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Irgendwie fehlte es an dem diesjährigen und bereits vierten Wiesbadener Halloween-Shopping am Samstag an allem. Bei gerade mal zwei Grad trieb es nicht viele vor die Türen. Zumal dieser Temperatursturz von 22 auf 2 Grad innerhalb einer Woche passierte. Nichtsdestotrotz auch in den Vorjahren war es nicht gerade sommerlich und dennoch nahmen viele an dem schaurig schönen Event teil.
Zum Kürbisschnitzen für Kinder am Vormittag war es zwar kalt, aber auch sonnig und lud zu Kinderschminkaktionen und Spiel auf dem Dern´schen Gelände ein. Danach allerdings leerten sich die Straßen wieder und pünktlich zum Start des Halloween-Shopping-Programms um 19:00 Uhr war die Innenstadt schlecht besucht. Lediglich ein paar handvoll Schaulustige hatten sich eingefunden. Nur gab es in diesem Jahr nicht sehr viel zu sehen. Die hübsche und einladende Deko aus den Vorjahren mit Kürbissen, Strohwürfeln und orangen Teppichen fehlte und man hatte nicht den Eindruck, dass dort gleich richtig etwas losgeht.
Von den vielfach enttäuschten Besuchern und Passanten ebenfalls schmerzlich vermisst wurden die gruselig und abstoßend schön verkleideten Schauspieler des Staatstheaters, die in den üblichen Umzügen durch die Straßen der Innenstadt prozessierten und so für schaurige Stimmung bei den Gästen sorgten. Und überhaupt gab es nicht viele Kostüme zu sehen. Wo man in den Vorjahren noch ohne Verkleidung auffiel, war es am Samstag genau umgekehrt. Die wenigen Maskierten und Schreckgestalten fielen heuer auf.
Wenigstens gab es gute Musik von der Bühne auf dem Hauptplatz, dem Mauritiusplatz, die live gesungen wurde und als Halloween-Thriller-Highlight um 21:00 Uhr einen Flashmob. Die Gruppe „Simply Michael“ inszenierte in passenden Kostümen die berühmte Tanzszene aus dem Musikvideo „Thriller“ von Michael Jackson. Zusammen mit Tanzformationen in 27 Ländern und mindestens 150 Städten wurde dies gemeinsam vorgetragen. Dazu waren während des Abends auch die meisten Besucher auf dem Mauritiusplatz.
Es mussten die Organisatoren und Team Leader eine Anmeldung für den Mob einreichen um teilzunehmen und währenddessen ein Video von der Performance aufnehmen. Anhand der Videos wird dann im Nachgang genau ermittelt, wie viele Städte sich an dieser Aktion tatsächlich beteiligt haben. Den teilnahmereichsten Thriller-Flash Mob gab es 2009, im Todesjahr des „King of Pop“.
Durch die Kälte wurden vorrangig Glühwein und alkoholfreie heiße Getränke getrunken. Ebenfalls gut gewärmt hat die Kürbissuppe, die von Bauer Paul angeboten wurde. Außerdem konnte man sich mit Bratwürsten und an einem Stand sogar mit interessanten Afghanischen Spezialitäten stärken und gegen die kalten Temperaturen wappnen. Großen Absatz gab es allerdings nicht, denn im Gegensatz zum letzten Jahr waren nur etwa ein Drittel der Besucherzahlen zu vermerken.
Auch in den Straßen der Innenstadt und den Geschäften war nicht so viel Leben wie beim letzten Halloween-Shopping. Es gab weniger Stände, die zum Schauen und Kaufen einluden. Viele Läden und Geschäfte beteiligten sich von vornherein nicht an dem Event und schlossen ganz regulär um 18:00 oder 19:00 Uhr. „Schon im letzten Jahr hatte es sich nicht rentiert, daher habe ich es in diesem auch gelassen“, erzählt eine Einzelhandelsverkäuferin aus der Fußgängerzone.
Nur wenige Partizipierende nutzten die verlängerten Öffnungszeiten für sich und die Kunden. Nachdem aber die Straßen leer blieben, schlossen auch sie die Türen nach einer Absprache untereinander früher als geplant schon gegen 21:45 Uhr. „Generell wurde schlechter Umsatz gemacht“, ließen zwei Verkäuferinnen in einem Schuh- und eine andere in einem Modegeschäft verlauten. Auch wohl schon in den Stunden zuvor hatte es für die Mitarbeiter nicht viel zu tun gegeben. Und auch andere Aktionen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, wurden in diesem Jahr ausgelassen. So fehlte beispielsweise die Fotoaktion im Galeria Kaufhof.
Eine Familie aus München war extra wieder für das Halloween-Shopping angereist, weil es ihr in den Vorjahren so gut gefallen hatte. Die Kindern hatten sich wie sonst auch schön gruselig verkleidet, der Sohn mit einem schwarzen Umhang mit Scream-Maske und die Tochter als blassen und blutenden Zombie. Sie waren ebenfalls sehr enttäuscht und verglichen mit den vergangenen Veranstaltungen. Man kam zu dem Schluss, dass sich die Anreise leider nicht gelohnt hätte. Eine andere verkleidete Passantin, Sandra Steip aus Wiesbaden, äußerte ähnlich ihr Bedauern, dass in diesem Jahr so wenig gemacht worden war und so wenig angeboten wurde. „Es fehlt die tolle Deko und es ist nichts los in der Stadt“, meinte sie traurig.
Als wahrscheinlich einziger Punkt, der dem in den Vorjahren in Wirkung glich, war das schöne und stimmungsvolle Feuerwerk, das um 22:00 Uhr als Abschluss des Abends vom Dach des Karstadt-Parkdecks abgebrannt wurde. Es wurde mit schaurig-schöner Musik untermalt und nach rund zwölf Minuten war das Lichterfarbenspiel am klaren Abendhimmel vorbei. Dafür hatten sich dann immerhin etwa 1.200 Schaulustige auf dem Mauritiusplatz eingefunden. Das Feuerwerk kam sehr gut an, machte aber den sonst schlechten Eindruck des etwas lieblos vorbereiteten Halloween-Shopping-Abends nicht wieder wett.
Was der Grund für die fehlenden Besucher war ist nicht klar. Es kann an den lausig kalten Temperaturen gelegen haben. Gleichzeitig enttäuschte aber auch das Event allgemein mit einer abgespeckten Vorjahresversion des sonst so aufregenden und vielseitigen Halloween-Shoppings. Es bleibt zu hoffen, dass es in 2013 wieder schöner, ansprechender dekoriert und vielleicht auch wieder etwas gemütlicher wird.