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Die Feuerwehrwache 3 in Bierstadt ist nicht nur in die Jahre gekommen, sondern erfüllt seit Jahrzehnten die geforderte Hilfeleistungsfrist von 10 Minuten nicht. Nach dem Hessischen Gesetz für Brandschutz und des Katastrophenschutzes müssen die Helfer der Feuerwehr innerhalb dieser Zeit am Einsatzort sein. Die Stadtteile Breckenheim, Delkenheim und Auringen liegen außerhalb dieses Radius, was zur Konsequenz hat, das die Helfer im Fall eines Falles zu lange brauchen um vor Ort zu sein.
Jede Minute kann über Leben oder Tod entscheiden, deshalb plant die Feuerwehr Wiesbaden in Verbindung mit dem Gesundheitsamt der Stadt den Neubau einer Feuer- und Rettungswache 3 im Stadtteil Igstadt.
Mit dem Neubau ergibt sich aus Sicht der Stadt ein strategisch und einsatztaktisch optimaler Standort und eine Alternative für den bisherigen Feuerwehrgerätehaus in der Oberlinstraße im Stadtteil Bierstadt sowie den bisherigen Rettungswachenstandort auf dem Raiffeisen-Gelände in Igstadt.
Die Zustände auf der Feuerwache 3 sind alles anderes als optimal. „Der Flur dient als Umkleideraum sowie als Waschgelegenheit für die Helfer“, erzählt der Leitende Branddirektor der Berufsfeuerwehr Wiesbaden Harald Müller. Ähnliche Zustände gibt es auch auf der Rettungswache Ost, die zurzeit in Containern untergebracht ist. Die hygienischen Bedingungen beider Standorte sowie der Arbeitsschutz entsprechen nicht den nötigen Anforderungen und bieten suboptimale Bedingungen für die Einsatzkräfte.
Die Feuerwehrwache 3 in der Oberlinstraße war 1976 nur als Provisorium geplant. Als Breckenheim, Medenbach, Delkenheim, Nordenstadt und Auringen zu Wiesbaden eingemeindet wurden, musste der Brandschutz in den neuen Stadtteilen sichergestellt werden. So wurde die bestehende Wache der Freiwilligen Feuerwehr Bierstadt, zur neuen Feuerwache 3 im östlichen Stadtteil. In den darauf folgenden Jahren wurde das Gebäude etwas ausgebaut und erweitert. Aber es war weiterhin nur eine vorübergehende Lösung, die bald möglichst durch einen adäquaten Neubau abgelöst werden sollte. Das Provisorium hat bis heute bestand.
Ein ähnliches Schicksal zeichnet sich gerade mit der Rettungswache Ost ab. Um die Hilfeleistungsfrist, die ebenfalls 10 Minuten für den Rettungsdienst beträgt, einzuhalten, wurde die Rettungswache Ende 2006 von Erbenheim nach Igstadt verlegt. In mehreren Containern wird auf engsten Raum das medizinische Material für die Einsätze vorgehalten, Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt, gekocht, gegessen und geduscht. Die Bedingungen sind alles anderes als gut.
Aus diesem Grund ist ein Neubau der kombinierten Wache nicht nur eine taktische, sondern auch eine gute Lösung für die verbesserten Arbeitsbedingungen. Dazu kommt noch der wirtschaftliche Aspekt. Durch die Zusammenlegung werden enorme Kosten gespart, da nur noch ein Objekt unterhalten werden muss. Neben der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und des Rettungsdienstes wird auch die Freiwillige Wehr Igstadt dort mit einziehen.
„Igstadt ist ein sinnvoller Standort für die Wache“, erklärt Harald Müller. Von Igstadt aus können sechs Stadtteile erreicht werden, ohne dass die Einsatzfahrzeuge durch einen anderen Ort müssen. „Außerdem sind die Helfer innerhalb der geforderten 10 Minuten an allen Orten im Osten von Wiesbaden“, führt der Branddirektor an.
Mit der neuen integrierten Feuer- und Rettungswache Wiesbaden-Ost in der Nordenstadter Straße werden insgesamt weniger Einsätze durch Igstadt gefahren, es kommt lediglich zu einer Veränderung der Fahrstrecken im Ort.
Dies wurde an Hand eines Beispiels verdeutlicht: 2012 sind Feuerwehr und Rettungsdienst zu insgesamt 2.455 Einsätzen ausgerückt, bei denen die Fahrzeuge durch Igstadt gefahren sind. Mit dem neuen Standort werden es nach den Berechnungen und der Zahl vom letzten Jahr unter dem Strich 97 Fahrten weniger sein, denn „die Einsatzwagen fahren von der Nordenstadter Straße direkt nach Nordenstadt (2012 waren es 58 Fahrten der Feuerwehr, 265 des Rettungsdienstes) oder nach Erbenheim (68 Feuerwehr, 891 Rettungsdienst), in diesem Bereich sind die meisten Einsätze im Osten. Das bedeutet eine Entlastung für den Ort“, so Müller.
Damit die Bürger so wenig wie möglich belästigt werden, ist der Neubau der Wache auf dem rund 8.000 Quadratmeter großen Grundstück planerisch so eingeordnet, dass für die umliegenden Wohnhäuser keine Beeinträchtigung entsteht. Entlang der Häuserseiten sollen Büros, welche nur tagsüber genutzt werden sowie die Ruheräume – der Schlafbereich – der Wachmannschaften entstehen.
Die angestrebte Lösung am Ortsrand von Igstadt in Richtung Nordenstadt wäre eine Verbesserung für alle Problemgebiete und eine Entlastung für den Ort, so Müller. Frühestens würde, „wenn alles optimal läuft, der Baubeginn 2016 sein. Dann könnten wir so 2017 einziehen“, so der Branddirektor.
Die Kosten für das Projekt müssen noch berechnet werden. Da konnte am Dienstag weder Oberbürgermeister Sven Gerich noch Harald Müller etwas sagen. In dem aktuellen Doppelhaushalt der Stadt, ist der Neubau noch nicht berücksichtigt. Dieser wird, so Gerich, im Haushaltsplan für 2015/2016 aufgenommen. Das Grundstück an der Nordenstadter Straße hat die Stadt aber schon gekauft.
Mit dem Neubau der Feuerwehr- und Rettungswache Ost soll der Fuhrpark um ein Großtanklöschfahrzeug erhöht werden. Damit wird auch die Mannschaftsstärke von 10 auf 12 Kräfte erhöht.
Aktuelle Besetzung der Feuerwehrwachen
Feuerwache 1 Kurt-Schumacher-Ring, Innenstadt
20 Kräfte rund um die Uhr
Feuerwache 2, St. Florian-Straße, Mainz-Kastel
15 Kräfte
Feuerwache 3, Oberlinstraße, Bierstadt
10 Kräfte
Aktuelle Standorte der Rettungswachen
Rettungswache Wiesbaden West, Flachstraße
Rettungswache Wiesbaden Süd, Wiesbadener Landstraße
Rettungswache Wiesbaden Mitte, Bierstadter Straße
Rettungswache Wiesbaden Ost, Igstadt, Gelände Raiffeisen
Einsatzzahlen 2012
50.000 Gesamt, davon 5.000 Feuerwehr, 45.000 Rettungsdienst
Grafiken: Feuerwehr Wiesbaden