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Schnell, schneller, Ritchie Nicholls. Bei der 7. Auflage des 70.3 Ironman in Wiesbaden wurde der Schotte mit neuem Streckenrekord Europameister. Beim Triathlon durch die hessische Landeshauptstadt legten die Athleten ein wahnsinniges Tempo an den Tag. Der neue Europameister unterbot die alte Bestmarke um über 7 Minuten und knackte erstmals die Vier-Stunden-Marke.
Spannender und schneller hätte ein 70.3 Iroman nicht sein können. Bereits auf der Schwimmstrecke im Raunheimer Waldsee boten sich die Profis einen harten Kampf um die Spitze. Jan Frodeno aus Saarbrücken, der in Wiesbaden zum ersten Mal bei einem 70.3 Ironman startete, trat als erstes ans Ufer in Raunheim und fuhr seinen Kontrahenten auf der Radstrecke zunächst weg. Mit teilweise 50 km/h rauschte Frodeno über den Asphalt der Landeshauptstadt entgegen. Auf dem höchsten Punkt der Platte rückte das Feld dicht zusammen. Durch den Taunus wuchs die Anzahl der Spitzengruppe auf 14 Fahrer an. Zwischen dem Spitzenreiter und Platz 14 trennten nur wenige Sekunden.
In der zweiten Wechselzone des Tages am Kranzplatz erwischte Frodeno das große Pech. Als Zweiter, hinter Andreas Dreitz, verlor der Olympiasieger von 2008 über eine Minute. Zunächst fand der Debütant seinen Beutel nicht, später musste er wegen eines Krampfes kurz anhalten. „Die Strecke ist hammerhart. Ich musste mich häufig mit Krampansätzen herumplagen“, so der 70.3-Neuling nach dem Rennen.
Großer Nutznieser war Ritchie Nicholls. Der Brite, der nahezu unscheinbar sein Rennen absolvierte, trotzdem aber ständig in der Spitzengruppe vertreten war, zündete beim Rundkurs durch den Kurpark den Turbo. Die Strapazen waren ihm nach 1,9 Kilometer Schwimmen und 90 Kilometer Radfahren nicht anzusehen. Die erste Hälfte der Strecke legte Nicholls in einem Schnitt von knapp über drei Minuten zurück. „Gepuscht von Frodeno“, wie der Sieger später im Ziel sagte, ließ sich der neue Europameister die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und siegte am Ende mit neuem Streckenrekord (3:56,55 Stunden). Rund 40 Sekunden später überquerte Frodeno die Ziellinie. Dritter wurde der Italiener Alessandro Degasperi.
„Ich bin sehr glücklich, hier in Wiesbaden gewonnen zu haben. Bei diesem starken Starterfeld hätte ich nicht erwartet, am Ende ganz vorne zu sein. Aber Jan Frodeno im Nacken hat mich zum Sieg gepuscht“ erklärte der frischgebackene Ironeman 70.3 Europameister Nicholls nach dem Rennen. „Und definitiv werde ich nächstes Jahr wieder nach Wiesbaden kommen, um meinen Europameistertitel zu verteidigen“, erklärte Nicholls. „Es war ein geiles Gefühl“ sagte Jan Frodeno, als er auf sein Ironman 70.3 Debüt angesprochen wurde. „Ein Ironman 70.3 ist schon ein deutlicher Unterschied zur Olympischen Distanz. Ich habe heute alles gegeben und bin mit einem Vizeeuropameistertitel belohnt worden“, erklärte der Mixed-Team-Weltmeister von Hamburg 2013. „Wiesbaden ist ein Rennen, das mir wirklich liegt“, sagte der drittplatzierte Degasperi als er auf seinen dritten Podiumsplatz bei seinen dritten Start in Wiesbaden angesprochen wurde. Lokalmatador Uwe Widmann, der bei sieben in Wiesbaden ausgetragenen Rennen sechsmal teilgenommen hat, freute sich über den großen Zuschauerzuspruch auf der Strecke „Das tolle Wiesbadener Publikum mich heute in das Ziel getragen, daher danke ich Allen, die uns an der Strecke so gut angefeuert haben“.
