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In Hessen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3.149 Straftaten im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie registriert. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von insgesamt 86,1 Prozent. Insbesondere bei Jugendlichen in Hessen verzeichnet die Polizei eine signifikante Fallsteigerung. Rund 1.545 Tatverdächtige (51,5 Prozent) sind unter 21 Jahre alt.
Weil immer häufiger einschlägige Bilder und Videos von Heranwachsenden über soziale Netzwerke oder Messenger verbreitet werden, haben das Hessische Innenministerium und die hessische Polizei am Mittwoch eine hessenweite Beratungs- und Hilfehotline zur Prävention und Aufklärung über die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornographie eingerichtet. „Unsere neue landesweite Hotline soll vor allem Jugendlichen und ihren Eltern Hilfe bieten. Wir müssen Kinderpornographie mit allen präventiven und repressiven Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, bekämpfen“, so Innenminister Peter Beuth.
Ab sofort können sich hilfesuchende Eltern und junge Menschen unter der Rufnummer 0800 - 55 222 00 vertrauensvoll an die Präventionsexpert:innen der hessischen Polizei wenden.
„Das Strafrecht unterscheidet nicht, wer die Inhalte versendet: Auch Jugendliche und Heranwachsende, die in der digitalen Welt ihre Sexualität entdecken, sexualisierte Fotos und Videos aus freien Stücken aufnehmen bzw. sie herunterladen und teilen, können sich strafbar machen. Was viele nicht wissen: Nicht nur eigenes Einstellen und aktives Weiterleiten von solchen Darstellungen stehen unter Strafe, sondern auch der Erhalt von kinder- und jugendpornografischen Inhalten in Chat-Gruppen oder sozialen Medien kann bereits strafbar sein“, erklärt Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes.
In Hessen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 7.333 Sexualstraftaten registriert. „Der Kampf gegen Kinderpornografie und den sexuellen Missbrauch von Kindern hat höchste Priorität. Um Sexualstraftäter zur Strecke zu bringen, müssen wir alle rechtlichen und taktischen Mittel ausschöpfen“, so Beuth.
Eine Besondere AufbauOrganisation (BAO) FOKUS (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie Und Sexuellen Missbrauch von Kindern) der hessischen Polizei bündelt seit Oktober 2020 alle strategischen und polizeilichen Maßnahmen, um Kindesmissbrauch und Kinderpornographie in Hessen mit aller Härte zu bekämpfen. Bisher wurden hessenweit mehr als 1.700 Durchsuchungen durchgeführt, 22 Haftbefehle vollstreckt und über 29.000 Datenträger sichergestellt.
Die Flut an kinder- und jugendpornografischem Datenmaterial, die bei jeder Durchsuchungsmaßnahme sichergestellt und ausgewertet werden muss, stellt die Ermittler:innen vor große Herausforderungen. Darum entwickeln das Hessische Landeskriminalamt und der INNOVATION HUB 110 des Hessischen Präsidiums für Technik zurzeit eine Forensikplattform. Vier Millionen Euro stehen für diese moderne IT-Infrastruktur bereit. Mit der Plattform sollen die Daten deutlich schneller ausgewertet werden, um Täternetzwerke zu enttarnen, Täter:innen schneller festzunehmen und den Missbrauch von Kindern wirkungsvoll zu verhindern.
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Bild: HMdIS