationsbotschaften hin: „Glaube, Freiheit, Frieden.“
Der zentrale Reformationsgottesdienst in der Wiesbadener Marktkirche stand im Zeichen des Reformationsfestliedes „Ein feste Burg ist unser Gott“. Dekan Martin Mencke erklärte in seiner Predigt: „Die Burg ist hier nicht ein Bild für die Trutzburg, für einen sich selbst verteidigenden oder angriffslustigen Glauben, sondern sie ist ein Bild für Gott als Fluchtburg für angefochtene Gewissen. Dabei sind – anders als vielleicht gerade en vogue – Gewissen heute wie damals durchaus angegriffen, belastet, beschwert. Gerade der seiner selbst nicht sichere und nur noch um sich selbst kreisende Mensch findet in Gott ein Gegenüber, das ihn befreit.“
Diese Botschaft der Befreiung dürfe gerade angesichts des Jubiläums von 500 Jahren nicht nur hinter vorgehaltener Hand oder in sicheren Kirchenmauern laut werden, sondern müsse auch auf den Markt- und Schlossplätzen unserer Zeit und in die Auseinandersetzungen um die Wege unserer Gesellschaft eingebracht werden, so Mencke.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung wies im Festgottesdienst in der Lutherkirche auf die bleibende Bedeutung der reformatorischen Entdeckung hin. Nach Worten Jungs hat Martin Luther vor einem halben Jahrtausend Gott neu als einen „liebenden Gott“ entdeckt. Liebe sei die entscheidende Verbindung zwischen Mensch und Gott. Jung: „Das Wichtigste im Leben können wir nicht machen. Wir leben davon, dass Liebe uns ins Leben führt und im Leben trägt. Diese Liebe verbindet uns mit Gott. Und diese Liebe macht Menschen stark.“ Dies zu glauben, entlaste auch von der Sorge, sich alles erarbeiten zu müssen.
Nach Ansicht des Kirchenpräsidenten ist es wichtig, das 500. Reformationsjubiläum 2017 mit einem „Doppelpunkt“ und nicht mit einem Punkt zu beenden. Jung: „Martin Luther hat Gott neu entdeckt - für sich selbst, die Kirche und diese Welt als Kraft zum Leben. Wir setzen nach dem Reformationsjubiläum keinen Punkt, sondern einen Doppelpunkt. Warum? Weil wir und diese Welt immer wieder neu brauchen, was Gott uns schenkt: Freiheit, Liebe und Vertrauen“.
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Fotos: EKHN & Petra Schumann