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Mit „Willkommen in Hessen" hat am Freitagmorgen Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und seiner Frau Ursula den Bundespräsidenten Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt vor der Staatskanzlei in Wiesbaden begrüßt. Mit gut 15 Minuten Verspätung fuhr die Wagenkolonne, bestehend aus mehreren Polizeistreifenwagen und Zivilautos in die Georg-August-Zinn-Straße ein. Mittendrin die Dienstlimousine des Bundespräsidenten mit dem Kennzeichen "0-1".
Die Sicherheitsvorkehrungen waren deutlich schärfer als beim Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff vor fast genau zwei Jahren in Wiesbaden. Dieser war damals von einem Offenbacher mit Eiern beworfen worden. Das sollte dieses Mal nicht passieren, denn der polizeibekannte Bundespräsidenten Verachter hatte es auch schon auf Johannes Rau und Horst Köhler abgesehen. Deshalb hatten die Beamten alle Zuschauer genau im Auge. Ganz nah kamen sowieso niemand an Jochim Gauck heran, da aus Sicherheitsgründen eine Bannmeile gezogen wurde.
Über dem Kranzplatz kreiste ein Polizeihubschrauber und an jeder Ecke stand ein Polizist sowie ein Funkwagen. Die Georg-August-Zinn-Straße war für den normalen Verkehr gesperrt. Aber es hatten sich auch nur wenige Schaulustige vor der Staatskanzlei versammelt.
Nach der Begrüßung ging es auf dem roten Teppich für Gauck, Schadt und dem Ehepaar Bouffier, entlang an 20 Spalier stehenden Polizeibeamten, in die Hessische Staatskanzlei.
In dem Regierungsgebäude traf Gauck auf die Landesregierung sowie den Vertretern der Landtagsfraktionen und des Staatsgerichtshofes.
„Daniela Schadt und ich, sind glücklich heute in Hessen zu sein", sagte Gauck. Der Bundespräsident betonte in seiner Rede die Bedeutung von „gelebtem Bürgertum", das er auch auf seiner kurzen Reise durch Hessen präsentiert bekommt.
Erfreut war er auch über den Sonnenschein in Wiesbaden. Er bedankte sich bei Bouffier für das schöne Wetter. „Ich habe nicht gedacht, dass sie neben ihrer herausragenden Staatskunst, noch so weitreichende Beziehungen haben, dass sie das Wetter gestalten können.
Für das Wahljahr 2013 empfahl Gauck politische Gelassenheit: „Manche haben dann die Eigenschaft, in kräftigen Farben entweder Glück oder Elend auszumalen. Das wird für uns Bürger in Deutschland alle ein bisschen stressig", erklärt der Bundespräsident. „Aber wir haben die bisherigen Wahlkämpfe überlebt. Wir können sogar mit unerwarteten Wahlausgängen fertig werden ohne das dann ein Bürgerkrieg tobt."
Von der Staatskanzlei ging es mit seinem Dienstagen “0-1“ und der Wagenkolonne mit Blaulicht zum Kurhaus. Vor der Treppe standen der Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller und der Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Nickel mit seiner Frau Helga. Sie begrüßten Gauck und seine Lebensgefährtin Schadt. Nach einem kurzen Gespräch ging es in das Foyer des Kurhauses.
Wieder kreiste der Polizeihubschrauber über dem Bereich des Kurhauses. Auch hier wimmelte es von Polizisten und auch vor Wiesbadens „gut Stubb“ mussten die etwa 100 Schaulustigen rund 25 Meter Abstand halten. Auf dem Dach des ehemaligen Hotels "Vier Jahreszeiten“ beobachten zwei Polizisten das Geschehen vor dem Kurhaus.
Oberbürgermeister Dr. Müller erzählte Gauck im Foyer etwas über die Geschichte des Gebäudes. Nach einem kurzen Rundgang trug sich der 73-Jährige im Muschelsaal in das Goldene Buch der Stadt ein. Stolz erzählte Dr. Müller, „wenn ich mich nicht irre haben acht von elf Bundespräsidenten darin unterschreiben“.
Wegen der eigentlich geplanten Automobil Ausstellung im Rahmen des Ostermarkts auf dem Schlossplatz, hat man die Eintragung in das goldene Buch der Stadt in das Kurhaus verlegt. In Decken eingewickelt wurde das Buch vorsichtig ins Kurhaus getragen. Trotz der Absage des Automarktes blieb das Programm bestehen, denn alle Sicherheitsmaßnahmen wurden bereits akribisch durchgeplant.
Gauck freute sich besonders über die besondere Architektonik des Gebäudes. „Das Kurhaus ist für die Stadt bestimmt ein besonderes Schmuckstück. Ich finde das der schönste Schmuck einer Stadt, aber die aktiven Bürger sind, und ich gehe davon aus, das in der Landeshauptstadt Hessen eine Menge davon gibt“, betonte der Bundespräsident.
Zum Abschluss bekam er edle Tropfen aus dem Rheingau in einer schicken Holzkiste mit Wiesbaden Wappen überreicht. Seine Lebensgefährtin Schadt erhielt eine Flasche mit Blütensekt. Nach ein paar Gesprächen mit verschiedenen Dezernenten der Stadt und dem neuen Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) stand eigentlich ein Fußmarsch vom Kurhaus zum Hotel Nassauer Hof auf dem Programm, aber da er schon mit Verspätung in Wiesbaden eingetroffen war und auch die einzelnen Programmpunkte mehr Zeit in Anspruch nahmen, wurde der Präsident gefahren, um nicht noch mehr vom Zeitplan abzurutschen. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel ging es gegen Mittag mit der ganzen Wagenkolonne gut gesichert und immer in Begleitung des Polizeihubschraubers über die Wilhelmstraße, Mainzer Straße in Richtung Darmstadt wo er seine Hessen-Tour fortsetzte.
Etwa 50 Fluglärmgegner standen mit großen Transparenten auf denen unter anderem "Schlafentzug ist Folter" und “Fluglärm und Feinstaub macht krank“ zu lesen war, zwischen der Wilhelmstraße und dem Bowling Green gut 100 Meter vom Kurhaus entfernt. Außerdem dröhnte aus vier Lautsprechern Fluglärm der dem Bundespräsidenten klar machen sollte, wie belästigend die Geräuschkulisse für die Anwohner in Wiesbaden, Mainz und das Umland ist. Ihre Forderung ein absolutes Nachtflugverbot von 22:00 bis 6:00 Uhr, Stilllegung der Landebahn Nordwest und Begrenzung der Flugbewegung. Mit der Demonstration wollte die Gruppe auf ihr Anliegen aufmerksam machen.
Der Bundespräsident reagierte ruhig auf die Protestaktion: „Ich bin da nun wirklich nicht zuständig, das haben wir den Teilnehmer bereits gesagt.“ Die Protestler waren etwas enttäuscht, dass Gauck nicht mit ihnen über ihr Anliegen sprechen wollte, schließlich war der 73-Jährige selbst Bürgerrechtler.
Nachdem der Bundespräsident die Stadt verlassen hatte kehrte wieder Normalität in Wiesbaden ein und die Fluglärmgegner zogen ab.