Die Damen boten ebenfalls ein spanndes Rennen bis zum Schluss. Die große Favorit Annabel Luxford gab von Beginn die Pace an und war lange Zeit die dominate Führungsperson. Dieses Tempo wurde ihr am Ende zum Verhängnis. Auf den letzten Kilomtern büßte die Australierin zwei Minuten ein. Nutznießerin war die Schweizerin Daniela Ryf. Die 26-Jährige hielt ihr Tempo bei, überholte Luxford rund drei Kilometer vor dem Ziel und bot mit 4:31,34 Stunden ebenfalls einen neuen Streckenrekord auf.
„Die Sparkassen Finanzgruppe IRONMAN 70.3 European Championship in Wiesbaden war für mich in diesem Jahr als mein Saisonhöhepunkt geplant. Daher fühle ich mich erleichtert und glücklich über den Sieg“, sagte eine freudestrahlende Ryf nach den Zieleinlauf. „Ich war selbst überrascht, dass ich bei den letzten 10 Laufkilometer noch einmal deutlich zulegen konnte“.
Erneut säumten wieder mehrere zehntausende Zuschauer die Rad- und Lauftsrecke. Besonders im Kurpark und vor dem Kurhaus am Bowling Green sammelten sich die Massen. Insgesamt verfolgten rund 80.000 Zuschauer das spannende Rennen am Sonntag. Mit tosendem Applaus feuerte das sportbegeisterte Publikum jeden Läufer an. Vor allem bei den Publikumslieblingen Faris Al-Sultan, Sebastian Kienle, Thomas Hellriegel und beim Wiesbadener Uwe Widmann wurde es laut. Bei schönem Wetter ging die Party am Raunheimer Waldsee schon um 6:00 Uhr morgens los.
An der Strecke auch dabei der neue Oberbürgermeister Sven Gerich. Als Zuschauer und als Helfer an der Getränkeausgabe in Kloppenheim verfolgte Gerich den Wettkampf hautnah. „Es hat Spaß gemacht und es ist das Top-Event in Wiesbaden. Wiesbaden ist ein tolles Pflaster für ein solches Rennen. Ich danke allen Helferinnen und Helfern, die wirklich einen Super-Job gemacht haben“, dachte Gerich auch an die 1.500 Volunteers, ohne die das Rennen nicht möglich wäre.
Auch Kai Walter, COO Europa des Veranstalters World Triathlon Corporation (WTC), lobte das Rennen. „Wir haben tolle Sieger und ein sensationelles Rennen gesehen. In diesem Jahr haben wir mit über 2.900 Athletinnen und Athleten aus 58 Nationen eine besonders große Teilnehmerzahl erleben dürfen. Wir danken der Stadt Wiesbaden für die gute Zusammenarbeit und unserem Titelsponsor und allen anderen Sponsoren für die geleistete Unterstützung. Wiesbaden ist in vielen Dingen ganz besonders. Das hat den Erfolg bei dieser Veranstaltung ausgemacht. Wir fühlen uns sehr wohl in Wiesbaden.“ Lobesworte die man in der Landeshauptstadt gerne hört. Vor allem im Hinblick auf die Bewerbung zur Ironman 70.3 Weltmeisterschaft im Jahr 2015.
1. Ritchie Nicholls | GBR | 3:56,55 |
2. Jan Frodeno | GER | 3:57,35 |
3. Alessandro Degasperi | ITA | 4:00,14 |
4. Josh Amberger | AUS | 4:02,37 |
5. Boris Stein | GER | 4:02,47 |
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1. Daniela Ryf | SUI | 4:31,34 |
2. Annabel Luxford | AUS | 4:32,43 |
3. Catriona Morrison | GBR | 4:36,27 |
4. Tamsin Lewis | GBR | 4:39,28 |
5. Lisa Hütthaler | AUT | 4:42,40 |
Fotos: Tom Klein; Maximilian Gerny