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Die verhängte Quarantäne in der Nacht zum Samstag auf dem Ausflugsschiff Bellriva ist seit 15:00 Uhr aufgehoben. In der Nacht beklagten sich mehrere Passagiere über Übelkeit und Erbrechen, so dass das Schiff am Biebricher KD-Steg nicht ablegte, wie eigentlich geplant. Wiesbadenaktuell.de berichtete ausführlich darüber. Die Zahl der Erkrankten stieg schnell an. Vorsorglich wurde die Klimaanlage vom Schiff deaktiviert. Die Feuerwehr baute eine eigene Wasserversorgung auf. Das Rote Kreuz kochte Essen den ganzen Tag lang, um sicherzustellen, dass die Erkrankungen nicht auf die gelagerten Speisen des Schiffs zurückzuführen sind.
In der Nacht wurden Proben von Essen und Personen genommen. Die Analyse von Veterinär- und Gesundheitsamt brachte nun Klarheit. Im Essen wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Dafür konnte bei den anderen Proben der Noro-Virus zweifelsfrei ermittelt werden. Auch Befragungen des Gesundheitsamtes bei den Fahrtenteilnehmern ließen auf diesen Schluss zu. Eine Passagierin klagte über Magen-Darm-Probleme vor Reiseantritt am Donnerstag. Es wird vermutet, dass aufgrund der Nähe im Schiff die Ansteckung über Türklinken und Toilettengängen das hochansteckende Virus sich ausbreiten konnte.
Der Pressesprecher der Stadt Wiesbaden Reza Ahnari kann nahezu ausschließen, dass sich die Fahrtenteilnehmer auf den Besuchen an Land wie zum Beispiel auf dem Wiesbadener und Rüdesheimer Weihnachtsmarkt die Noro-Viren eingefangen haben, denn es gab keine weiteren meldepflichtigen Virenerkrankungen außerhalb des Schiffes.
Das Hotelschiff legte am Donnerstagmorgen in Köln ab und machte eine Städtetour auf dem Rhein. Am Freitag wurde in Rüdesheim und Wiesbaden anlegt. Die ursprüngliche Tour hätte am Samstag noch in Frankfurt und Mainz weitergehen sollen. Die Rückkehr war Sonntagmorgen in Köln geplant, daraus wird aber nun nichts mehr.
Insgesamt 188 Personen waren auf dem Schiff, davon 146 Passagiere. Von den 72 erkrankten Patienten, die alle über 60 Jahre alt sind, wurden vier Personen vorsorglich in die Dr. Horst Schmidt Klinken verlegt. Die Patienten bekamen, nach dem starken Flüssigkeitsverlust, Infusionen und Medikamente zur Stabilisierung. Die Seelsorge in Notfällen war mit fünf Personen vor Ort und betreute die verbliebenen Passagiere auf dem Hotelschiff. In der Nacht waren zwei Ärzte an Bord. Ab 12:00 Uhr stand ein Arzt für die Patienten zur Verfügung, denn teilweise liegen noch einige in den Kabinenbetten. In den ersten Stunden waren bis zu 15 Rettungskräfte auf dem Hotelschiff. Bürgermeister und Gesundheitsdezernent Arno Goßmann verschaffte sich einen Überblick an der Einsatzstelle.
Nach dem die Quarantäne aufgehoben wurde, vertraten sich einige Passagiere die Füße und nahmen frische Luft auf. Vorsorglich übernachten dennoch alle Mitfahrer auf dem Schiff. Am Sonntag wird ein Bustransfer die gesunden Fahrgäste und die Besatzung nach Köln bringen. Am Montag wird, in Eigenregie der Reederei, ein Desinfektionsunternehmen das Schiff reinigen, bevor es in Biebrich ablegen wird.
Unter den Fahrgästen war auch das Ehepaar Baranek aus dem Sauerland. Sie waren eine Reisegruppe mit vier Personen, die diese viertägige Städtereise gebucht hatten. Die kleine Gruppe besichtigte am Freitag zuvor Wiesbaden, als in der Nacht die Krankheitsfälle auftraten. "Wir mussten heute in den Kabinen bleiben. Wir machten uns sorgen, als immer mehr Fälle auftraten. Es bildeten sich schnell Gerüchte, was vorgefallen sein könnte. Nach dem der Kapitän ganz offiziell über die Ursache informierte und die Quarantäne aufgehoben wurde, war die Erleichterung groß gewesen", so Armin Baranek. Die vierköpfige Reisegruppe hofft, dass ihre Mitfahrerin morgen die Rückreise mit antreten kann, da sie sich mit dem Noro-Virus angesteckt hatte. "Die Betreuung durch die Rettungskräfte auf dem Schiff war professionell. Ohne große Hektik wurde vorgegangen. Wir werden uns nun die Füße vertreten und wollen einfach nur noch schnell zurück nach Köln", erklärte Baranek abschließend.
Aktuell bauen die Einsatzkräfte die aufgebauten Gerätschaften zurück. Über den Tag verteilt waren 60 Helfer vor Ort. Eine Rettungswagenbesatzung verbleibt die Nacht vorsorglich am Biebricher Rheinufer. Auch wenn die Arbeiten in Biebrich dem Ende zu gehen, müssen noch die kontaminierten Gerätschaften aufwändig gereinigt und desinfiziert werden.