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Um dreiundzwanzig Minuten nach eins in der Nacht zum Montag, ging in der Rettungsleitstelle Wiesbaden ein Notruf über ein Feuer in der Anglergasse in Schierstein ein. Sofort rückte der Löschzug der Berufsfeuerwehr Wiesbaden sowie die alarmierte Freiwillige Wehr Schierstein zum Einsatzort aus.
Eine Polizeistreife die in der Nähe war traf als erste an dem brennenden Wohnhaus ein. Die Beamten verschafften sich zum Erdgeschoss des Gebäudes einen Zugang und konnten eine 69-jährige Frau aus dem Haus retten. Als sie erneut in das mittlerweile in Vollbrand stehende Holzhaus wollten, mussten sie dieses Vorhaben abbrechen, da die Flammen und der Rauch zu massiv waren.
Die Freiwillige Wehr Schierstein war als nächstes vor Ort. Sofort machte sich ein Trupp unter Atemschutz an die Brandbekämpfung und an die Personenrettung. Die wenige Augenblicke später eintreffende Berufsfeuerwehr unterstützte die eingeleiteten Maßnahmen. Allerdings konnten sie das vermisste Ehepaar nicht mehr lebendig aus dem Haus retten. Die 54-jährige Frau und der 48-jährige Mann sind wahrscheinlich durch die Rauchgase bewusstlos geworden und anschließend verbrannt.
Die 69-Jährige Frau erlitt eine Rauchgasvergiftung und wurde nach der medizinischen Erstversorgung durch einen Notarzt und einer Rettungsdienstbesatzung in ein Wiesbadener Krankenhaus gebracht.
15 Anwohner aus umliegenden Häusern wurden vorsorglich evakuiert und in einem Nachbargebäude von Rettungskräften medizinisch sowie psychologisch betreut.
Im Laufe des Einsatzes kamen zahlreiche Trupps unter Atemschutz mit sieben Strahlrohren zum Einsatz, davon wurde ein Strahlrohr über die Drehleiter vorgenommen. Die Nachlöscharbeiten dauern noch bis in die frühen Morgenstunden an. Die Freiwillige Wehr Biebrich Unterstützung ihre Kollegen an der Einsatzstelle.
Brandursachenermittler des Polizeipräsidiums Westhessen haben am Montagmorgen an dem verkohlten Holzhaus erste Ermittlungen aufgenommen. Das Gebäude wurde jedoch zum Zwecke einer genauen Spurensicherung bisher noch nicht betreten, teilte Markus Hoffmann von der Polizei Wiesbaden mit. Eine eingehende Brandstellenuntersuchung gemeinsam mit einem Gutachter ist am kommenden Mittwoch vorgesehen.
Nach einer ersten Beurteilung der Spurenlage ist jedoch wahrscheinlich, dass der Brand im Dachgeschoss des Holzanbaus ausgebrochen ist. "Diese Feststellung deckt sich auch mit den Aussagen der Einsatzkräfte, die als erstes am Brandort eintrafen", erklärte Hoffmann. Das getötete Ehepaar wurde im Schlafzimmer im Dachgeschoss aufgefunden. Der Mann und die Frau bewohnten in dem Haus das ausgebaute Dachgeschoss. Der Gesamtschaden wird auf rund 400.000 Euro geschätzt.
Die Reichsapfelstraße sowie mehrere umliegende Straßen waren während der Löscharbeiten, dort standen die Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr und Rettungsdienst, für den Verkehr gesperrt. Insgesamt kamen bei diesem Einsatz 55 Einsatzkräfte der Feuerwehr mit neun Löschfahrzeugen und zwei Drehleitern zum Einsatz.
Die Einsatzleitung Rettungsdienst koordinierte die medizinische Versorgung der Patienten. Ebenfalls war die Seelsorge in Notfällen (SIN) vor Ort und übernahm die Betreuung von Anwohnern und den Einsatzkräften.
Während des Einsatzes wurden die drei Feuerwachen der Berufsfeuerwehr durch die Freiwilligen Feuerwehren Frauenstein, Kastel und Bierstadt besetzt, um für weitere Einsätze gerüstet zu sein.
Fotos: WA / Privat