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Wiesbaden bietet mit seiner Geografie und der malerischen historischen Kulisse eine reizvolle Strecke für den Ironman 70.3. Kein Wunder also, dass der fordernde Wettkampf bis in die letzten Minuten spannend blieb. Gleich zwei Mal konnten neue Streckenrekorde aufgestellt werden.
Was für eine Wahnsinnszeit! Mit neuem Streckenrekord von 4:03:58 Stunden gewann am Sonntagmittag der Weltmeister über die 70.3-Distanz Michael Raelert die Europameisterschaft vor dem Kurhaus in Wiesbaden. Auf dem Treppchen landeten der Belgier Bart Aernouts und der Deutsche Boris Stein aus Eitelborn.
Mit knapp drei Minuten Vorsprung sicherte sich Rostocker Raelert seinen Sieg auf dem Bowling Green. Bis zur Ziellinie nach 1,9 Kilometer Schwimmen, 90,1 Kilometer Radfahren und 21,1 Kilometer Laufen war es für Raelert ein harter Weg. Nach dem Schwimmen im Raunheimer Waldsee lagen die ersten zehn Triathleten nur Sekunden auseinander. Der junge Kölner Johann Ackermann stürzte als Neunter, nur wenige Meter nach der ersten Wechselzone und schied mit einer Oberschenkelverletzung aus.
Auf der Rennstrecke mit 1.500 Höhenmeter Unterschied führte Raelert mit dem Russen Ivan Vassiliev das Feld auf dem höchsten Punkt der Strecke, auf der Platte in Taunusstein, an. Dicht dahinter ein Trio mit Bart Aernouts (Belgien), Mikel Elgezbal (Spanien) und Toumy Degham (Frankreich). Durch den Taunus schob sich das Trio an die beiden Führenden heran und bildeten fortan als Quintett das Rennen an. Auf dem Weg nach Wiesbaden, als die Platte nun von Idstein erneut überquert wurde, griff der Spanien Elgezabel aus der Führungsgruppe an und setzte sich leicht ab.
Der spanische Angriff blieb aber nur von kurzer Dauer. Bereits an der zweiten und letzten Wechselzone am Kranzplatz schlossen die Verfolger wieder auf. Auf der letzten Teildisziplin, dem Laufen, zeigte sich die Dominanz von Michael Raelert. Auf den ersten Kilometern zog der Rostocker weg und sicherte sich mit Streckenrekord den Sieg. „Auf der letzten Etappe, beim Laufen, musste ich noch einmal richtig Gas geben, um zu gewinnen", beschrieb Raelert auf der anschließeden Pressekonferenz seine Siegesambitionen nach dem Radfahren. Also gab er Gas - und das erfolgreich. Das Training auf einem abgelegenen Bauernhof am Chiemsee in Vorbereitung für den Ironman 70.3 trug Früchte. Komplett abgeschottet von jeglichen Medien brachte das intensive Training Erfolg.
Ebenfalls mit Streckenrekord gewann bei den Damen Anja Beranek aus Fürth. Mit einer Zeit von 4:36,09 Stunden war die neue Europameisterin ganze zehn Minuten schneller als Vorjahressiegerin Karin Thürig aus der Schweiz. Beranek, in ihrem ersten Jahr als Profi, feierte erst vor wenigen Wochen die Vize-Europameisterschaft auf der langen Ironman-Distanz in Frankfurt. Nun der Triumph vor dem Wiesbadener Kurhaus mit über vier Minuten Vorsprung vor Virgina Berasategui (Spanien) und Julia Gajer (Deutschland). „Ich hatte mir den Sieg natürlich erhofft und bin sehr glücklich darüber, aber ich bin auch überrascht. Zumal ich ja im letzten Jahr noch bei den Amateuren gestartet bin und heute schon den Europameistersieg mein Eigen nennen kann. Diesen Titel muss ich erst noch realisieren“, freute sich die frischgebackene 70.3.-Europameisterin.
Dabei zeigte Beranek vor allem nach dem Schwimmen eine Glanzleistung. Rund zwei Minuten lag die Fürtherin hinter der starken Schwimmerin Jodie Swallow. Im Radfahren und Laufen zog Beranek jedoch vor den Augen ihrer Familie an der Britin vorbei und gab diese Führung nicht mehr ab. „Die Familie ist mein legales Doping “, erklärte die frischgebackene Siegerin kurz nach dem Zieleinlauf ihr Erfolgsrezept.
Positives Resümee auch bei den Veranstaltern. Mehr als 2.300 Teilnehmer, sowohl Profis als auch Amateure, aus fast 50 Nationen sorgten vom Start weg für viel Nervenkitzel und Zuschauerspaß. Kai Walter, Managing Director International Operations Europe des Ironman-Veranstalters, bedankte sich während der anschließenden Siegerehrung „bei allen Organisatoren und bei den 1600 freiwilligen Helfern, ohne deren Hilfe und deren Einsatz der Ironman nicht so erfolgreich durchgeführt hätte werden können.“
>>> Weitere Bildergalerien folgen im Laufe des Dienstags <<<
Weitere Stimmen auf der Pressekonferenz
Bart Aernouts (Belgien, 2. Platz Herren): „Auf der ersten Runde habe ich noch versucht, mit Michael Raelert mitzuhalten, aber dann war klar, dass ich das nicht mehr schaffen würde. Trotzdem bin ich stolz auf meine Leistung.“
Boris Stein (Deutschland, 3. Platz Herren): „Eigentlich ist das Laufen meine beste Disziplin, aber wenn man sich heute die Splitzeiten nach dem Schwimmen anschaut, kann man sehen, dass inzwischen auch das Radfahren eine Stärke von mir ist.“
Virginia Berasategui (Spanien, 2. Platz Damen): „Ich habe den zweiten Platz gewonnen, nicht den ersten verloren. Mit dem zweiten Platz hier kann ich sehr, sehr glücklich sein." Die Spanierin, die nach 4:40:30 Stunden ins Ziel einlief, hatte kürzlich Knieprobleme gehabt und bis zum Schluss war nicht ganz klar gewesen, ob sie überhaupt fit genug war, um hier zu starten.
Julia Gajer (Deutschland, 3. Platz Damen): „Anja Beranek und Virginia Berasategui waren eben einfach schneller. Als es irgendwann nur noch 90 Sekunden waren, da wollte ich es wissen und habe noch mal die Kampfsau ausgepackt.“